Rendezvous am Kleinen Klausen. So heisst ein Bergrennen, dessen Geschichte im Jahr 1927 beginnt. In den ‘Schaffhauser Nachrichten’ wurde das erste Mal vom «Kleinen Klausen» geschrieben und etliche Fahrer erwähnten, dass sie eher ein grösseres Rennen versäumen wollten, als dass sie auf das ‘Opfertshofer Bergrennen’ verzichten würden. Die Beliebtheit der Strecke wird weiter illustriert durch die Tatsache, dass dieses Bergrennen damals eines der bestbesuchten Automobilrennen der Schweiz war. Am selben Tag fuhren auf der gleichen Strecke Autos, Motorräder und Velofahrer um die Wette – Vielfältigkeit war also gegeben. Im Laufe der Zeit übernahm der ACS die Organisation des Rennens, das 1950 letztmals auf der durch das Dorf führenden originalen 3.8 Kilometer langen Strecke stattfand. Mit 4’000 Besuchern erreichte das Rennen schon damals grosse Aufmerksamkeit, und dies weit über die Kantonsgrenze hinaus! Heute ist die Strecke mit einer Länge von rund 900 Metern viel kürzer, dafür kann mehrmals am Tag gefahren werden. Im Corona-Jahr 2021 fand das erste Revival statt, ein grosser Erfolg. Die Veranstalter wussten damals aber noch nicht, ob und wann es wieder ein Rendezvous am Kleinen Klausen geben wird. Schon bald aber wurde bekannt, dass für Herbst 2024 wieder eine Durchführung geplant ist. Am 8. September war es dann soweit und rund 200 Fahrzeuge der unterschiedlichsten Art waren am Start. Der Event wurde von gut 3’000 Zuschauern besucht – ein toller Erfolg.
Die heutigen Läufe am Rendezvous am Kleinen Klausen werden ohne Zeitmessung gefahren, es sind reine Präsentationsläufe zur Freude der Zuschauer und natürlich auch der Fahrer, denn es gibt keine Pacecars, man darf so schnell fahren, wie man will. Es ist aber Vorsicht geboten, denn die Kurven sind heimtückisch und werden teilweise enger, was schon manchen Fahrer in brenzlige Situationen brachte. Der gesamte Event ist auf die Zuschauer und Besucher ausgerichtet. Es gab zwischen den Läufen Vorführungen von Karts, Motorrädern, Fahrrädern sowie der schnellsten Badewanne der Welt mit Hannes Roth am kleinen Lenkrad. Als am Nachmittag leichter Regen aufkam meinte der Speaker, hoffentlich sei der Ablauf der Badewanne geöffnet, nicht dass der Fahrer plötzlich im Wasser sitze. Gut, so stark war der Regen noch nicht, was sich aber gegen Abend änderte. Lustig waren auch die Motocross-Maschinen der MX Academy aus Schuffhausen, wo schon die Kleinen auf ihren Minibikes zeigten, was sie können. Selbst in der Luft gab es Überraschungen. Auf dem nahegelegenen Flugplatz Schmerlat in Neunkirch fand am gleichen Wochenende das Flüüger-Fäscht statt. Zuerst zeigte ein Boeing Stearman Doppeldecker seine Flugkünste, Höhepunkt war sicher die Vorführung des PC-7 Teams der Luftwaffe, die Formationsflüge in höchster Präzision in den Himmel zauberten. Gegründet wurde das PC-7 Team im Jahr 1989 und zeigt seither seine Fähigkeiten im In- und Ausland.
Kommen wir wieder zurück auf den Boden und schauen, was es da so auf zwei, drei und mehreren Rädern zu bestaunen gab. Das wohl aufregendste Auto war sicher der Ferrari 330 GTO aus der autobau erlebniswelt in Romanshorn. Dann waren zwei Maserati am Start, ein 450 S und der 26 M von Heinz Hofer. Ebenfalls aus der Sammlung der autobau erlebniswelt war der Bugatti Typ 51 GP. Sogar regionale Produkte auf 4 Rädern waren dabei. Der Buggy 75 wurde von der Firma Franke & Co. in Neuhausen am Rheinfall gebaut. Unbekannt ist auch der ZAZ Tavria Pinguin aus dem Jahr 1991 mit Elektroantrieb. Auch den OF 1600-90 aus dem Jahr 1973 dürften die Wenigsten kennen. Es gab wirklich viele Raritäten, die man am Rendezvous am Kleinen Klausen auf der Strecke erleben konnte. Weiter gab es eine Gruppe um den Sponsor Patrick Hedinger, die mit einem Peugeot 205 GTI, zwei Peugeot 106, einem Renault Clio Cup 3 sowie Cup 4 vertreten waren. Die 5 Fahrzeuge hatten das Fahrerlager in der Linkskurve vor dem Ziel. Am Nachmittag kam in der Gruppe plötzlich Hektik auf, nachdem einer der Organisatoren mitteilte, dass sie fahren können. Da es schon leicht regnete, entschieden sich alle, Regenreifen aufzuziehen. Das ging nicht ganz so schnell wie bei der Formel 1, aber nach wenigen Minuten waren alle 5 Fahrzeuge auf dem Weg zum Start.
Eine weitere Attraktion waren die 25 historischen Busse und Postautos, die den ganzen Tag zirkulierten und die Zuschauer an den gewünschten Standort brachten. Selten auch, dass man rund ein Dutzend Excalibur sieht. Diese Fahrzeuge wurden früher, teilweise auch noch heute, belächelt als ‘Pseudo-Oldtimer’. Die Excalibur Automobile Corporation ist ein US-amerikanisches Unternehmen und ehemaliger Hersteller von Autos. Das Unternehmen wurde 1963 von Brooks Stevens als SS Automobiles Inc. gegründet. Den Schwerpunkt der Tätigkeit bildeten die mit moderner Technik gebauten Replikate von Luxusautomobilen im Stil der 1930er Jahre. Für die ersten Modelle ab 1963 verwendete man Chassis und Komponenten von Studebaker und die Form war nicht so schwülstig und ausladend wie bei den späteren Modellen. Frühe Excalibur erinnern an die Mercedes-Benz SSK und SSKL und tatsächlich nannte man diese Modelle SSK Roadster. Die Produktion endete im Jahr 1997, wobei ab 1991 nur noch ganz wenige Fahrzeuge produziert wurden. Von allen Modellen wurden insgesamt rund 3’400 Fahrzeuge gebaut. Am Beispiel Excalibur sieht man deutlich, wie sich die Zeiten ändern, einst verspottet und verachtet, dürften mittlerweile praktisch alle noch existierenden Fahrzeuge echte Oldtimer sein.
Der Event startete am Morgen um 08.30h mit den ersten Showfahrten. Das Stargelände befand sich zwischen Hofen und Bibern beim Reiatschulhaus. Der Reiat nimmt die nordöstlich der Stadt Schaffhausen liegende Hochebene und das anschliessende gegen das Flüssschen Biber orientierte Hügelland ein. Im historisch engeren Sinne gehören die Gemeinden und Ortschaften Altdorf, Bibern, Büttenhardt, Herblingen, Hofen, Lohn, Opfertshofen und Stetten zum Reiat. In jüngerer Zeit werden und wurden je nach dem auch der Hauptort Thayngen sowie die Dörfer Bargen, Barzheim, Dörflingen, Hemmental, Merishausen und die deutsche Exklave Büsingen am Hochrhein zum Reiat gezählt. Eine beschauliche Gegend abseits der grossen Städte. Man hat fast das Gefühl, dass die Uhren im Reiat noch etwas gemächlicher laufen als andernorts. Man spürte die Begeisterung auch im Zielort Opfertshofen, das zum Fahrerlager mutierte, dazwischen gab es Verpflegungsmöglichkeiten und allerlei spannende Dinge. Organisiert wird das Rendezvous am Kleinen Klausen von René Meier und seinem Team unter Mithilfe von regionalen Vereinen. Da keine Rennläufe mit Zeitmessungen gefahren werden, kann der Event sehr schlank organisiert werden. Das spürte man vielleicht auch da und dort, dass nicht alles ganz so rund lief wie gewünscht. Wegen des dezentralen Fahrerlagers in 3 Ortschaften, gingen leider einige Fahrer am Vormittag vergessen. Das ist für die Betroffenen sicher ärgerlich, aber verkraftbar. Mit etwas gutem Willen von beiden Seiten kann man sowas sicher wieder grösstenteils gutmachen. Das Wetter spielte einigermassen mit, am Morgen noch sonnig, wurde es rasch bewölkt und im Laufe des Nachmittags setzte leichter Regen ein, der gegen Abend heftig wurde. Ruedi und Bernadette Schawalder wurden mit dem ältesten Fahrzeug im Feld, dem weissen American La France aus dem Jahr 1917 patschnass. Aber das dürfte nicht das erste Mal gewesen sein.
Das zweite Rendezvous am Kleinen Klausen war wieder ein toller Event. Über die kleinen organisatorischen Mängel darf man hinwegsehen, auch bei viel grösseren und ‘wichtigeren’ Anlässen läuft längst nicht immer alles nach Plan. Dafür war es in Opfertshofen entspannt und unterhaltsam, was die ‘Schluuchmusig Schaffhuuse’ im Video demonstriert. Vielen Dank und wir hoffen, dass man in zwei Jahren 100 Jahre Bergrennen ‘Kleiner Klausen’ feiern darf. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite des Veranstalters.
Fredi Vollenweider, Ela Lehmann, 13. September 2024
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