Die Freunde des Historischen Motorsports kamen am Wochenende vom 10. bis 12. Mai 2024 wieder auf ihre Kosten, denn es fand eines der Highlights der Szene statt, der Monaco Grand Prix Historique. Erstmals wurde dieser Event im Jahr 1997 ausgetragen, dann wieder im Jahr 2000, danach alle 2 Jahre, es war somit der 14. Grand Prix für Historische Rennwagen, den man im Fürstentum Monaco erleben durfte. Ein Event der Superlative, in jeder Hinsicht, organisiert vom Automobile Club de Monaco. Rund 210 Fahrzeuge waren gemeldet, eingeteilt in 8 Rennfelder, die rund 60 Jahre Motorsport widerspiegelten. Dabei sind aber nicht alles Formel 1 Fahrzeuge. Die Formel 1 – oder oft auch F1 genannt – ist die höchstrangige von der FIA veranstaltete Rennserie des Formel-Rennsports. Sie wird als Königsklasse des Automobilsports bezeichnet, da sie den Anspruch erhebt, die höchsten technischen, fahrerischen, aber auch finanziellen Anforderungen aller Rennserien an Fahrer und Konstrukteure zu stellen. Sie ist damit direkte Nachfolgerin der früheren Internationalen Grand-Prix-Formel, die ab 1948 (mit der Einführung der neuen Formel 2) in die Formel 1 überging. 1950 wurde dann die Weltmeisterschaft, zunächst nur für Fahrer, ab 1958 auch für die Konstrukteure, als übergreifende Wertung der pro Saison ausgetragenen Einzelrennen eingeführt. Bis zur Saison 1959 wurden dazu auch regelmäßig Rennen mit einbezogen, die nicht nach Formel-1-Reglement ausgetragen wurden. Nach einer grundlegenden Umordnung der Organisationsstruktur wird die Weltmeisterschaft seit 1981 nun unter der neuen offiziellen Bezeichnung FIA Formula One World Championship fortgeführt.
Die Fahrzeuge wurden in folgende Kategorien eingeteilt:
Serie A1: Vorkriegsrennwagen und Voiturette
Serie A2: Grand Prix-Rennwagen mit Frontmotor, gebaut vor 1961
Serie B: Grand Prix-Rennwagen mit Heckmotor 1.5lt, F1 (1961 – 1965), F2 (1956 – 1960)
Serie C: Sportwagen mit Frontmotor, Baujahre 1952 – 1957
Serie D: Formel 1, 3 Liter, Baujahre 1966 – 1972
Serie E: Formel 1, 3 Liter, Baujahre 1973 – 1976
Serie F: Formel 1, 3 Liter, Baujahre 1977 – 1980
Serie G: Formel 1, 3 Liter, Baujahre 1981 – 1985
Somit waren die jüngsten Fahrzeuge knapp 40 Jahre alt. Lange Jahre war der Saugmotor von Ford, der 3 Liter V8 Cosworth, der Standardmotor der Formel 1. Die meisten Teams setzten diesen Motor ein. Ferrari baute immer eigene Motoren und setzte auf einen V12, ebenso wie das Team von Matra, das ebenfalls einen eigenen 3 Liter-V12 verwendete. Nach der Wagenabnahme, die bereits ab Donnerstag stattfand, stand der Freitag für freie Trainings zur Verfügung. Da gilt es, die perfekte Abstimmung zu finden, um am folgenden Tag beim Qualifying eine möglichst gute Zeit zu erreichen. Leider gab es schon bei den freien Trainings etliche Ausrutscher und nicht jeder Wagen konnte vor Ort repariert werden. Das ist natürlich besonders ärgerlich, denn man bezahlt ein ordentliches Startgeld und hat zudem Kosten für die An- und Abreise, sowie Hotel und Verpflegung für das Team. Aber das gehört zum Risiko. Ein Ausrutscher bedeutet meist auch das Aus, denn im Vergleich zu einer permanenten Rennstrecke gibt es auf einem Stadtkurs wie Monaco, keinerlei Auslaufzonen, keine Kiesbetten oder Rasenflächen. Die Streckenbegrenzung ist aus stabilem Stahlblech in Form von Leitplanken – und die verzeihen kaum etwas. Etwas Schmutz oder Öl auf der Strecke kann schon zum Verhängnis werden. Da zählt fahrerisches Können besonders viel.
Vergleicht man die aktuelle Formel 1 mit der Zeit der ersten Hälfte der 80er-Jahre, also den jüngsten Fahrzeugen am Monaco Grand Prix Historique, sind das schon ganz verschiedene Welten. Da gab es noch keine Kohlefaser, die Monocoques bestanden aus genietetem Aluminium, elektronische Komponenten gab es kaum und das Schalten wurde mit der rechten Hand bewerkstelligt. Man fuhr ein Rennen mit rund 5’000 Schaltvorgängen praktisch mit der linken Hand. Das war harte Arbeit im Cockpit. Wir haben etwas recherchiert bezüglich den Rundenzeiten damals und heute. Der Sieger von 1985, Alain Prost, fuhr im Rennen seine schnellste Runde in 1.23.898. Der diesjährige Sieger, Stuart Hall, siegte mit einem March 821 von 1982, seine schnellste Runde fuhr er in 1.30.669. Der letzte Sieger, Max Verstappen, fuhr seine schnellste Runde 2023 in 1.11.365. Wäre interessant, was Verstappen im March 821 von 1982 für eine Rundenzeit erreichen würde. Das wird man wohl nie erfahren und diese Unterschiede von einigen Sekunden kann der Zuschauer sowieso nicht sehen. Am Grand Prix Monaco Historique geht es auch nicht um Millionen, jedenfalls nicht was Saläre und Preisgelder betrifft. Da zählt auch der Spass und die Freude auf und neben der Piste. Und es werden Erinnerungen wach an Zeiten, wo die Fahrzeuge Namen trugen wie Arrows, Ensign, Ligier, Osella, Hesketh, Theodore, Shadow und viele andere. Da können sich die schon etwas reiferen Fans noch gut daran erinnern und wenn man das Geschehen miterlebt, kommt einem das nicht vor, als wären schon 40 und mehr Jahre vergangen.
Insgesamt waren rund 50 Hersteller vertreten, die wenigsten davon trifft man noch im aktuellen Rennsport. Damit diese Meilensteine des Rennsports nicht in Vergessenheit geraten, gibt es eben Events die den Monaco Grand Prix Historique. Neben den Rennwagen war auch die Prominenz aus dem Rennsport anwesend. Jacky Ickx war mit seiner Gemahlin in Monaco, allerdings nur noch als Zuschauer. Vor zwei Jahren fuhr er in einem Ferrari noch Demorunden, jetzt sei er aber ‚zu alt‘ meinte er scherzhaft. Auch Thierry Boutsen stattete einen Besuch ab. Adrian Newey, Technischer Direktor bei Red Bull Racing, fuhr in seinem eigenen wunderschönen Lotus 49B von 1968. Auch der CEO von McLaren Racing, Zak Brown, startete mit einem Williams FW06 von 1979. Es war immer irgendwo etwas los, auch im Fahrerlager und in den Boxen. Für den ‚richtigen‘ F1 Grand Prix genügen die Boxen, die eigens für die 3 Events aufgebaut werden. Für den Historischen Grand Prix wird zusätzlich unten im Hafen ein grosses zusätzliches Fahrerlager mit Zelten aufgebaut. Insgesamt ist der Aufwand gigantisch. Für die 3 Rennveranstaltungen, den Monaco E-Prix, den Monaco Grand Prix Historique und den Grand Prix stehen rund 1’800 Funktionäre, Sicherheitsleute, Ärzte und Streckenposten entlang der 3,34km langen Strecke. 11 Mobilkrane sorgen im Fall eines Crashes für die schnelle Bergung der Fahrzeuge. Für die Infrastruktur werden jedes Jahr rund 1’200 Tonnen Stahl in Form von Gebäuden, Aufzügen, Tribünen und Leitplanken verbaut. Dabei hat jede einzelne Leitplanke eine Nummer, damit sie jedes Jahr am genau gleichen Ort, angepasst an die jeweilige Streckenführung und Kurve, moniert werden kann. Wermutstropfen für uns Fotografen, es gab keine Media-Shuttles mehr, wir mussten unsere gesamte Ausrüstung den ganzen Tag von Standort zu Standort schleppen. Immerhin stand aber ganz in der Nähe ein Parkhaus kostenlos zur Verfügung. Das tut dem Event aber keinen Abbruch und sonst war alles perfekt organisiert, auch das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite.
In der Mittagspause am Samstag gab es Sonderläufe, z.B. 30 Jahre Ayrton Senna und für gute Kunden der UBS die UBS Classic Car Rally. Hier waren Kennzeichen aus der Schweiz relativ häufig zu sehen. Am Sonntag ging es morgens ab 08.00 Uhr los mit der Gruppe A2. Je nach Gruppe waren 10, 12 oder 18 Runden zu fahren bzw. 30, 35 oder 45 Minuten. Das ist die Theorie, die Praxis war dann doch eine etwas andere. Vor allem am Sonntag nach der Mittagspause geriet das Rennen der Gruppe F arg ins Stocken. Immer wieder gelbe Flaggen, Unterbrüche und dann gar die rote Flagge. Kaum war die Strecke wieder bereit sah man die Streckenposten mit den gelben Schildern ‚FCY‘, was soviel heisst wie Full Course Yellow. Schlussendlich schafften sie es aber doch noch und mit einer knappen Stunde Verspätung konnte das letzte Feld, die Serie 6, ihr Rennen fahren. So ging der 14. Monaco Grand Prix Historique zu Ende, für die Fahrer mit einem Gala-Diner im Salles des Etoiles im Sporting Monte-Carlo. Wir nahmen wieder viele Eindrücke und Erinnerungen mit nach Hause und auch die Freude, in 2 Jahren hoffentlich wieder dabei sein zu dürfen. Alle weiteren Informationen gibt es auf den Webseiten des Automobile Club de Monaco und des Grand Prix Historique de Monaco.
Fredi Vollenweider, Ela Lehmann, 16.05.2024
Galerie 1
Galerie 2