Vom Handkarren zum Lieferwagen – Sonderausstellung im Pantheon Basel

Vom Handkarren zum Lieferwagen

So lautet die aktuelle Sonderschau im Pantheon Basel an der Hofackerstrasse 72 in Muttenz, die noch bis zum 15. Oktober 2017 dauert. Es ist bereits die 20. Sonderausstellung, die im Pantheon seit 2008, dem Eröffnungsjahr, besichtigt werden kann. Ein Sonderausstellung dauert jeweils von April bis Oktober, dann folgt der Wechsel. Ein sehr gutes Konzept, denn so kann man immer wieder ‘alte Neuheiten’ bewundern. Die letzte Ausstellung war dem Thema Zagato gewidmet, wir haben darüber berichtet. Neben einer permanenten Ausstellung sind viele Fahrzeuge im Pantheon, welche die Besitzer dort einstellen, also auch hier gibt es immer wieder einen Wechsel. Aktuell also noch bis zum 15. Oktober dauert die Sonderschau ‘Vom Handkarren zum Lieferwagen’ und die beginnt eben mit Handkarren ohne motorischen Antrieb, da war noch Handarbeit und Muskelkraft gefragt.

Vom Handkarren zum Lieferwagen - Sonderausstellung im Pantheon Basel, Muttenz 2017. Als Güter noch von Hand transportiert werden mussten

Vom Handkarren zum Lieferwagen – Sonderausstellung im Pantheon Basel, Muttenz 2017. Als Güter noch von Hand transportiert werden mussten 

Das Pantheon schreibt zur aktuellen Ausstellung:

Seit es uns gibt, tragen wir Dinge mit uns herum

Die 20. Sonderausstellung im Pantheon Basel ist einem Thema, so alt wie die Menschheit gewidmet. Seit es uns gibt, tragen wir Dinge mit uns herum. Den Nachwuchs, die Beute, Brennholz, Nahrungsmittel, Werkzeug, Baumaterial, Waffen. Zu Beginn konnten die Menschen dafür nur ihre Hände, Arme und Schultern benutzen, erst die Erfindung des Rades erleichterte ihnen die Arbeit des Tragens. Über mehr als fünf Jahrtausende stiessen oder zogen unsere Vorfahren also ihre Sachen auf Handkarren und Fuhrwerken durch die Gegend, mit eigener Kraft oder sie setzten Zugtiere ein, wenn sie solche vermochten. Das muss aus unserer heutigen Sicht ein anstrengendes Leben gewesen sein. Erst mit dem Aufkommen der Eisenbahnen, mit der Erfindung des Automobils und dem damit einhergehenden Bau von Verkehrsnetzen entstand im 19. Jahrhundert die Mobilität der Güter, die zuvor im grossen Stil nur auf den Weltmeeren, von Hafen zu Hafen, möglich gewesen war. Lastkraftwagen und Omnibusse, Transportmittel, gehörten zu den Automobilen der ersten Stunde. Es scheint, Ihre Bedeutung hätte gleich hinter der Sehnsucht der Menschen nach individueller Mobilität an zweiter Stelle gestanden. Heute sind die Lieferwagen das letzte Glied in der Kette der Transportlogistik. Was via Schiff, Bahn und Lastwagen in die grossen Verteilzentren geliefert wird, transportieren die Lieferwagen in die Geschäfte der Innenstädte oder direkt zu den privaten Haushalten. Wie der Verkehr im Allgemeinen, hat auch dieser Kleingüterverkehr enorm zugenommen, auch derjenige der Gewerbetreibenden, die täglich mit ihren fahrenden Kleinlagern und Werkstätten in Lieferwagen unterwegs sind. Hinzu kommen die Kleinbusse, die Schulkinder, Arbeitskräfte und Reisende von A nach B fahren. Und wenn dann hie und da etwas ein- oder ausgeladen wird und dadurch Stillstand auf der Strasse herrscht, Stau, können wir uns entweder darüber ärgern oder darüber philosophieren. Denn, seit es die Menschen gibt, tragen sie Dinge mit sich herum – oder transportieren sie in Lieferwagen …

Ziel der Ausstellung vom Handkarren zum Lieferwagen ist es, die Entwicklung des kleinen Güterverkehrs über die vergangenen 150 Jahre darzustellen. Die Exponate erzählen eine vielfältige und abwechslungsreiche Geschichte. Einzelne ihrer Kapitel animieren zum Schmunzeln, andere zum Staunen und zum Nachdenken.

Über die einzelnen Exponate gibt es einen super schön gemachten Katalog mit vielen Bildern und Informationen. Einfach auf Bild klicken 

Vom Handkarren zum Lieferwagen. Sonderschau im Pantheon Basel, Muttenz

Vom Handkarren zum Lieferwagen. Sonderschau im Pantheon Basel, Muttenz

Arbenz Automobile, Albisrieden

Ein Fahrzeug hat uns speziell interessiert, der Arbenz Lastwagen aus dem Jahr 1905. Das hat einen speziellen Grund. Mein Urgrossvater fotografierte zu Beginn des letzten Jahrhunderts bis in die Zwanzigerjahre und war oftmals mit Reisegesellschaften tagelang unterwegs. Die Bilder sind noch erhalten, auch der alte Projektor, mit dem damals – und noch heute – die Glas-Diapositive betrachtet werden können. Auf einem Bild sieht man einen kleinen Lastwagen vor einem Gebäude, davor zwei Männer. Auf dem rechts leider abgeschnittenen LKW steht gross Arbenz auf dem Kühler. Schon vor Jahren betrieben wir Nachforschungen über diesen Schweizer Hersteller, aber man findet nicht viel im Internet. Eugen Arbenz begann 1904 in Albisrieden, damals noch eine eigene Gemeinde westlich von Zürich, Automobile und kleine Lastwagen herzustellen. Aber schon 1905 konzentrierte man sich nur noch auf die Produktion von Lastwagen und bis 1922 wurden rund 3’000 Einheiten produziert. Eine stattliche Anzahl, die nur möglich war wegen des Ersten Weltkriegs, der den Bedarf an Transportfahrzeugen enorm steigerte. Am 22. März 1922 wurde die Fabrik von Eugen Arbenz liquidiert und von Edwin Oetiker am 10. April 1924 übernommen. Die Produktion wurde Mitte der Dreissigerjahre eingestellt.

Ein Arbenz Lastwagen mit damals üblicher Vollgummibereifung. Bildquelle: Archiv DREAM-CARS.CH

Ein Arbenz Lastwagen mit damals üblicher Vollgummibereifung. Bildquelle: Archiv DREAM-CARS.CH

Der im Pantheon ausgestellte Arbenz stammt aus den Anfängen der Produktion. Das oben abgebildete Fahrzeug hat schon eine richtige Kabine. Leider sind keine weiteren Angaben bezüglich Typ und Baujahr verfügbar, aber der Arbenz dürfte aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammen. Auf der Tafel des Fahrzeugs im Pantheon steht, dass es das einzig noch bekannte Exemplar ist. Im Internet findet man ein relativ schlechtes Bild eines Arbenz, ausgestellt in einem schwedischen Museum. Gewisse Merkmale lassen aber vermuten, dass es sich dabei um das Fahrzeug im Pantheon handelt. Und auf Anfrage teilte uns Stephan Musfeld mit, dass diese Annahme tatsächlich korrekt ist. Nach langen Verhandlungen wurde man sich handelseinig und der Arbenz wurde in Schweden zerlegt, in Kisten verpackt und zu Wasser und Land in die Schweiz transportiert. Ob irgendwo auf diesem Planeten noch ein Arbenz steht ist nicht bekannt, aber bei 3’000 hergestellten Fahrzeugen ist es anzunehmen. Eigentlich schade, aber es ist eben alles vergänglich. Um so schöner, dass wenigstens dieses eine Exemplar wieder in der Schweiz und in guten Händen ist.

Vom Handkarren zum Lieferwagen - Sonderausstellung im Pantheon Basel, Muttenz 2017. Der zurzeit einzig bekannte Arbenz Lastwagen, der früher in einem schwedischen Museum stand.

Vom Handkarren zum Lieferwagen – Sonderausstellung im Pantheon Basel, Muttenz 2017. Der zurzeit einzig bekannte Arbenz Lastwagen, der früher in einem schwedischen Museum stand. 

Alle weitere Informationen zum Pantheon und den Sonderausstellungen gibt es direkt bei www.pantheonbasel.ch

Unsere Bildergalerie

 

3 Gedanken zu „Vom Handkarren zum Lieferwagen – Sonderausstellung im Pantheon Basel

  1. Es gibt noch einen Arbenz; zumindest die Ueberreste davon. Ich habe ihn 1984 in Stäfa in einer eingestürzten Scheune entdeckt, erworben und alle Teile eingelagert. In der Zwischenzeit habe ich versucht, fehlende Teile aufzutreiben.
    Es handelt sich um einen Typ A4 mit 2 Tonnen Nutzlast (Baujahr zwischen 1917 und 1922). Das Fahrzeug soll ursprünglich der Möbelfabrik Meer in Huttwil gehört haben.
    Harald Bollinger, Zürich

    • Guten Tag Herr Bollinger

      Vielen Dank für die Nachricht. Das ist ja sehr interessant und einmal mehr die Bestätigung, dass die Aussage ‘es gibt nur noch 1 oder 2 Fahrzeuge’ heikel ist, denn wer kannt schon jeden Schuppen und jede Garage auf dieser Welt. Ein paar Bilder vom Arbenz wären cool. Nochmals vielen Dank und einen schönen Nachmittag.

      Freundliche Grüsse
      Fredi Vollenweider + Team Dream-Cars

  2. Pingback: Vom Handkarren zum Lieferwagen – Sonderausstellung im Pantheon Basel (CH) | http://www.dreamcar.ch

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