ACCA – Ascona Classic Car Award 2017

2016 fand in Ascona erstmals der ACCA statt. ACCA steht für Ascona Classic Car Award. Das kenne ich doch werden viele denken, sowas gibt es in Zürich auf dem Bürkliplatz. Aber das ist der ZCCA – der Zurich Classic Car Award. Was gleich ist, ist das Team. Christoph Lehmann, der auch 4 Mal im Jahr die Dolder Classics organisiert, und Beat Walti zeichnen für den ZCCA und den ACCA verantwortlich. Am Sonntag, 24. September 2017 fand in Ascona der zweite Classic Car Award bei schönstem Sommerwetter statt. Über 50 erlesene Klassiker standen am Samstagnachmittag im Park des Hotels Castello del Sole bereit für die Besichtigung und Bewertung durch die Fachjury. Für die Hotelgäste natürlich eine Attraktion, denn das gibt es nicht alle Tage, teils einzigartige Fahrzeuge der Baujahr 1915 bis 1980 quasi vor der Türe versammelt zu sehen. Für die Teilnehmer gab es am Samstagabend ein Galadiner im Hotel Eden Roc, wo ein Vertreter des Auktionshauses Bonhams über den aktuellen Stand des Klassikermarktes orientierte und informierte. Das gab sicher genügend Gesprächsstoff für die nächsten Stunden.

Am Sonntagmorgen starteten die Teilnehmer zu einer knapp einstündigen Fahrt in der Region um Ascona mit dem Ziel Piazza Motta am Lago Maggiore in Ascona. Dort wurden die Fahrzeuge ausgestellt und konnten von den sehr vielen Zuschauern und Besuchern bestaunt werden. Der ACCA ist ein Concours d’Elégance, an dem verschiedene Preise vergeben werden. Ein Preis war denn wie immer der Publikumspreis und der sorgt oftmals unter Kennern und Fachleuten für Kopfschütteln und man merkt, dass nicht immer die Seltenheit oder ein exorbitanter Wert ausschlaggebend ist. So kommt es dann, dass verhältnismässig normale Autos in der Gunst des Publikums stehen. Nicht aber am ACCA 2017, denn der Sieger war ein offener weisser Porsche 356, ein Einzelstück mit einer aufregend schlichten Karosserie von Zagato. Sicher ein würdiger Sieger für diesen Preis und ein Lob für das offenbar kundige Publikum in Ascona.

ACCA - Ascona Classic Car Award 2017. Ein offener Porsche 356 mit einer Karosserie von Zagato

ACCA – Ascona Classic Car Award 2017. Ein offener Porsche 356 mit einer Karosserie von Zagato 

Am Nachmittag fand dann die Prämierung und Preisverleihung statt. Neben dem erwähnten Publikumspreis wurden die jeweils ersten drei Plätze in den folgenden Kategorien vergeben:

Prewar (Vorkriegsfahrzeuge)
Postwar to 1960 open (Nachkriegsfahrzeuge offen bis 1960)
Postwar to 1960 closed (Nachkriegsfahrzeuge geschlossen bis 1960)
Postwar to 1970 open (Nachkriegsfahrzeuge offen bis 1970)
Postwar to 1970 closed (Nachkriegsfahrzeuge geschlossen bis 1960)
Post 1970 (Nachkriegsfahrzeuge ab 1970)

Einen weiteren Preis gab es für das originalste unrestaurierte Fahrzeug. Eine Kategorie, die wir als sehr wichtig erachten, denn eigentlich sind das die wertvollsten Klassiker, die unglaublich viel Charme versprühen und denen man die erlebte Geschichte ansieht. Mit einer auch noch so aufwendigen Restaurierung lässt sich sowas nie wieder herstellen, im Gegenteil, man überdeckt die Geschichte. Gewonnen hat diesen Preis am ACCA 2017 ein Cadillac Deville von 1968. Jetzt möchte man natürlich wissen, weshalb das Auto noch fast im Neuzustand erhalten ist. Es gehörte einem Deutschen Industriellen, der zu Beginn der Siebzigerjahre im Tessin einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel. Der Cadillac stand dann 40 Jahre lang vergessen in einer Einstellhalle in Ascona, wurde also nicht gefahren. So hat sich der Zustand von damals erhalten, zumindest optisch. Nach so einer langen Standzeit sind Arbeiten an der Technik immer notwendig, das sind Instandstellungsarbeiten, aber alles andere ist eben noch wirklich im Originalzustand erhalten. Hier gibt es die komplette Rangliste.

ACCA - Ascona Classic Car Award 2017. Der Sieger des Preises 'best unrestored', ein Cadillac Deville von 1968

ACCA – Ascona Classic Car Award 2017. Der Sieger des Preises ‘best unrestored’, ein Cadillac Deville von 1968 

Ein Preis fehlt noch und das ist zugleich der begehrteste, nämlich die Auszeichnung ‘Best of Show’. Preise zu vergeben ist immer so eine Sache. Es gibt die verschiedensten Kriterien bezüglich Design, Zustand, Geschichte, Farbe und Seltenheit. Auch jeder Juror hat seine eigenen Ansichten. Aber genau diese unterschiedlichen Ansichten von verschiedenen Juroren machen es aus, dass der Preis ‘Best of Show’ meistens gerechtfertigt ist. Um so klarer werden diese Entscheide, wenn man das Siegerfahrzeug vom ACCA sieht, ein automobilistisches Highlight, ein Fiat 8V Coupé Vignale von 1953. Da passt einfach alles, die Farbe und das gesamte Erscheinungsbild. Ausser vielleicht die Bereifung, die ist zu modern, da gehören epochegerechte Reifen drauf. Ein Detail, aber eben, genau auf das kommt es bei so einem Fahrzeug an.

ACCA - Ascona Classic Car Award 2017. Der Gesamtsieger 'Best of Show', ein Fiat 8V Coupé Vignale von 1953

ACCA – Ascona Classic Car Award 2017. Der Gesamtsieger ‘Best of Show’, ein Fiat 8V Coupé Vignale von 1953 

Wir haben den Event am Sonntag besucht und in Ascona fotografiert. Ein super Anlass in einer herrlichen Umgebung und für den 22. und 23. September 2018 ist der 3. Ascona Classic Car Award geplant. Weitere Informationen erhält man direkt auf der Website des Veranstalters

 

8 Gedanken zu „ACCA – Ascona Classic Car Award 2017

  1. Hallo Urs,
    die Frage ist noch, ob der Veranstalter denn nicht von einem Nachbau gesprochen hat? Die Anmeldung an ACCA war jedenfalls korrekt, als Sanction II, auf Chassis 356, 1958.
    Wenn dem nicht so ist, wäre das nicht korrekt gewesen. Vielleicht war es den Moderatoren auch nur peinlich, auf die erwähnte Tatsache hinzuweisen…..
    An der Freude am Auto tut das jedoch keinen Abbruch und ein wenig bluff passt dann mindestens zum feinen Ascona.

    Freundliche Grüsse
    Christian

    • Lieber Christian

      Danke für deine Antworten. Es scheint, dass ich mit dem Porsche Zagato Sanction II zu hart ins Gericht gegangen bin. Wie ich soeben von Beat Eggimann erfahren habe, stand vor dem Auto ein Schild, dessen Text alle relevanten Informationen korrekt enthielt. Und genau darum ging es mir eigentlich, nicht um den Porsche an sich.
      Aber ich war nicht in Lugano und habe mich auf den obigen Text verlassen, in dem von einem Einzelstück die Rede war. Ich möchte mich bei den Betroffenen für allen dadurch entstandenen Aerger entschuldigen.

      Freundliche Grüsse
      Urs

  2. Hallo zusammen, lieber Urs,

    eure Kommentare zum 356 Z, also zum Publikumspreis, waren nur teilweise richtig. Tatsächlich wurden in den letzten Jahren neun Sanction II-356-Spider Zagatos hergestellt, natürlich ohne die famosen Königswellen Motoren von Dr. Fuhrmann. Die gibt es auch für gutes Geld nicht mehr.
    Alle neun neu aufgelegten Z sind nun ausgeliefert, einige gingen in den nahen Osten, den USA, England…., und zwei sind in die Schweiz gekommen, einer ins Tessin, der mit roten Flossen, der andere in Ascona gezeigte ist der letzte der neun Z-Spider mit den blauen Flossen. Also nichts umlackiert, auch nicht verschwiegen, dass es sich um Zagato-Nachbauten handelt.
    Nachauflagen von geschichtsträchtigen Fahrzeugen in den entsprechenden Firmen wie Aston Martin, Jaguar, Land Rover und jetzt eben Zagato ist ein in vielen Foren heiss diskutiertes Thema. Es wird interessant sein, wie diese Autos in Zukunft aufgenommen werden, so nicht nur vom Publikum, sondern auch vom Markt. Bezüglich des gezeigten Zagato ist immerhin noch anzumerken, dass es sich beim Spider um ein sicherlich sehr schönes Auto handelt, welches jedem Auge schmeichelt. Dass es bei Zagato auf der Basis alter Zeichnungen selbst hergestellt wurde, macht es also nicht einfach zu einer Replika wie man das so kennt. Die Aluminiumhaut auf der Basis eines Jahrgangkorrekten 356ers mit matching numbers wurde in Rho-Arese sehr schön und qualitativ perfekt verarbeitet. Ob das alte, in Frankreich zugelassene Zagato-Auto allerdings rote, oder eben blaue Flossen hatte, ist heute nicht mehr recherchierbar, leider. Und, es gibt auch Geschichten die belegen wollen, dass das Auto zweimal gebaut worden ist. Wer weiss…..auch Stuttgart kann hierüber keine Angeben mehr machen, auch schade.

    Freundliche Grüsse

    • Vielen Dank für diese Ausführungen und Präzisierungen. Wären diese Autos nicht nochmals gebaut worden, wäre das einzige Original von damals in Vergessenheit geraten. So kann man sich am Anblick dieses wunderschönen Autos erfreuen und ich glaube, dass er auch den Publikumspreis gewonnen hätte, wenn alle diese Details bekannt gewesen wären. Vielen Dank für Eure Kommentare, denn genau so kann manches Missverständnis geklärt oder richtiggestellt werden. In diesem Sinne allen ein gefreutes Oldtimer-Wochenende.

      Freundliche Grüsse
      Fredi Vollenweider

  3. Pingback: Ascona Classic Car Award ACCA 2017 | http://www.dreamcar.ch

  4. Mir gefällt er auch, der Porsche 356 Zagato. Aber mit der historischen Wahrheit nahm man es wohl – wissend oder unwissend – nicht so genau.
    Ein Auto, das so aussah, war einmal ein Einzelstück für den belgischen Rennfahrer Claude Storez, bis dieser am 7. Februar 1959 damit verunglückte und sein Leben verlor. Auch der Porsche blieb danach bis heute verschollen. Erst in allerjüngster Zeit machte man sich bei Zagato Heritage daran, das Auto in einer Kleinserie nachzubauen, allerdings nicht mehr mit der originalen Mechanik.

    Ich finde es daneben, eine etwa 2015/16 gebaute Replica als Baujahr 1958 zu präsentieren und dem Publikum so ein X für ein U vorzumachen. Aber wir leben auch in andern Bereichen im Zeitalter der Fake News. Schade!

    Urs Hauenstein

    • Hallo Urs

      Danke für Deine Ausführungen. Das ist natürlich wirklich schade. Interessant ist, dass ich dieses Fahrzeug im Frühjahr im Pantheon Basel in Muttenz anlässlich der Zagato-Ausstellung fotografiert habe. Auffallend ist, dass die Flossen an diesem Fahrzeug rot lackiert waren und bei diesem sind sie blau. Das Auto tauchte dann diesen Sommer an einem Treffen wieder auf, allerdings mit blauen Flossen. Habe mich damals noch gewundert, weshalb das so ist. Die sind natürlich schnell anders lackiert, aber es kann durchaus sein, dass es eben ein anderes Fahrzeug ist. Ich finde Replikas OK, man kann sich so ein Auto, das nicht mehr existiert, wieder 1:1 vorstellen, aber eben, man soll dazu stehen und sagen was Sache ist. So gesehen ist natürlich mein Bericht und die Aussage, es sei ein verdienter Sieger, nicht ganz korrekt. Das anwesende Publikum wusste sicher nicht, dass es sich bei dem 356er Zagato um einen Nachbau handelt. So gesehen hat er den Preis höchstens für das Design und das Aussehen verdient, sonst natürlich nicht. Gut, dass es Leute gibt wie Dich Urs, die eben das Wissen haben und so gewisse Geschichten ins rechte Licht rücken können. Nochmals besten Dank für Deine Ausführungen.

      Freundliche Grüsse

      Fredi Vollenweider + Team Dream-Cars

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