Jochpass Oldtimer Memorial, 18. – 20.10.2024

Der Jochpass zwischen Bad Hindelang und Oberjoch ist die höchstgelegene deutsche Bundesstraße. Sie ist außerdem die kurvenreichste Passstraße Deutschlands, 6,4 km lang mit 400 Meter Höhenunterschied und 105 Kurven. Eine Herausforderung für mutige Männer und Frauen in ihren Rennwagen, die Strecke zu bewältigen. Erstmals gab es am 16. September 1923 ein Rennen am Jochpass. 80 Teilnehmer, alles Motorräder, nahmen auf der damals noch nicht asphaltierten Strasse teil. Am schnellsten war eine Frau, Ada Otto. Bis 1930 gab es weitere 7 Rennen, dann war Schluss, bis nach der Wirtschaftskrise und dem 2. Weltkrieg 1954 endlich wieder ein Rennen ausgetragen wurde, das neunte insgesamt. Danach wurde es am Jochpass für weitere 28 Jahre still und erst 1982 wurde das 10. Oberjochrennen veranstaltet. Bis 1987 wurde das Rennen jährlich durchgeführt, dann erwirkten Naturschützer einen 2-Jahres-Turnus und am 21./22.10.1989 wurde das letzte richtige Oberjoch-Bergrennen durchgeführt. Oftmals waren diese Rennen die Finalläufe der Europa-Bergmeisterschaft. 1999 fand zur Freude der Fans anlässlich des 100-jährigen Bestehens des “Neuen Jochpasses” endlich wieder eine Motorsportveranstaltung, das 1. Internationale Jochpassrennen-Memorial, statt. Dabei handelt es sich um eine Gleichmäßigkeitsprüfung aus insgesamt vier Wertungsläufen. Die Teilnehmer müssen sich eine Sollzeit setzen, die möglichst genau einhalten werden muss. Bei den Oberjochrennen fuhren auch sehr bekannte Motorsportler mit, wie z. B. Rudolf Caracciola, Hans Stuck, Hermann Lang, Sepp Greger, Robby Unser, Mauro Nesti, Dieter Quester, Prinz Leopold von Bayern, Christian Danner, usw. Seit dem 1. Internationalen Jochpassrennen-Memorial 1999 ist die Veranstaltung wieder fester Bestandteil der jährlichen Veranstaltungen in Bad Hindelang. Aber 2022 musste man erfahren, dass ‘Umweltschützern’ und Grünen Zeitgenossen der Event nicht mehr genehm war, er sei nicht mehr zeitgemäss und somit überflüssig. Es gab nochmals eine Bewilligung, aber nur bis ins Jahr 2024, dann sollte endgültig Schluss sein mit dem Jochpass Rennen. Die Organisatoren wollten das natürlich so nicht hinnehmen und kämpften wie die Löwen um den Erhalt des bei der Bevölkerung nach wie vor beliebten Events. Im Sommer 2024 wurde im Gemeinderat nochmals abgestimmt und mit einem knappen Entscheid von 51.6% zu Gunsten des Jochpassrennens wurde die Bewilligung um mindestens 3 – 4 Jahre verlängert. Da kam natürlich Freude auf (ausser bei den Grünen) und man reiste zufrieden nach Bad Hindelang zum 24. Jochpass Memorial.

Jochpass Oldtimer Memorial

24. Jochpass Memorial, 18. bis 20. Oktober 2024, Bad Hindelang. Besonders attraktiv ist jeweils die Gruppe mit Vorkriegsrennwagen, die nicht einzeln, sondern gleichzeitig starten.

Gefahren wird wie immer am Samstag und Sonntag, am Freitag ist Anreisetag, einrichten des Fahrerlagers und die technische Wagenabnahme. Das findet auf dem grossen Platz beim Bauernmarkt / Busbahnhof statt. Dor befindet sich auch das Fahrerlager der Vorkriegsfahrzeuge, der grössere Teil des Fahrerlagers zieht sich aber entlang der Strasse Richtung Sonthofen. Diese Strasse ist während des Jochpass Oldtimer Memorials für den öffentlichen Verkehr gesperrt, so steht ausreichend Platz zur Verfügung. Wie immer bei Events im Freien interessiert natürlich das Wetter. Die Aussichten waren nicht die besten und der vorhergesagte Regen am Freitagabend setzte fast auf die Minute genau ein, der Regenguss war zwar heftig, aber nicht sehr lange. Der Samstag war dann hell und trocken und der Sonntag zeigte sich dann von der allerbesten Seite, Sonnenschein und milde Temperaturen. Das prächtige Wetter war sicher auch ein Grund, dass sehr viele Besucher den Event verfolgten. Wir sprachen im Fahrerlager mit einem Ehepaar, das extra für das Jochpass Memorial aus dem Saarland 450km weit anreiste. Das zeigt, wie beliebt Rennsportevents für Klassikern sind. Wir Fotografen werden immer wieder von Zuschauern gefragt, wo denn die attraktivsten Stellen sind. Die Frage zu beantworten ist nicht einfach, es gibt auf der Strecke viele spektakuläre Kurven, man braucht aber Kondition und gutes Schuhwerk, denn man kommt nur zu Fuss an diese Stellen. Dieses Jahr hatte es entlang der gesamten Strecke sehr viele Leute, aber am Jochpass zieht auch der Start viele Zuschauer an, denn auf der etwa 600 Meter langen schnurgeraden Strecke hoch zur Kurve bei der Schnitzelalm beschleunigen viele Fahrzeuge bis zur Höchstgeschwindigkeit, bevor sie von einer Schikane eingebremst werden. Das Jochpass Oldtimer Memorial ist zwar ein Rennen, es zählt aber nicht die schnellste Zeit sondern die geringste Abweichung der Wertungsläufe. Deshalb darf auch nicht schneller als 4:45 Minuten gefahren werden.

Ferrari 512M Walter Lais

24. Jochpass Memorial, 18. bis 20. Oktober 2024, Bad Hindelang. Die Startgerade hinauf zur Schnitzelalm. Walter Lais beschleunigt seinen Ferrari 512M.

Geplant sind jeweils 4 Läufe am Samstag und Sonntag, das geht aber nur, wenn es keine grösseren Unterbrüche gibt. Es startet immer das gesamte Feld, das anschliessend wieder zurück ins Fahrerlager geführt wird und wenn der letzte wieder unten ist, geht es unmittelbar weiter mit dem Start des nächstes Laufes. Das funktionierte dieses Jahr hervorragend, auch dank der Disziplin der Fahrer. Ein paar kleinere Rempler gab es, Personen kamen aber nicht zu Schaden. Die Schmerzen dürften eher entstehen beim Bezahlen der Rechnung für die Reparatur. Aber das gehört dazu im Motorsport. Am Start waren rund 30 Vorkriegsfahrzeuge, etwa 60 Motorräder und Gespanne und an die 140 Sport- und Rennwagen. Da war für jeden motorsportlichen Geschmack etwas dabei. Ebenfalls wieder auf der Strecke zu sehen waren rund 80 Vespas, die fast wie ein Insektenschwarm daherkamen. An vielen Events fehlen mittlerweile die Vorkriegsfahrzeuge gänzlich, was sehr schade ist, denn diese Kategorie vermittelt Rennsport aus längst vergangenen Tagen, wo es noch viel mehr Mut brauchte, diese Fahrzeuge auf den damals noch nicht so gut ausgebauten Strecken zu bewegen. Diese Fahrzeuge, vor allem die richtigen Rennwagen wie beispielsweise der Bugatti Typ 37 aus den Zwanzigerjahren, können noch heute schnell gefahren werden, wie Daniel Sonderegger beweist. Bei einer Bummelfahrt würden immer alle 4 Räder auf dem Boden bleiben.

Bugatti Typ 37 Daniel Sonderegger

24. Jochpass Memorial, 18. bis 20. Oktober 2024, Bad Hindelang. Daniel Sonderegger bewegt seinen Bugatti Typ 37 sehr engagiert in der Kurvenkombination beim Alpenhof.

Was uns am Jochpass Oldtimer Memorial auch sehr gut gefällt ist die Nähe zum Geschehen. Ob im Fahrerlager oder an der Strecke, man erlebt als Zuschauer den Event wirklich aus allernächster Nähe. Da die Strecke auf den Jochpass bei Motorradfahrern sehr beliebt ist, sind die Kurven mit sehr stabilen Leitplanken mit Unterfahrschutz gut gesichert. Die zwei Tage im Allgäu waren zu schnell vorbei und es hat wieder richtig Spass gemacht. Jetzt bleibt die Freude auf nächstes Jahr, wenn vom 17. bis 19. Oktober 2025 am Jochpass wieder herrlicher Motorsport erlebt werden kann. Es lohnt sich, schon jetzt den Termin vorzumerken und eine Reise nach Bad Hindelang einzuplanen. Die Eintrittspreise sind übrigens sehr moderat, ein Tag kostet 10 Euro, eine 2-Tages-Ticket kostet nur 15 Euro. Auch Übernachtungsmöglichkeiten gibt es genügend, wir waren in Hinterstein im Hotel Waidmannsheil, etwa 5 km nach Bad Hindelang. Das stattliche Hotel aus den Siebzigerjahren ist sehr gepflegt und vermittelt einen Hauch von Nostalgie, der ganz gut zum Jochpass Oldtimer Memorial passt. Und wenn man hungrig ist, empfehlen wir das Schnitzel, es ist wirklich riesig – und günstig. Zum Schluss noch eine kleine Geschichte. Vor etwa 8 Jahren trafen wir in der Kurve beim Alpenhof einen älteren Herrn, wir kamen ins Gespräch und er erzählte uns, dass er selber zwei BMW aus den Siebzigerjahren hat und ein grosser Freund von Oldtimern sei. Auf seiner Visitenkarte steht auch nach seinem Namen das Wort Oldtimerfreund. Er fragte uns, ob er nicht vielleicht 1 oder 2 Bilder von einem BMW 2002 haben könnte. Natürlich schickten wir ihm ein paar schöne Bilder. Im nächsten Jahr trafen wir Toni wieder am gleichen Ort und er freute sich riesig, uns zu sehen. Wir machten im Fahrerlager noch Bilder mit Fredy Amweg, den er noch von den damaligen Rennen kannte. Wieder ein Jahr später sahen wir ihn nicht, jedoch wieder ein Jahr später. Er sagte uns, dass seine Frau im vergangenen Jahr verstorben sei. Wir sprachen wieder lange miteinander. Dann kamen die beiden Coronajahre, wo der Event nicht stattfinden konnte. 2022 gab es wieder ein Jochpass Memorial und wir trafen Toni nicht, auch 2023 nicht. Wir dachten, dass er vielleicht nicht mehr lebt. Und dieses Jahr am Samstagvormittag, wieder an der gleichen Stelle, stand Toni plötzlich wieder da und freute sich, uns zu treffen. Es ging ihm die letzten zwei Jahre gesundheitlich schlecht, er hatte offenbar eine Herzoperation und er kann leider nicht mehr sprechen, aber trotzdem redeten wir miteinander und verstanden uns. Am Sonntagabend klebte an unserem Auto ein kleines Zettelchen mit seinem Namen. Das hat uns wirklich sehr gefreut, unseren Freund Toni wieder zu treffen und wir werden ihm wieder ein paar schöne Bilder senden. Das sind auch Geschichten, die Freude bereiten.

Toni und Ela Lehmann.

Tschau Toni, bis nächstes Jahr 🙂

Hier noch der Link zur Webseite des Veranstalters, wo man weitere Informationen rund um das Jochpass Oldtimer Memorial erhält.

Fredi Vollenweider, Ela Lehmann, 22. Oktober 2024

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7 Gedanken zu „Jochpass Oldtimer Memorial, 18. – 20.10.2024

  1. Hallo Fredi, immer wieder eine Wohltat für die Augen und die schönen Erinnerungen, deine Bilder anzuschauen. Das Jochpass Memorial verdient sein Weiterbestehen völlig zu Recht. Es gibt in Deutschland keine vergleichbare Oldtimer-Veranstaltung mehr am Berg, da der Edelweiss-Bergpreis am Rossfeld nunmehr wohl selber Historie geworden ist ? Mit dem Jochpass verbindet mich das unvergessliche Erlebnis in 1960, als mein Vater seine Renault Dauphine Gordini (mit ABARTH-Auspuff) samt Familie den Berg hochgescheucht hat. Meine Mutter war mit meinem Bruder im 3. Monat schwanger gewesen, wir hätten ihn im Oberdorf bald vorzeitig verloren. Heuer scheuchte ich meinen überaus agilen Heckmotortriebler den Pass hinauf, den FIAT ABARTH 1000 TC CORSA Grp. 5 aus 1967 mit der #256. Danke, dass du das Foto von meinem Zwerg fast von hinten gemacht hast, denn da sind die ABARTH-Teile am Werke und geben Einblick in die 112 PS aus nur 982 ccm. Wir sind im nächsten Jahr wieder am Start, haben wir doch in der Tombola den Teilnahme-Gutschein Automobile 2025 gewonnen. Gruss vom Niederrhein, KK

    • Hallo Klaus, hallo Jutta

      Vielen Dank für diese interessante Geschichte und das Kompliment. Gratulation zum gewonnenen Preis, dann sehen wir uns nächstes Jahr am Jochpass. Dieses Jahr hatten wir auch Glück mit dem Wetter, das machte den Anlass noch schöner. Wir freuen uns auf 2025 und wünschen alles Gute.

      Herzliche Grüsse
      Fredi, Ela und Team DREAM-CARS.CH

  2. Viele Liebe Grüße an euch in die Schweiz…. Die Bilder alle absolut genial, es mach wirklich spaß die alle anzuschauen. Gute Laune ist nach den Anschauen sicher. Danke euch 😀
    Es grüßen: Franz Josef und Gabriela Serafin, Startnummer 183 auf FORD Escort MK1

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