Vor 19 Jahren fand vom 25. bis 28. August die erste Arosa ClassiCar statt, auch damals schon war DREAM-CARS.CH dabei. Dieses Jahr konnte man also ein Jubiläum feiern, die 20. Arosa ClassicCar. Auch in den beiden Corona-Jahren 20/21 konnte mit einem speziellen Sicherheitskonzept und mit Abstrichen der Event durchgeführt werden. Das war zwar eine eher trostlose Angelegenheit, keine Zuschauer im Fahrerlager, keine Speaker, aber immerhin fand die Arosa ClassicCar in diesen beiden Jahren statt. Wie bei vielen Events gab es auch bei der Arosa ClassicCar über die Jahre viele Veränderungen. Ursprünglich war die VP Bank unter Peter Müller Organisator, zusammen mit Koni Strittmatter, eine eher unglückliche Konstellation. Dann übernahm Ueli Schneiter und war viele Jahre zusammen mit Markus Markwalder als OK Präsident in der Verantwortung, Ueli Schneiter agierte dabei als sehr erfahrener und kompetenter Rennleiter. Ueli war 2022 letztmals als Rennleiter tätig und übergab sein Amt an Alex Maag, eine ebenfalls sehr erfahrene Persönlichkeit. Alex ist auch Rennleiter des Bergrennens Oberhallau und der Auto-Renntage Frauenfeld, die Voraussetzungen für die nächsten Jahre sind also optimal. Ein Event wie die Arosa ClassicCar ist enorm aufwendig und es braucht entsprechende finanzielle Mittel, damit eine reibungslose und sichere Durchführung gewährleistet werden kann. Dazu gehören Sponsoren. Einen mittlerweile gewichtigen Anteil haben die sogenannten Circle-Mitglieder, das sind Personen, Firmen und Organisationen, die mit einem definierten Betrag jährlich den Event unterstützen. Dieser Circle ist Hauptsponsor, ist auf mittlerweile 76 Mitglieder angewachsen und hat somit seine Grenze erreicht, denn mehr als 76 Mitglieder können nicht aufgenommen werden. Weshalb ausgerechnet 76 wird man sich jetzt fragen. Ganz einfach, die 7.3km lange Strecke vom Start in Langwies nach Arosa weist 76 Kurven auf, somit hat jede Kurve seinen Sponsor.
Die Arosa ClassicCar startet wie immer bereits am Donnerstagabend mit dem Corso durch Arosa. Da ist jeweils das ganze Dorf anwesend und winkt den Teilnehmern zu. Leider war es uns dieses Jahr nicht möglich, bereits am Donnerstag anzureisen, hier aber ein Bild aus 2019. Am Abend trifft man sich in den Lokalen, ein beliebter Treffpunkt ist die Overtime Bar von Guido Lindenmann (auf dem Bild mit Ela Lehmann). Guido war früher ein erfolgreicher Eishockeyspieler, als Sturmpartner von Jöri Mattli und von Bruder Markus errang er mit dem EHC Arosa 1980 und 1982 den Meistertitel. Zudem wurde er mit dem EHC Arosa 1981 und 1984 Zweiter, sowie 1985 Dritter der Schweizer Meisterschaft. Er bestritt 44 Länderspiele und Weltmeisterschaften mit der Nationalmannschaft. In seiner Bar ist also immer etwas los und gute Stimmung ist garantiert. Die eigentliche Arosa ClassicCar beginnt am Freitag. Die Strecke von Langwies nach Arosa ist ab 08.00 Uhr für den öffentlichen Verkehr gesperrt und um 08.25h wird zum ersten Trainingslauf gestartet. Die Bedingungen waren perfekt, Sonnenschein und sehr milde Temperaturen, er reichte ein T-Shirt und man hatte selbst im Schatten nicht kalt. Das ist für die Arosa ClassicCar doch eher ungewohnt. Das spürte man sofort, überall war die Stimmung an der Obergrenze, besser geht fast nicht. Auch die Motivation bei den Fahrern und Fahrerinnen spürte man, man freute sich auf tollen Motorsport in einer fantastischen Umgebung. Ob die einen vielleicht gar etwas übermotiviert waren?? Schon der Freitagvormittag verlief schleppend und war geprägt von vielen Unterbrüchen, neben den üblichen kleinen Remplern gab es auch etliche Ausfälle infolge technischer Schwierigkeiten. Die Strecke ist teilweise eng und es gibt nicht viel Platz, bei einem Ausfall entstehen zwangsläufig Wartezeiten, vor allem dann, wenn ein Fahrzeug per Kran geborgen und abtransportiert werden muss. Der Freitagnachmittag lief auch nicht besser und fand einen spektakulären Abschluss auf der Strecke mit dem von Fabio Scherer pilotierten Porsche 911 RSR. Im Zielbereich rauchte der Porsche plötzlich und das austretende Öl entzündete sich. Fabio fuhr durchs Ziel und stellte das Fahrzeug auf dem Postplatz ab. Die Hilfskräfte hatten einige Mühe, den heftigen Brand zu löschen. Schade, aber das ist Rennsport und die Hauptsache ist, dass keine Personen zu Schaden kamen. Auf Bilder verzichten wir, es gibt wahrlich schönere Bilder, die wir hier zeigen möchten.
Der Samstag verlief eigentlich gleich wie der Freitag, allerdings wurden die Leistungsläufe ausgetragen. Gleich waren auch die Unterbrüche, es lief schleppend, auch die Streckenposten sagten, so war es noch nie. Es war nun mal so, das ist Rennsport und es kamen trotzdem alle zu ihren 3 Wertungsläufen. Eingeteilt sind die Fahrzeuge in verschiedene Gruppen und Kategorien. Da gibt es die Sport Trophy, die Classic Trophy, die Alpine Performance, Competition, Demo, Arosa Sport Trophy, Arosa Classic Trophy usw. Man kann als Teilnehmer somit auf Zeit fahren, der Schnellste gewinnt, oder auf Gleichmässigkeit. Hier zählt die kleinste Zeitdifferenz aus 3 Läufen. Bei all diesen Klassen und Kategorien den Durchblick zu haben ist etwas schwierig, hier gibt es aber die offiziellen Ranglisten. Wie knapp es da sein kann zeigt der Sieg in der Sport Trophy. Sandro Rüegg siegte in dieser Kategorie mit einer Differenz von lediglich 7 Tausendstelsekunden. In der Competition Formula siegte zum 8. Mal in der Geschichte der Arosa ClassiCar Thomas Amweg. Dieses Jahr startete er auf einem geschichtsträchtigen Fahrzeug, dem grünen March 752, mit dem einst der unvergessene Herbert Müller, oder ‘Stumpen Müller’, wie er genannt wurde, Rennen bestritt. Ich sprach am Freitag mit Fredy Amweg, dem Vater von Thomas, er meinte, das Ziel sei eine Zeit unter 4 Minuten. Kurz zuvor sagte mir Roger Moser, der Lokalmatador aus Arosa, dass die Strecke sehr rutschig sei, es sei sehr staubig und die teilweise erst wenige Tage zuvor asphaltierten Abschnitte seien auch heikel. Thomas erreichte im 3. Lauf am Sonntagvormittag immerhin 4.11.113, mit der Gesamtzeit von 12.47.572 konnte er die 20. Arosa ClassicCar in der Kategorie Competition Formula somit klar für sich entscheiden und verwies den ewigen ‘Konkurrenten’ Roger Moser auf Platz 2. An dieser Stelle herzliche Gratulation. Die Zuschauerkulisse war beeindruckend, vor allem am Samstag waren im Zielbereich sämtliche Tribünen und Restaurants entlang der Strecke voll. Das sorgt zusätzlich für eine tolle Stimmung, die auch die Fahrer mitbekommen.
Wie schon erwähnt, konnte man dieses Jahr die 20. Arosa ClassicCar feiern und zu so einem Jubiläum gehört natürlich die eine oder andere Attraktion. Als Showprogramm gab es ein Konzert von Megawatt auf dem Postplatz und eine Drohnenshow über dem Obersee. Grossen Applaus gab es zudem für die Motorrad-Profis Jonas Folger, Marcel Schrötter und Jesko Raffin, die am Samstag im Zielbereich für Showeinlagen auf zwei Rädern sorgten. Der Besuch von Motorsportlegende Walter Röhrl war zweifellos das Highlight des Wochenendes. Röhrl, der in Kooperation mit dem Eventsponsor Porsche Schweiz nach Arosa kam, liess es sich nicht nehmen, die anspruchsvolle Bergstrecke selbst in einem Fahrzeug zu fahren. Mit seiner beeindruckenden Fahrkunst zog er die Blicke auf sich und nahm sich anschliessend ausgiebig Zeit für Autogramme im Fahrerlager. Schon vor 16.00 Uhr bildete sich eine lange Schlange und viele Fans hatten Helme, T-Shirts, Poster und andere Gegenstände dabei, die mit einem Autogramm von Rallye-Legende Walter Röhrl veredelt wurden. Selbst die feuerfeste Unterwäsche wurde für ein Autogramm benutzt und so sieht das aus, wenn der eine Walter dem anderen Walter seine Unterwäsche aufwertet 😉 Am Abend war Walter Röhrl Ehrengast beim Jubiläumsdinner in der Eventhalle, was den Tag für alle Beteiligten sicher unvergesslich machte.
So ging auch der 2. Tag der Arosa ClassicCar zu Ende, es war lustig, spannend, gesellig und manch einer sass noch weit nach Mitternacht in irgend einer Bar und liess den Tag ausklingen. Für die ersten Teilnehmer ging es am Morgen bereits um 08.00 Uhr wieder los mit der Überführung an den Start, ausreichend Bettruhe schadete also nichts. Der Sonntagvormittag lief dann etwas reibungsloser als die beiden Tage zuvor, dennoch gab es nach der Mittagspause wieder kleinere Unterbrüche, vielleicht auch weil der Grip auf der Strecke deutlich besser war. Und dann kam er, der Regen, den man schon oft in Arosa erlebte. Am Sonntag begann es gegen 16.00 Uhr im Startgelände heftig zu regnen. Pedro Rossetti sass mit Schirm in seinem nassen Maserati A6 GCS Fantuzzi und meinte trocken, das wäre nicht nötig gewesen 😉 Die Motorradfahrer starteten nicht mehr und man wunderte sich, als die letzte Gruppe beim Start eintraf. Vorne weg Thomas Amweg mit Slicks, dahinter Roger Moser mit Regenreifen. Oben im Ziel und Fahrerlager war es beim Start der Überführung noch trocken, so blieb einigen keine Zeit, die Reifen zu wechseln. Auf die Resultate hatten die schlechten Bedingungen keinen Einfluss mehr, das Rennen war schon vorher entschieden. So endete die 20. Arosa ClassicCar nass, trotzdem war es ein super schönes Wochenende mit hervorragender Stimmung, zu der auch die Speaker Elio Crestani im Startbereich sowie Detlef Krehl und Gieri Maissen im Zielbereich viel beitrugen. Viele Zuschauer bekommen so Informationen zu den Fahrzeugen und Fahrern und es ist immer spannend, wenn man von Akteuren auf der Strecke erfährt, wo die Schwierigkeiten und Besonderheiten der Strecke liegen.
Trotz des nassen Schlussbouquet war die 20. Arosa ClassicCar wieder ein Event der Superlative, top organisiert von einem erfahrenen Team um OK-Präsident Markus Markwalder. Ein herzliches Dankeschön auch von unserer Seite. Ebenfalls bedanken möchten wir uns bei den Arosa Freunde Nürburgring, die wie schon letztes Jahr mit 60 Marshals aus ganz Deutschland anreisten und als Streckenposten ihren Dienst verrichteten. Ohne diese Damen und Herren, die von früh morgens bis abends an der Strecke stehen, wäre ein Event wie die Arosa ClassicCar nicht durchführbar. Es gibt an vielen Veranstaltungen Traditionen und Rituale, so auch das Gruppenbild, das wir seit einigen Jahren von diesen wichtigen Helfern machen. Auch Euch vielen herzlichen Dank.
Die 20. Arosa ClassicCar ist Geschichte und es bleibt die Vorfreude auf 2025, wenn die 21. Arosa ClassicCar vom 4. bis 7. September wieder stattfinden wird. Wir von DREAM-CARS.CH waren ausser 2006 an jeder Durchführung dabei und haben darüber berichtet. Man glaubt, alles schon erlebt zu haben und dennoch gibt es immer wieder Neuigkeiten und Überraschungen. Dazu gehörte meine Bitte nach einem Programmheft, welches für eine seriöse Berichterstattung ein wichtiges Hilfsmittel ist. Ich erlebte tatsächlich zum ersten Mal, dass ich dafür 12 Franken bezahlen musste. Ich hoffe, dass dieser Betrag sinnvoll für 2025 eingesetzt wird 😉 Alle Ranglisten, weitere Informationen und Details gibt es wie immer auf der Webseite des Veranstalters.
Fredi Vollenweider, 2. September 2024
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