Die Freunde des historischen Motorsports kamen vom 21. bis 23. April wieder voll auf ihre Kosten, auf dem Hockenheimring fand die Bosch Hockenheim Historic – Das Jim Clark Revival statt. Rund 20’000 Zuschauer besuchten über die drei Tage den Event und sorgten zusammen mit den Fahrern für eine tolle Stimmung und Atmosphäre. Vor allem am Freitag bei schönstem Wetter konnte man sich richtig gut einstimmen und auf interessante Rennsporttage freuen. Neben den Teilnehmern, die in verschiedenen Rennfeldern an den Start gingen, waren wie schon in den vergangenen Jahren einige Clubs vertreten, die ihre Fahrzeuge auf dem Gelände präsentierten und auch die Strecke befahren durften. Eine interessante Abwechslung und ein Riesenspass, mit dem eigenen Auto auf dem Hockenheimring zu fahren.
Die Teilnehmer waren eingeteilt in insgesamt 11 Rennfelder:
- FIA Lurani Trophy
- HRA Classic Formel 3
- BOSS GP – Big Open Single Seater
- Raceclub Germany Historic
- Raceclub Germany powered by Team FNT
- CANADIAN-AMERICAN Challenge Cup – Can Am Series
- Spezial-Tourenwagen-Trophy STT H&R Cup
- YTCC Autopassion – Youngtimer Touring Car Challenge
- YTCC UPS4ALL
- Lotus Cup Europe
- Scuderia Alfa Classico
Leider werden die Läufe der Serie ‘Kampf der Zwerge’ nicht mehr im Rahmen der Hockenheim Historic ausgetragen, der Start erfolgte bereits vom 7. bis 9. April ebenfalls auf den Hockenheimring als Preis der Stadt Stuttgart. Schade finden wir, denn die kleinen Renner bis 1300ccm vom Schlage eines Mini Cooper, NSU TT, Fiat 500 in allen Variationen, Abarth usw. boten Rennsport vom Feinsten. Hier ein Bild von 2011
Trotzdem wurde viel geboten, vor allem die seit einigen Jahren ausgetragenen Läufe der Serie BOSS GP faszinieren und locken auch viele Zuschauer an. Die teilweise aus der ehemaligen Formel 1 stammenden Rennfahrzeuge vermitteln einen Hauch von Motorsport der Königsklasse. Die BOSS GP (Big Open Single Seater) ist denn auch die schnellste Rennserie Europas und eine der spektakulärsten in der Internationalen Rennsportszene. Wer mehr über die BOSS GP wissen will, findet auf der eigenen Website alle wichtigen Informationen. www.bossgp.com
Das pure Gegenteil ist die FIA Lurani Trophy. Die kleinen Renner haben Motoren mit lediglich 1’100 ccm. Ins Leben gerufen wurde diese Rennserie 1958 von Graf Johnny Lurani mit dem Zweck, eine Rennserie für Neueinsteiger zu schaffen, die italienischen Fahrern als Sprungbrett in die Formel 1 dienen sollte. Die Serie etablierte sich schnell und viele berühmte Fahrer wie Jim Clark, John Surtees, Denis Hulme, Jochen Rindt, Mike Hailwood und Mike Spence starteten ihre Karriere in der Lurani Trophy. Bereits 1975 wurde diese Rennserie, die Formula Junior, in der historischen Klasse wiederbelebt und erfreut sich seither grosser Beliebtheit. An der Hockenheim Historic wurde zur Saison 2017 gestartet. Infos gibt es bei www.formulajunior.com.
Von einem ganz anderen Kaliber sind die Fahrzeuge des CANADIAN-AMERICAN Challenge Cup, auch Can-Am-Series genannt. Da gibt es Vertreter, bei denen ein Zylinder des Motors genau soviel Hubraum hat wie ein ganzer Motor eines Formel Junior Fahrzeuges, nämlich 8,8 Liter. Entsprechend imposant sind die meist offenen Can-Am-Fahrzeuge von McLaren, Lola, March oder Chevron denn auch akustisch. Ein Reglement gab es damals faktisch keines, es war praktisch alles erlaubt und diese Rennserie bot in den Sechziger- und Siebzigerjahren ein Maximum an Spektakel. In den USA war die Formel 1 damals wie heute nicht so beliebt und bekannt wie die amerikanischen Rennserien. Der bekannte Schweizer Rennfahrer Toni Seiler kam gleich mit seinen beiden Lola T70 nach Hockenheim. Den roten Spider durften wir an der letztjährigen SWISS CLASSIC WORLD in Luzern an unserem Stand zeigen.
Ebenfalls für viel Spektakel sorgte das Feld der YTCC – Autopassion. YTCC steht für Youngtimer Touring Car Challenge. Eine stattliche Anzahl hochpotenter Rennwagen war am Start, der Grossteil aus den Siebzigerjahren mit oftmals hubraumstarken Motoren von über 8 Litern. Leider fehlte einer der ganz Schnellen, Roger Bolliger mit seinem weissen Pontiac Trans Am SCCA von 1971. Ein Oelverlust, der nicht vor Ort behoben werden konnte, liess eine Teilnahme leider nicht zu. Schade, aber er war nicht der Einzige, etliche Ausfälle wegen technischen Problemen oder Unfällen waren zu beklagen und das eine oder andere Rennfeld wurde denn auch arg dezimiert. Aber die YTCC – Autopassion war gut besetzt und die Fahrer heizten den Zuschauern richtig ein, wie der Schweizer Michael Kammermann mit dem BMW M1 Procar aus dem Jahre 1980.
Auch die übrigen Rennfelder und Serien waren sehr attraktiv wie der Lotus Cup Europe, wobei hier aber keine historischen Fahrzeuge teilnehmen. Anders beim Feld der Scuderia Alfa Classico, da schlägt das Herz eines jeden Alfisti höher beim Anblick der Giulia und GTV aus den Sechziger- und Siebzigerjahren. Das Wetter war am Samstag mehrheitlich stark bewölkt und windig, ab und zu gab es einige wenige Regentropfen, aber zum Abschluss des Tages klarte es auf und die Alfas durften als letztes Rennfeld bei Sonnenschein fahren. Ein gelungener Abschluss des ersten Renntages.
Der Sonntag war dann wettermässig besser, mehr Sonnenschein, aber noch immer kühl und windig. Aber es blieb während den ganzen drei Tagen trocken und es konnte unter normalen Bedingungen gefahren werden. Durch die Zwischenfälle gab es allerdings Unterbrüche und der Zeitplan geriet vor allem am Samstag etwas in Verzug. Am Sonntag gab es dann Läufe, bei denen lediglich 2 oder 3 Fahrzeuge auf der Strecke waren, eines davon erst noch ein relativ neuer Ferrari F 430. Das wird schnell langweilig und hier hätte man die sehr kleinen Felder zusammenfassen sollen. Wir haben auch den Eindruck, dass trotz der tollen Fahrzeuge die Attraktivität und Vielfalt der letzten Jahren weniger gross ist. Als Liebhaber des Oldtimer-Rennsports wünscht man sich natürlich mehr ältere Fahrzeuge, vielleicht auch wie früher ein Feld mit Vorkriegsfahrzeugen. Die Hockenheim Historic heisst aber auch ‘Das Jim Clark Revival’ und der 1968 auf dem Hockenheimring tödlich verunglückte ‘Fliegende Schotte’ war nun mal nicht vor dem Krieg aktiv. So gesehen passt das schon.
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