Die Fondation Pierre Gianadda ist eine seit 1976 bestehende Kulturstiftung in privatem Besitz in Martigny im Kanton Wallis. Der Journalist, Ingenieur, Investor und Mäzen Léonard Gianadda (1935–2023) aus Martigny entdeckte 1976 auf einer seiner Bauparzellen am Stadtrand von Martigny die Überreste eines römischen Tempels, der dem Gott Mercurius geweiht war. Er liess die Fundamente des antiken Bauwerks konservieren und baute darüber ein grosses, fensterloses Betongebäude nach seinem eigenen Entwurf. Das ganze erinnert fast etwas an einen Bunker. Die Halle dient seither als Ausstellungsort für archäologische Fundobjekte aus Martigny und für Wechselausstellungen. Als Trägerschaft für die Einrichtung gründete Léonard Gianadda zum Gedächtnis an seinen jüngeren, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Bruder Pierre, eine Kulturstiftung mit dem Namen Fondation Pierre Gianadda. Oldtimerfans wissen natürlich längst, dass die Stiftung wohl eine der schönsten Sammlungen von Klassikfahrzeugen hat. Auf diese Sammlung möchten wir in diesem Beitrag hinweisen, denn sie ist wirklich aussergewöhnlich. Eingeweiht wurde das Museum im Jahr 1981. Die rund 50 Exponate stammen aus der Zeit zwischen 1897 und 1939, alle Fahrzeuge sind übrigens in fahrbereitem Zustand und werden auch für spezielle Anlässe aus dem Museum geholt. Speziell sind die vielen Schweizer Fahrzeuge. Zwischen dem ausgehenden 19. Jahrhundert und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs gab es in der Schweiz rund 100 Hersteller von Automobilen. Alle diese Marken sind längst verschwunden und viele davon sind heute nur noch wenigen Spezialisten bekannt. Auch die in Martigny ausgestellten Fahrzeuge sind teilweise die einzigen heute noch bekannten Fahrzeuge. Eine dieser Marken ist Stella (CIEM), die in Genf von 1904 bis 1913 Personenwagen und einige Nutzfahrzeuge baute. Eine weitere Marke ist Sigma, die zwischen 1909 und 1914 in Genf etwa 250 Fahrzeuge baute. Die zur Zeit zwei bekannten Fahrzeuge stehen ebenfalls im Museum.
Eine weitere damals und auch heute noch eher bekannte Marke ist Pic-Pic. Der Name steht für für Piccard-Pictet nach Paul Piccard und Lucien Pictet. Im Vergleich zu Sigma und Stella baute Pic-Pic deutlich mehr Autos, um die 2’500 Exemplare dürften es gewesen sein. Dennoch sind heute nur noch einige wenige Exemplare bekannt. 3 Fahrzeuge können in Martigny besichtigt werden. Es gäbe sicher zu jedem Fahrzeug eine interessante Geschichte zu erzählen, aber am besten, man besucht das Museum und geniesst die herrliche Atmosphäre. Weitere Infos zum Museum gibt es auf der eigenen Webseite.
Fredi Vollenweider, Ela Lehmann, 16.07.2024