Vor 100 Jahren fand am Oberjoch im Allgäu erstmals ein Bergrennen statt. Mit dem 23. Jochpass Oldtimer Memorial konnte 100 Jahre Jochpassrennen gefeiert werden. Das Rennen war schon damals ein Erfolg und ist heute, nach dem Wiederaufleben in Form einer Gleichmäßigkeitsprüfung im Jahre 1999, eine feste Größe im Oldtimer-Veranstaltungskalender. Beweist doch der starke Besucherandrang und die immer größer werdende Zahl der Teilnehmer, dass besonders im Allgäu für das Jochpass Memorial ein erhebliches Interesse besteht. So finden jedes Jahr tausende Besucher ihren Weg zur Strecke im Ostrachtal, um sich die historischen Fahrzeuge aus der Nähe ansehen zu können. Über 100 Kurven…Der Jochpass zwischen Bad Hindelang und dem Oberjoch ist die höchstgelegene deutsche Bundesstraße. Sie ist außerdem die kurvenreichste Passstraße Deutschlands mit 6,4 km Länge, 400 Meter Höhenunterschied und 105 Kurven. Das erste Rennen am 16. September 1923 fand auf der noch unbefestigten Passstrasse statt. In den folgenden Jahren bis 1930 fanden die Rennen alljährlich statt. Teilnehmer waren bekannte Rennsportgrössen wie Rudolf Caracciola und Hans Stuck. Rudi Klein fuhr 1930 mit seinem Bugatti in 5:35,3 Minuten die Rekordzeit. Dann trat eine vieljährige Veranstaltungspause ein. Erst 1954 wurde das Jochrennen wiederbelebt. 30.000 Zuschauer wohnten damals dem Spektakel bei. Mit weiteren Unterbrechungen erfolgten in den 1980ern weitere Rennen und 1989 die endgültig letzte Veranstaltung. 20.000 Zuschauer begeisterten sich damals an dem Können der 270 Fahrer aus 13 Nationen. Die unverändert gültige Bestzeit wurde 1986 von Fredy Amweg auf einem Martini mit 3:08,26 Minuten herausgefahren; dies entspricht einem Schnitt von 107,45 km/h. Heute wird wie gesagt auf Gleichmässigkeit gefahren, dabei geben sich die Fahrer vor dem Start eine Zeit vor, in der sie die Bergstrecke bewältigen wollen. Dazu haben sie über mehrere Läufe die Gelegenheit. Wer am Ende am nächsten an dieser Zeit ist, gewinnt! Das Rennen auf die schnellste Zeit ist heute also keines mehr, was aber keine Rolle spielt, für die Zuschauer schon gar nicht. Da geht es darum, die Fahrzeuge auf der Strecke zu sehen und auch zu hören.
Die vielen angereisten Zuschauer kamen wirklich auf ihre Kosten. Vor allem die Liebhaber von Vorkriegsfahrzeugen dürften sich gefreut haben über rund 50 Fahrzeuge in dieser Kategorie. Besonders spektakulär sind die Autos ohne Kotflügel bei nasser Fahrbahn – und die war doch öfters nass an diesem Wochenende. Der erste Lauf am Samstag, der als Trainingslauf ausgetragen wurde war nass, dann war der Samstag trocken, aber es war windig und kühl. Vor dem Sonntag musste man sich wettermässig fürchten, es war Dauerregen angesagt. Der blieb dann gottseidank aus, auch wenn es den einen oder anderen Regenguss gab. es war insgesamt besser als vorhergesagt. Dennoch fuhren etliche Teilnehmer nicht mehr am Sonntag, das Risiko war zu gross. Verständlich, denn Zwischenfälle sind unnötig und verzögern das Programm. So entschied sich der Veranstalter dann auch, den 4. und letzten Lauf am Sonntag nicht mehr durchzuführen. Es harrten auch nicht mehr viele Zuschauer an der Strecke aus, obschon es trotz des schlechten Wetter sehr viele Besucher gab. Das Interesse für den Motorsport am Jochpass ist noch immer gross. Auch gut möglich, dass 100 Jahre eine Rolle spielte, obschon der Veranstalter diesbezüglich keine speziellen Aktivitäten vorsah. Ist auch schwierig, das erlebten wir dieses Jahr in Le Mans, wo man ebenfalls das 100jährige Bestehen der Rennstrecke feiern konnte. Gut es waren vielleicht ein paar ehemalige Fahrer mit ihren Fahrzeugen anwesend, aber sonst war der Anlass wie schon letztes Jahr. Auch der 50. AvD Oldtimer Grand Prix auf dem Nürburgring war nicht anders als in den früheren Jahren. Neu ist hingegen der 100 Jahre Jochrennen-Fanshop mit vielen coolen Artikeln, die auch online bestellt werden können. Organisiert war der Anlass perfekt, sonst wäre es bei diesen Bedingungen nicht möglich gewesen, für die rund 270 Autos und Motorräder am Samstag 4 Läufe durchzuführen. Die Fahrzeuge waren in einzelne Gruppen eingeteilt starteten aber alle nacheinander im Abstand von etwa einer halben Minute. Teilweise gingen auch kleine Gruppen gleichzeitig auf die Strecke, was man vor allem bei den Motorrädern beobachten konnte.
Seit einigen Jahren nimmt der Vespa-Club am Jochpass Oldtimer Memorial teil, natürlich nur als Showeinlage. Das ist immer eine Riesengaudi, wenn die Horde Vespas wirklich wie ein Insektenschwarm die Strecke hochfährt. Durch den Verzicht auf den letzten Lauf am Sonntag konnte die Siegerehrung früher beginnen. Jeweils die 3 Bestplatzierten in einer Gruppe erhielten einen Pokal. Zudem gab es diverse Ehrungen und Auszeichnungen. Die gesamte Rangliste gibt es hier. Es war wieder eine tolle Veranstaltung, sympathisch und familiär in einer herrlichen Umgebung. Der Termin für das 24. Jochpass Oldtimer Memorial steht auch bereits fest, es findet statt vom 18. bis 20. Oktober 2024. Eigentlich ist unser Bericht hier fertig, es fehlt aber noch ein ganz wichtiger Hinweis. Bekanntlich findet das Jochpass Oldtimer Memorial nächstes Jahr zum letzten Mal statt, die Bewilligung für die kommenden Jahre wurde vom Gemeinderat Bad Hindelang nicht mehr erteilt. Von den insgesamt 19 Gemeinderätinnen und Gemeinderäten sind 9 für eine Weiterführung und 10 dagegen. Also eine sehr knappe Entscheidung. Die Gründe dürften klar sein, es geht um den Umweltschutz. Aber, an einem schönen Wochenende fahren hunderte Motorradfahrer über den Jochpass und ein Anwohner sagte uns, dass beispielsweise die Lärmbelastung dieser Motorräder deutlich grösser sei als während des Jochpass Memorials. Wir kennen sehr viele Fahrer und wissen, dass nicht wenige durchaus umweltbewusst sind. Die Aussage, dass ein Oldtimerevent wie das Jochpass Memorial eine Belastung für Umwelt sei und nicht mehr zeitgemäss ist, muss ganz klar in Abrede gestellt werden. Einen weiteren Aspekt darf man ebenfalls nicht ausser acht lassen – die wirtschaftliche Bedeutung für die Region. Dann geht es schlicht und ergreifend auch um die Freude, die Freude am Motorsport, der Technik aus vergangenen Tagen und die tolle Gemeinschaft, das beweisen jeweils auch die vielen Zuschauer und Besucher. Wenn mit immer mehr Verboten den Menschen etwas weggenommen wird, was ihnen viel bedeutet, hat das negative Einflüsse auf unsere Gesellschaft und die Unzufriedenheit nimmt weiter zu. Uwe Lassau appellierte anlässlich der Siegerehrung an alle, sich für die Weiterführung des Jochpass Oldtimer Memorials einzusetzen. Diesen Appell geben wir gerne an den Gemeinderat von Bad Hindelang weiter, denn auch wir Fotografen und Journalisten kommen immer gerne ins Allgäu. Auch für uns sind Events wie das Jochpass Oldtimer Memorial ein Teil unserer Broterwerbs. Hoffen wir, dass man dieses Stück Freude und Tradition nicht begräbt und man auch nach 2024 den herrlichen Sound der alten Motoren am Oberjoch hören darf. Es wäre doch schön, 2025 das 25. Jochpass Oldtimer Memorial erleben zu dürfen.
Herzlichen Dank an alle Beteiligten für die Organisation und Durchführung. Alle Infos findet man auch auf der Webseite des Veranstalters.
Fredi Vollenweider, Ela Lehmann, 21.10.2023
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