Schon 41 Mal fand Italiens grösste Messe für klassische Fahrzeuge, die Auto e Moto d’Epoca, statt. Zu Beginn war Padua die Stätte des Geschehens, 2023 aber zog die Messe nach Bologna, wo sie vom 24. Bis 27. Oktober 2024 zum 2. Mal stattfand. Grund für den Umzug sind Bauarbeiten in Padua und eine Umnutzung des Messegeländes, das eine Weiterführung von Messen verunmöglicht. Zudem nagte an etlichen Hallen der Zahn der Zeit deutlich und hinterliess Spuren. Da ist die Messe Bologna deutlich moderner mit viel besserer Infrastruktur, dennoch hörten wir auch dieses Jahr wieder einige Besucher sagen, dass die Stimmung und das Ambiente in Padua besser war. Das hängt aber vielleicht auch damit zusammen, dass man in Padua jeden Winkel kannte und sich in Bologna mit der Orientierung noch etwas schwer tut. Dann kam dieses Jahr sicher auch das schlechte Wetter dazu. Tage zuvor regnete in der Emilia-Romagna stark und anhaltend, was vielerorts zu Überschwemmungen führte, auch Bologna war betroffen. Zwar nicht direkt das Messegelände, dennoch waren einige Strassen gesperrt, was mit den vielen Baustellen zu prekären Verkehrsverhältnissen führte. Statt die Strassen zu reparieren werden einfach 30er-Schilder hingestellt was natürlich nichts nützt, denn man wäre schon froh, überhaupt so schnell fahren zu können. Gut, das hat mit der Messe soweit nichts zu tun, hinterlässt bei den Besuchern aber dennoch einen negativen Eindruck. Wenigstens ist das Parken in Bologna gut geregelt, die sehr grossen Parkhäuser bieten viel Platz, es werden aber jeden Tag 20 Euro fällig.

Auto e Moto d’Epoca Bologna, 24. bis 27. Oktober 2024. Eine ganz grosse Rarität bei den Zweirädern, eine MV Agusta 750S im absoluten Originalzustand
Der Ablauf der Messe ist wie in den vergangenen Jahren gleich, der Donnerstag kostet mehr Eintritt, mittlerweile 55 Euro. Das ist aber gewollt so, denn dadurch halten die Menschenmengen in Grenzen, was besonders uns Fotografen freut. Dennoch war die Messe auch am Eröffnungstag gut besucht, auch wenn man das Geühl hatt, dass es in Padua jeweils mehr Besucher gab. Das kann aber täuschen, denn das Messegelände von Bologna ist viel grösser. Am Freitag war der Andrang dann deutlich grösser, vor allem in den Hallen 21, 22, 25 und 26. Auf dem Freigelände fühlte man sich bei den bescheidenen Temperaturen, Nebel und Nieselregen nicht so richtig wohl. Dafür musste man an den zahlreichen Verpflegungsständen nicht anstehen. Für Samstag waren die Wetteraussichten besser, man hörte sogar das Wort Sonne. Die kam aber nicht so richtig in die Gänge, jedenfalls erst gegen Abend gab es einige Sonnenstrahlen. Aber immerhin, es war relativ warm und man fühlte sich auch im Aussenbereich wohl. Der Sonntag war ähnlich, zwar kein Sonnenschein, aber warm und trocken.

Auto e Moto d’Epoca Bologna, 24. bis 27. Oktober 2024. Beim Eingang Nord standen einige landwirtschaftliche Gefährte, wie dieser Landini Traktor
Was sind die Trends im Klassikerbereich? Das fragt man sich bei jeder Messe und sehr oft gibt es bestimmte Fahrzeuge und Modelle, die auffällig oft gezeigt werden. Natürlich gibt es in Bella Italia viele italienische Fahrzeuge, dieses Jahr konnten besonders viele Ferrari beobachtet werden, auch sehr seltene, wie beispielsweise einen F50 oder 288 GTO sowie einige F40. Dino 246 GTS waren hingegen recht oft anzutreffen, hier reichen die ausgerufenen Preise mittlerweile bis deutlich über 600’000 Euro, es gab aber auch schöne Exemplare für weniger als die Hälfte. Wir sprachen mit einigen Händlern, die eine recht positive Bilanz zogen aber sagten, dass der Trend klar hin zu jüngeren Fahrzeugen führt. Das ist nicht neu, scheint sich aber zu verstärken. Ob das ein Grund ist, dass auch viele Neufahrzeuge ausgestellt waren? Immerhin waren es meist sportliche Autos, oftmals Porsche, Ferrari oder Lamborghini, selten einmal ein Audi R8, oder AMG-Mercedes. Grosse Hersteller sieht man an der Auto e Moto d’Epoca nicht, Pagani zeigte einige Modelle und Volkswagen feierte 50 Jahre VW Golf. Von den ersten 7 Generationen war je ein silbernes Modell ausgestellt. Der Händler Ruote da Sogno belegte wieder fast die Hälfte einer Messehalle. Interessant sind immer Fahrzeuge, die man hierzulande nie sieht. Viele davon sind kleine Rennwagen, die vor Jahrzehnten von italienischen Firmen gebaut wurden – bei manchen trifft das Wort zusammengeschustert eher zu. In der grossen Mall gab es eine Sonderschau zum Thema Fiat, denn die 1899 in Turin gegründete Firma kann dieses Jahr ihren 125. Geburtstag feiern. Ausgestellt waren nur wenige Fahrzeuge, dafür aber viele Unterlagen über Fiat. Das eine präsentierte Fahrzeug war der Fiat Turbina, 1954 gebaut, als Experimentalfahrzeug für die Verwendung von Gasturbinen als Antriebseinheit. Auch andere Hersteller versuchten diesen Antrieb, der sich nicht durchsetzte. Das zweite weitaus imposantere Fahrzeug war der riesige Fiat Mefistofele aus dem Jahr 1923, ein ehemaliges Weltrekordfahrzeug, das auf einem Rennwagen vom Typ SB4 basiert. Der Brite Ernest Eldridge baute auf dieser Basis den als Mefistofele bezeichneten Wagen als Eigenbau und brach mit ihm im Jahr 1924 den Landgeschwindigkeitsrekord. Der 21,7-Liter-Sechszylinder-Reihenmotor vom Typ Fiat A.12 stammte aus einem Kampfflugzeug des Ersten Weltkriegs, seine Leistung beträgt rund 320 PS. Am 12. Juli 1924 befuhr Eldridge gemeinsam mit seinem Copiloten und Mechaniker John Ames die gerade Landstraße Route Nationale 20 von Arpajon bei Paris nach Süden und stellte dort den Weltrekord von 234,980 km/h auf. Ein wirklich imposantes Fahrzeug.

Auto e Moto d’Epoca Bologna, 24. bis 27. Oktober 2024. Der Fiat Mefistofele ist eine imposante Erscheinung
Auch wenn man 4 Tage auf der Messe ist, man kann nicht alles gesehen haben und am Sonntagabend war der Kopf dann auch ziemlich voll mit Eindrücken, die man in den nächsten Tagen verarbeiten muss. Über die grösste Oldtimermesse möchten wir an dieser Stelle auf das Publizieren von Zahlen verzichten. Wer sich aber dafür interessiert, findet auf der Webseite des Veranstalters diese Informationen. Wichtiger als die schiere Grösse, die unterschiedlich interpretiert werden kann, erscheint uns die Gesamtheit, die in Bologna sehr gut umgesetzt wurde. Der persönliche Kontakt mit vielen Freunden macht eine Messe ebenfalls zu einem Erlebnis. Am Sonntagabend kontaktierten wir nochmals einige Aussteller und insgesamt zeigten sich alle zufrieden. In den letzten Monaten hörte man immer wieder, dass der Markt nicht mehr spiele, aber dem ist nicht so, es hängt einfach davon ab, was wie und wo angeboten wird. Wenn alles stimmt, kommen Geschäfte zustande. Es lohnt sich, die Auto e Moto d’Epoca in Bologna zu besuchen und es lohnt sich auch, die wunderschöne Altstadt mit rund 40 Kilometern Arkaden zu geniessen. Auch kulinarisch kommt man auf seine Rechnung. Nach der 41. Austragung der Auto e Moto d’Epoca müssen wir klar sagen, es ist die beste und grösste Messe für Klassiker, nicht nur in Italien.
Fredi Vollenweider, Ela Lehmann, 27.10.2024
Toller Bericht, dem ich nur zustimmen kann. Ich war erstmals an dieser Messe. Besonders beeindruckend war für mich das ASI Village mit seinen Eventveranstaltern, die Tourismus „lento“ und „Passione Auto“ erfolgreich umsetzen.
Hallo Beat
Danke für Deine Ergänzungen. Ja, die Messe ist wirklich toll, man könnte noch viele Seiten schreiben. Aber wir empfehlen wirklich jedem, die Messe nächstes Jahr selber zu besuchen. Nur dann hat man wirklich eine Ahnung von der Grösse und Qualität der Auto e Moto d’Epoca.
Herzliche Grüsse
Fredi, Ela + Team DREAM-CARS.CH
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