Nach 2019 fand am Wochenende vom 16./17. Juli 2022 in Stuttgart-Leonberg wieder das Solitude Revival statt. Organisiert wird dieser Event vom 2001 gegründeten Verein Solitude Revival e.V., der gut 160 Mitglieder zählt. Aus der Idee, auf dem Solitude-Kurs wieder einen Motorsportevent ins Leben zu rufen, wurde 2011 Wirklichkeit und der Rundkurs, wie damals 1965, konnte mit einer Ausnahme reaktiviert werden. Die Ausnahme ist die Kurve bei Dreispitz, 3,2 Kilometer nach dem Start. Diese Kurve wurde früher anders gefahren, weshalb die Strecke auch 200 Meter kürzer war. Seit 2011 findet das Solitude Revival alle 2 Jahre statt. Die Solitude ist eine Rundstrecke, auf welcher bis 1965 Rennen gefahren wurden. Das erste Rennen hinauf zum Schloss Solitude fand bereits 1903 statt und bis 1924 wurden Bergrennen ausgetragen. Das erste Rundstreckenrennen um den Stuttgarter Wildpark Solitude gab es 1925, die Strecke war damals noch rund 22 Kilometer lang. Sie wurde mehrmals geändert und 1961, als das erste Formel 1-Rennen ausgetragen wurde, war die Strecke kürzer, aber immer noch rund 11,5 km lang. Der 11,7 km lange Rundkurs präsentiert sich heute, bis auf eine neue spektakuläre Kurve am Dreispitz, seit damals nahezu unverändert. Immer noch existieren die überhöhten Kurven bei Hedersbach und Schatten. 26 Links- und 19 Rechtskurven sorgen bei einem Höhenunterschied von fast 130 Metern für ein einzigartiges Fahrerlebnis. Das Solitude Revival ist kein Rennen mit Zeitmessung mehr sondern eine Veranstaltung zur Demonstration historischer Renn- und Straßenfahrzeuge auf zwei und vier Rädern. Dennoch können die Fahrer die Strecke geniessen und gebummelt wird keineswegs. Rund 400 Fahrzeuge waren dieses Jahr am Start. Die Wetterprognosen waren perfekt, sonnig und warm, es stand einem erlebnisreichen Rennwochenende also nichts im Weg. Am Freitag wird am Solitude Revival noch nicht gefahren, der Tag dient dem Bezug und Einrichten des Fahrerlagers.
Am Samstag hatte der Event mit der Fahrerbesprechung um 08.45 Uhr begonnen und um 09.00 Uhr fand der erste Lauf mit der Gruppe Prototypen und Formel-Fahrzeugen statt. Die gut 400 Autos und Motorräder waren in verschiedene Gruppen eingeteilt, etwa 100 nahmen jeweils am Tagesende am Corso Classico teil. Gefahren wurden jeweils 2 bis 3 Runden, einzelne Gruppen absolvierten aber auch 4 oder nur eine Runde. Da entstanden teilweise längere Wartezeiten. Das ist aber leider nicht zu vermeiden, denn bei Unterbrüchen haben die Bergungsfahrzeuge eine entsprechend lange Anfahrt. Zeit in Anspruch nimmt auch die Zu- und Wegfahrt ins Fahrerlager. Dafür hat man als Fotograf genügend Zeit, einen anderen Standort aufzusuchen. Unterbrüche und Zwischenfälle gab es, die gibt es eigentlich immer, aber am Solitude Revival blieb es bei kleinen Pannen ohne Personenschäden. Das aber nur am Rande bemerkt. Wenden wir uns wieder den schönen Dingen des Events zu, denn davon gab es ganz viele, auf zwei und vier Rädern. Schönheit liegt natürlich immer im Auge des Betrachters, da hat jeder so seine Vorlieben. Die Vielfalt war jedenfalls riesengross, obschon Porsche dominierte. Es gab ein eigenes Rennfeld für Porsche, den Sonderlauf ‘Porsche Classics’ mit vorwiegend 911ern in allen Varianten und Farben. Die Nähe zu Porsche war an der Solitude schon immer wichtig, liegt doch das Werk nur einige Kilometer entfernt. Da sind dann auch Vertreter des Museums aus Stuttgart-Zuffenhausen zu bewundern, darunter der Typ 718 Formel 2 von 1960 und der Typ 804 Formel 1 von 1962. Eine Rarität war auch der Porsche 356 B 2000 GS Carrera GTL Abarth aus dem Jahr 1960. Nur 20 Fahrzeuge wurden gebaut. Eng verbunden mit der Solitude war Eberhard Mahle, Unternehmer aus Stuttgart und zeitlebens ein Unterstützer der Solitude. Sein Unternehmen produziert Kolben und Motorenteile. Leider konnte ‘Ebs’ Mahle dieses Jahr nicht mehr teilnehmen, er verstarb 2021 kurz vor Weihnachten im Alter von fast 89 Jahren. Hier im Gespräch 2019. Zu Ehren von ihm gab es einen Eberhard Mahle-Sonderlauf mit einigen ausgewählten Fahrzeugen, darunter dem Hartmann-DKW-Formel-Junior von 1959, gefahren von Joachim Althammer.
Nicht nur Autos und Motorräder standen im Mittelpunkt. Menschen sind genau so wichtig und interessant, denn die Fahrzeuge wurden von Menschen gebaut und werden von Menschen bewegt. So traf man am Solitude Revival viele bekannte ehemalige Rennfahrer wie Kurt Ahrens, Walter Röhrl und Christian Geistdörfer, Leopold Prinz von Bayern, Dieter Glemser, Günther Steckkönig, Norbert Singer, Timo Bernhard und Roland Asch mit seinem Sohn Sebastian, um nur einige zu nennen. Der über 94-jährige Hans Herrmann war ebenfalls angekündigt, konnte aber leider nicht teilnehmen. Cool ist, dass man mit den damaligen Helden der Rennstrecken plaudern kann und für die Autogrammjäger gab es natürlich Autogrammstunden, die dann auch sehr gut besucht waren. Wie eingangs erwähnt, das Solitude Revival ist kein Rennen mehr wie früher, vielmehr geht es darum, den zahlreichen Zuschauern die Fahrzeuge auf der Strecke als rollendes Museum zu zeigen. Es gibt somit keine Zeitmessung, keine Siegerehrung und keine Preisverteilung, was eigentlich ganz entspannend ist. So kann man den Event geniessen und hat genügend Zeit, sich im Fahrerlager zu unterhalten. Unterhalten wurde man auch kompetent von den beiden Speakern Elio Crestani aus der Schweiz und Johannes Hübner. Zwei sehr erfahrene Kenner der Szene, Elio hier im Gespräch mit Walter Röhrl. Für Unterhaltung an der Strecke und im Fahrerlager war also immer gesorgt. Ein weiterer positiver Punkt sind die Preise für Essen und Getränke. Man sagt den Schwaben ja nach, dass sie sparsam, wenn nicht sogar geizig seien. Können und wollen wir hier nicht beurteilen und kommentieren, sie sind auf alle Fälle freundlich, das zeigte sich auch an den Kassen, Ein grosses Bier oder ein Süssgetränk kostete EUR 2.50. Das erlebt man sonst an keinem Event. Im Gegenteil, man hat zunehmend das Gefühl, dass man an vielen Veranstaltungen preislich ans Limit geht oder gar darüber hinaus. Noch eine kleine Geschichte zum Thema Porsche. Schon an der Mille Miglia ist uns ein Porsche 356 Cabriolet aufgefallen, silberfarben, mit deutlichen Gebrauchsspuren. Auch am Solitude Revival sahen wir diesen Porsche wieder, über dessen interessante Geschichte wir in den nächsten Wochen einen Artikel verfassen werden.
Das Solitude Revival 2022 war wieder ein richtig tolles Oldtimerfest, das man noch lange in guter Erinnerung behalten wird. Es lohnt sich auf jeden Fall, nach Leonberg zu fahren. Wenn alles planmässig läuft, gibt es im Juli 2024 eine Neuauflage. Weitere Infos gibt es auf der Webseite des Veranstalters, www.solitude-revival.org
Fredi Vollenweider, Ela Lehmann, 21. Juli 2022
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Hallo Fredi,
da hatte ich mir doch fest vorgenommen, diesmal das Solitude Revival zu besuchen. Leider erwischte mich der Corona Virus und und ich ein der Quarantäne fest. Da freue ich mich um so mehr über eure schönen Fotos.
Gruß Günther
Hallo Günther
Ja, Corona kann einem den Spass wirklich verderben, nicht nur, wenn man selber davon betroffen ist. Wir wünschen Dir auf jeden Fall gute Besserung und bis bald wieder an einem Event.
Herzliche Grüsse
Fredi, Ela und Team DREAM-CARS.CH
Ich durfte das erste Mal dabei sein. Es war eine tolle Veranstaltung mit wunderschönen Autos. Hab auch meinen zweijährigen Enkel dabei gehabt, der auch schon unheimlich begeistert war. Grosses Lob an alle Mitwirkenden, die diese Veranstaltung ermöglichen und bewerkstelligen
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