Die letzte Woche im Juli ist für die Oldtimerszene und Zürich immer eine ganz besondere, denn seit fast einem Vierteljahrhundert wird der Abend amerikanisch, wenn es heisst: Indianapolis in Oerlikon. Die Kenner der Oldtimerszene wissen es schon längst, dass an diesem Abend die offene Radrennbahn in Zürich-Oerlikon für 3 Stunden von historischen Renn- und Sportwagen sowie Motorrädern ‘missbraucht’ wird. Also immer am Abend des letzten Dienstag im Juli findet der Event statt. Sollte das Wetter das Fahren auf der Betonbahn nicht zulassen, wird auf den Donnerstag verschoben. Dieser seltene Fall trat dieses Jahr ein und der Entscheid war richtig. Primär geht es natürlich um die Sicherheit, aber für die tolle Stimmung die am Indianapolis in Oerlikon immer herrscht, trägt auch das Wetter dazu bei. Dieses Jahr war es temperaturmässig sehr angenehm und die Wolken, die am späteren Nachmittag den Himmel noch etwas trübten, verzogen sich. Einem coolen Abend mit vielen tollen Menschen und eindrücklichen Fahrzeugen stand nichts im Weg. Die erste Gruppe der Renn- und Sportwagen startete pünktlich um 18.00 Uhr. Pro Gruppe waren 5 – 6 Fahrzeuge auf der Bahn, abwechslungsweise Autos und Motorräder.
Die offene Rennbahn in Zürich-Oerlikon ist die älteste aktive Sportstätte der Schweiz. 1912 eröffnet, finden seit 111 Jahren Radrennen statt und seit 23 Jahren einmal im Jahr der Motorsportevent Indianapolis in Oerlikon. Ein etwas kurios anmutender Name für einen rennsportähnlichen Oldtimerevent in der Schweiz, aber längst ist er Inbegriff für ein wirkliches Highlight in der Schweizer Oldtimerszene. Bernhard Brägger hat diesen Event 2003 erfunden, Georg Kaufmann (hier mit Fritz Lehensteiner, Präsident der IGMS Salzburgring) war damals Teilnehmer. Später übernahm er zusammen mit seinem Bruder Jo und Karl Marty die Organisation. Der Name Indianapolis, in Anlehnung an das Oval in den USA, war die Idee des leider 2011 viel zu früh verstorbenen Moderators und TV-Legende Willy Kym. Im Gegensatz zum ‘Original’, das rund 4 Kilometer lang ist, ist das 1912 erbaute Betonoval in Oerlikon, weit ausserhalb von Zürich, nur gerade 333,33 Meter lang. Ein Pace Car gibt es nicht, man kann so schnell fahren, wie man will. Im Gegensatz zum richtigen Indianapolis, werden trotz der viel kürzeren Strecke von den schnellsten Fahrern Geschwindigkeiten von über 100 km/h erreicht, die Teilnehmer fahren also rund alle 10 Sekunden an einem vorbei. Oerlikon wurde 1934 eingemeindet, d.h. es wurde ein Ortsteil von Zürich, heute der Kreis 11. Mittlerweile liegt das Areal mitten in Zürich und ist umgeben von zahlreichen Geschäftsgebäuden, dem Hallenstadion und auch der Messe Zürich. Vor wenigen Jahren gab es Pläne, die Betonbahn abzureissen und dann wäre wohl ein weiteres Geschäftsgebäude von Investoren errichtet worden mit dem Ziel, eine maximale Rendite zu ‚erwirtschaften‘. Der Verein IGOR, Interessengemeinschaft offene Rennbahn Oerlikon, setzte sich aber für den Erhalt dieses baulichen Kulturguts ein und vorerst dürfte eine anderweitige Verwendung des Areals abgewendet sein.
Wie oben erwähnt, kann man sich für das Indianapolis in Oerlikon bewerben, aber nicht anmelden. Bedingung bei den Autos ist, dass es offen sein muss. Das hat seine Gründe. In einem geschlossenen Fahrzeug ist in den beiden Steilwandkurven die Sicht nach vorne und oben stark eingeschränkt, was zu gefährlich ist. Die beiden Kurven sind für Autos recht eng, man sieht immer nur etwa 15 Meter weit. Nach rund 5 Sekunden kommt schon die Gerade und nach wenigen Sekunden bereits die nächste Kurve. Viele Teilnehmer sind seit etlichen Jahren dabei und kennen die Eigenheiten der Bahn und das Verhalten des Autos oder Motorrads. Teilnehmer, die das erste Mal am Indianapolis in Oerlikon teilnehmen haben die Gelegenheit, vor dem Start um 18.00 Uhr mit einem Mazda MX-5 ein paar Proberunden zu drehen. Der wahrscheinlich am weitesten angereiste Teilnehmer, Fritz Lehensteiner, Präsident der IGMS Salzburgring, fuhr mit Ela Lehmann ein paar Runden und bekam so einen ersten Eindruck vom Beton-Oval. Am Start war Fritz mit seinem gelben GSL Porsche Spyder von 1973.
Auch das Indianapolis 2023 war wieder ein toller Event mit hochkarätigen Fahrzeugen und interessanten Menschen. Wie immer hervorragend organisiert von Georg und Jo Kaufmann mit ihren Helfern. Wir erlebten in den vielen Jahren noch nie einen Zwischenfall, was sicher auch auf die sorgfältige Auswahl der Teilnehmer zurückzuführen ist. Anstand und Disziplin sind hier besonders gefragt und wer sich nicht an die Regeln hält, wird nie wieder an diesem super Event teilnehmen können. Vielen Dank an alle Beteiligten, es hat wieder einen Riesenspass gemacht und traditionsgemäss verliessen die letzten Besucher und Teilnehmer das Rennbahn-Stübli erst um Mitternacht.
Fredi Vollenweider, Ela Lehmann, 28.07.2023
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Liebe Ela, lieber Fredi, danke für diesen die Atmosphäre von gestern so authentisch wiedergebenden Bericht. Ich hab’s unglaublich genossen mit so vielen besonderen Menschen einen unvergesslichen Tag zu verbringen. Und das alles durch eure Vermittlung! Freue mich schon jetzt auf die Wiederholung.
Liebe Grüße aus Salzburg
Fritz
Lieber Fritz
Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ja, auch wir haben den Tag genossen – und das wirklich bis zur letzten Minute 😉 Schön, dass wir Dich auch nächstes Jahr wieder sehen werden, vorher aber noch am Kilomètre Lancé in Samedan. Bis dann und Dir noch ein geruhsames aber dennoch spannendes Wochenende.
Herzliche Grüsse
Fredi, Ela + Team DREAM-CARS.CH
Pingback: Indianapolis in Oerlikon, 27. Juli 2023 | DREAM-CARS.CH