5 lange Jahre musste man warten, bis das Internationale Bergrennen Ollon.Villars wieder stattfinden konnte. Normalerweise findet der Event alle 3 Jahre statt. Nach 2017 hätte 2020 das nächste Ollon-Villars International Motor Race stattfinden sollen. Aber da ‘wütete’ ein seltsames Virus, welches während 2 Jahren fast die gesamte Oldtimerszene zum Erliegen brachte. Natürlich nicht nur die Oldtimerszene, die ganze Welt musste diese Hysterie ertragen. 2022 aber, am Wochenende vom 20. und 21. August, konnte der Event in der Westschweiz wieder unter regulären Bedingungen durchgeführt werden. Erstmals wurde das Rennen 1953 ausgetragen und dann folgten in unregelmässigen Abständen 9 weitere bis ins Jahr 1971. Diese vorerst letzte Ausgabe des Ollon-Villars International Motor Race zählte noch zur Europameisterschaft, von den frühen Rennen einige Läufe sogar zur Weltmeisterschaft. Und so waren denn alle Grossen des Rennsports wie Jo Siffert, Hans Stuck, Louis Chiron, Hans Herrmann, Jack Brabham, Herbert Müller und viele weitere an diesem Bergrennen damals am Start. François Cevert hält mit einer Zeit von 3’47”05 bis heute den Streckenrekord auf der 8 km langen Strecke mit einem Höhenunterschied von gut 800 Metern. Rund 40’000 Zuschauer pilgerten damals an die Strecke unweit des Genfersees. Am 19./20. September 1998 wurde dann das erste Rennen der Neuzeit durchgeführt, als ‘1ère Rétrospective Internationale’ mit ebenfalls internationaler Beteiligung. 2001 hiess der Event MOTOR RACE TROPHY, da in diesem Jahr auch das 30-jährige Jubiläum seit des letzten offiziellen Rennens gefeiert wurde. Dann folgten die weiteren Events in den Jahren 2003, 2007, 2010, 2013, 2017 und dieses Jahr war es somit die 8. Auflage der Neuzeit. Es war wieder eine grossartige Veranstaltung mit vielen bekannten Teilnehmern und Fahrzeugen. Ein Highlight war sicher der 15-fache Weltmeister Giacomo Agostini, der am ‘Rennen’ mit einer MV Agusta von Holger Lange teilnahm. Auch Bruno Kneubühler war anwesend und Nicolas Prost, Sohn des 4-fachen Formel 1-Weltmeisters Alain Prost.
Angekündigt war ein weiterer Weltstar des Internationalen Motorsport, Jackie Stewart. Am Samstag nach dem ersten Lauf im Zielbereich fragten sich alle, ob er überhaupt anwesend sei, niemand wusste es und gesehen hatte ihn auch niemand. Dann aber fuhr ein Ferrari 275 GTB auf das Gelände und tatsächlich, auf dem Beifahrersitz konnte man den 3-fachen Weltmeister erspähen. Sir John Young „Jackie“ Stewart, wie der Schotte mit vollem Namen heisst, war 1969, 1971 und 1973 Weltmeister in der Formel 1. Er ist der älteste noch lebende Formel 1-Weltmeister. Stewart setzte sich schon früh für die Sicherheit im Motorsport ein. Da stand er also, zusammen mit Giacomo Agostini, umringt von unzähligen Zuschauern, die fieberhaft versuchten, mit ihren Handys ein Bild zu machen. Fredi Moser, mit dem Shadow DN1 von 1973 am Start, stand neben uns und meinte, es wäre noch cool, mit den beiden Superstars zusammen ein Bild vor dem Shadow machen zu können, der Rennwagen sei ja genau aus der Zeit, als Jackie Stewart aktiv war. Ela Lehmann ‘befahl’ den beiden, sie müssten für ein kurzes Fotoshooting mitkommen, was Stewart und Agostini brav befolgten. Hier das Ergebnis.
Das Ollon-Villars International Motor Race ist heute kein Rennen mehr, es werden reine Demonstrationsläufe gefahren, natürlich auf gesperrter Strecke. Es durfte also jeder so fahren, wie er wollte, einfach ‘just for fun’. Knapp 200 Autos und rund 100 Motorräder, darunter 20 Gespanne, waren am Start. Der erste Durchgang verlief allerdings nicht optimal, was das Wetter betrifft. Laut Prognosen sollte es um 10.00h zu regnen beginnen, was auch fast auf die Minute genau der Fall war. Um 09.30h startete das erste Auto, noch bei trockener Witterung, schon die Formel-Fahrzeuge hatten aber mit einer nassen Fahrbahn zu kämpfen, heikel, wenn man Slicks drauf hatte. Es kamen dennoch alle heil ins Ziel, denn für nichts etwas zu riskieren wäre sicher falsch gewesen. Noch schlimmer erwischte es dann die Motorradfahrer. In gewissen Abschnitten lagen dichte und zähe Nebelbänke und etliche Zweiradfahrer mussten die Strecke förmlich suchen. Auch für uns Fotografen war es schwierig, man hörte zwar, dass ein Motorrad nahte, man konnte es aber erst im letzten Augenblick sehen. Einige legten gar eine Pause ein und hofften auf bessere Bedingungen oder warteten auf den nachfolgenden Fahrer in der Erwartung, hinterher fahren zu können. Zum Glück verzogen sich die Nebelschwaden wieder und nach dem Mittag wurde das Wetter besser, zwar noch bedeckt, aber trocken.
Eingeteilt waren die Teilnehmerfahrzeuge in verschiedene Gruppen. Es fuhren aber alle Teilnehmer die jeweiligen Läufe hintereinander, erst am Schluss, wenn alle oben im Ziel waren, folgte die Rückführung zum Start. So konnten an jedem Tag zwei Läufe gefahren werden. Der Zielbereich liegt mitten in Villars auf dem Parkplatz mit dem treffenden Namen Parking du Rendez Vous, denn dort trafen sich alle nach dem jeweiligen Lauf. Eine gute Gelegenheit, sich einzelne Fahrzeuge genauer anzuschauen und mit den Fahrern zu sprechen, denn Zeit gab es genügend. So entdeckte man manche Besonderheit, mal lustig, mal eher bedenklich, wie diese Befestigung der Räder, auf die uns Kurt Kaufmann hinwies. Ein Werbeaufkleber, auf einigen Formel-Fahrzeugen zu sehen, zeigen wir hier in der kinderfreundlichen Version. Philippe Siffert fuhr mit einem Nachbau des berühmten Porsche 917, mit dem einst sein Vater Jo Rennen bestritt. Er beklagte eine schwergängige Schaltung, der 3. und 4. Gang liess sich nicht sauber einlegen, dennoch konnte er alle 4 Läufe fahren. Nach der Rückführung wurde um 14.00 Uhr zum zweiten Lauf gestartet und am Abend gab es für die Teilnehmer ein Galadiner in Villars. Es war aber auch unten in Ollon im Fahrerlager lustig, vor allem bei den Motorradfahrern, wo wir den Abend verbrachten. Herzlichen Dank Jürg, Renato und Giordano, es war ein super Abend. Am Sonntag wurde wieder um 09.30 Uhr zum ersten Lauf gestartet. Eigentlich ganz gut so, denn wer am Vorabend etwas später zu Bett ging konnte es am Sonntag etwas ruhiger angehen. Früh aufstehen lohnte sich aber dennoch, denn das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, sonnig und warm konnte der zweite Tag in Angriff genommen werden. Das lockte natürlich besonders viele Zuschauer nach Ollon und an die Strecke, den Applaus dürften die Fahrer sicher genüsslich entgegengenommen haben.
Vom Start des ersten bis zum letzten Fahrzeug vergingen rund zwei Stunden, für Unterhaltung war also gesorgt. Gestartet wurde ausgangs Ollon, ab da war auch die Strecke gesperrt, die während der Mittagspause und während den Rückführungen aber für den normalen Verkehr geöffnet wurde. Eine gute Sache, so konnten auch wir von verschiedenen Standorten aus fotografieren und für die Anwohner blieben die Sperrungen in einem erträglichen Rahmen. Was am Ollon-Villars International Motor Race auffällt ist das hochkarätige Starterfeld, wohl einmalig im Historischen Motorsport in der Schweiz. Dass der Event international ist zeigen die vielen Kennzeichen aus Frankreich und England. Da sind Fahrzeuge am Start, die man niemals in der Deutschen Schweiz sieht. Viele echte Rennwagen konnte man bewundern, darunter gleich 4 Sauber, einen C1, zwei C2 und einen C3. Auch der Borghi, ein von den Brüdern Borghi 1969 gebauter ultraflacher Rennwagen. Etliche Vorkriegs-Bugatti und rund zwei Dutzend Formel-Fahrzeuge waren vertreten. Die Lokalmatadoren aber waren Mitglieder die Familie Gachnang aus dem benachbarten Aigle. Die Gebrüder Claude und Georges Gachnang gründeten 1959 die Scuderia CEGGA. Die Firmenbezeichnung ergab sich aus der Zusammenstellung der Anfangsbuchstaben von Claude Et Georges Gachnang Aigle. Zwischen 1959 und 1967 wurde rund ein Dutzend Sport- und Formelwagen gebaut. Etliche dieser Raritäten konnte man am Event sehen. Georges Gachnang, 91-jährig, war mit seinem Maserati Tipo 61 ‘Birdcage’ am Start, seine Enkelin Natacha fuhr den wunderschönen CEGGA-Ferrari 330 Spider. Jaguar-Spezialist Georg Dönni reiste ebenfalls mit seiner Familie an, er pilotierte seinen Jaguar XJR5 von 1985, seine Frau Simone startete mit dem E-Type V12 ‘Group 44’ und Sohn Robin fuhr die ‘Familienkutsche’, einen Jaguar MK1 von 1959. Auch die Kaufmann’s waren zu dritt vertreten, Kurt mit seinem grünen Morgan Threewheeler, Georg mit einem Lagonda Rapier und Jo wie immer mit einem Motorrad, diesmal mit einer Moto Guzzi Condor aus dem Jahr 1939. Eines der imposantesten Fahrzeuge war sicher der Stutz DV32 Twin Cam Racer von Alex Lüchinger.
Am Ollon-Villars International Motor Race 2022 hatte es erstaunlich viele Vertreter aus der Deutschen Schweiz, denn mit dem Historischen Bergsprint Walzenhausen-Lachen hätte es eine gute Alternative am Bodensee gegeben. Leider fanden beide Events am gleichen Wochenende statt. Und wer gerne auf Zeit fährt, der hätte ans Bergrennen St. Ursanne – Les Rangiers fahren können, das fand ebenfalls am 20./21. August statt. Es hatten sicher alle ihren Spass, egal wo sie teilnahmen. Auch die Zuschauer kamen auf ihre Rechnung und wurden mit einem reichhaltigen Programm in den Rebbergen um Aigle unterhalten. In Ollon kommentierte der bekannte Moderator Bernard Jonzier mit fachkundiger Unterstützung durch Laurent Missbauer das Geschehen. Ein wirklich toller Anlass war leider viel zu schnell zu Ende und es bleibt die Hoffnung, dass im Sommer 2025 die 9. Ausgabe des Ollon-Villars International Motor Race stattfinden kann. Alle weitere Informationen gibt es wie immer direkt beim Veranstalter.
Fredi Vollenweider, Ela Lehmann, 24.08.2022
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Ciao Ela e Fredi, grazie, piacere anche nostro per la bella serata, un abbraccio e alla prossima!
Jurg, Giordi e Rena
Hallo Jürg
Danke nochmals für den gelungenen Abend, hat riesig Spass gemacht. Bis zum nächsten Mal irgendwo an einem Rennen. Bis dahin Euch eine gute Zeit
Herzliche Grüsse
Fredi, Ela + Team DREAM-CARS.CH
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