Die 23. RETRO CLASSICS fand vom 25. bis 28. April 2024 in den Messehallen beim Flughafen Stuttgart statt. Nachdem wir letztes Jahr nur einen Kurzbesuch abstatten konnten, nahmen wir uns dieses Jahr wieder 3 Tage Zeit, die Messe zu besuchen. Es interessierte uns, ob es spürbare Veränderungen gibt, denn per Ende Februar 2023 übernahm der private Messeveranstalter AFAG den Stuttgarter Messeveranstalter RETRO Messen. Zum Portfolio der RETRO Messen GmbH gehören die Messen RETRO CLASSICS® Stuttgart, RETRO CLASSICS BAVARIA® in Nürnberg sowie die EuroMotor® in Stuttgart, die weiterhin an den bekannten Standorten stattfinden werden. Die Details zu dieser Übernahme kann man unter diesem Link nachlesen. Der neue Veranstalter schreibt zur RETRO CLASSICS:
ÜBER DIE MESSE FÜR FAHRKULTUR
RETRO CLASSICS®, der weltweit größte und schönste Treffpunkt für Liebhaber automobiler Legenden aus längst vergangenen Tagen ebenso wie Oldtimer-Preziosen von morgen.
Aussteller aus vielen Teilen der Welt präsentieren in einem extravaganten Ambiente kostbare und sehenswerte Raritäten aus allen Epochen der Automobilgeschichte.
Erleben Sie Nostalgie und Eleganz mit allem, was dazu gehört: erstklassige Sonderschauen, großer Teilemarkt und ein rasantes Rahmenprogramm.
Dazu von uns einige Anmerkungen. Für den Besucher präsentierte sich die Messe im gewohnten Rahmen, viele Aussteller waren in der grossen Halle 1 am selben Standort wie schon bei früheren Messen. Von den insgesamt 10 Hallen, die vor Corona alle belegt waren, waren es dieses Jahr nur 6, im letzten Jahr immerhin 7. Auch in den Hallen war es lichter als sonst, es gab zwischen den Ständen viel Platz. Die Gründe, weshalb man nicht wie früher alle 10 Hallen belegen konnte, kennen wir nicht, ausser vielleicht, dass am gleichen Tag im nicht weit entfernten Ulm die TECHNORAMA stattfand und wohl viele Anbieter von Ersatzteilen diesen Markt bevorzugten. Somit kann klar gesagt werden, dass die RETRO CLASSICS in Stuttgart mit Sicherheit nicht – oder nicht mehr – die weltgrösste Messe für Klassikfahrzeuge ist. Da ist beispielsweise die letztes Jahr von Padua nach Bologna umgezogene Auto e Moto d’Epoca wesentlich grösser, sowohl was die Fläche, die Besucherzahl und die Exponate betrifft. Das ist aber für den Besucher nicht so entscheidend, man kann Grösse ja ganz unterschiedlich messen. Was zählt ist schlussendlich die Zufriedenheit der Besucher, der Aussteller und auch des Veranstalters. Wir haben uns mit vielen Ausstellern und auch Besuchern unterhalten und haben mehrheitlich eher negative Meinungen gehört. Das mag auch damit zusammenhängen, dass der Mensch sich mit Veränderungen allgemein etwas schwertut. Veränderungen sind aber nicht generell negativ, und wenn, sind negative Äusserungen als konstruktive Kritik zu betrachten. Unser Bericht soll so verstanden werden. Dass die RETRO CLASSICS für Aussteller teurer geworden ist hängt sicher auch mit den generell gestiegenen Kosten zusammen. Vor allem Energiekosten dürften für die Durchführung einer Messe besonders preistreibend sein. Dann muss der Veranstalter, die AFAG, mit der Messe Stuttgart kooperieren. Die Messehallen müssen gemietet werden, sie stehen nicht einfach zur Verfügung. Da braucht es also ganz viel Arbeit und geschickte Verhandlungen, damit eine Messe schlussendlich erfolgreich ist.
Wenden wir uns der Messe zu und dem was es zu bestaunen gab. Wie immer stand das Atrium in der Halle für eine Sonderschau zur Verfügung. Dieses Jahr wurden Fahrzeuge von Bitter gezeigt. Erich Bitter stammte aus dem westfälischen Schwelm. Doch seine erste Kreation, der sagenhafte Bitter CD, ist ein waschechter Schwabe und Stuttgarter zugleich, wurde er doch 395mal komplett beim renommierten Stuttgarter Karosseriebauer Baur in Stuttgart-Berg gefertigt. Beim Nachfolgemodell SC stammte die Karosserie zwar aus Italien, das atemberaubend elegante Cabrio aber wurde auf der Alb von keinem Geringeren als Horst Keinath in Dettingen / Erms realisiert. Erich Bitters Neffe Markus (im Bild links) gab uns einige interessante Infos zur Marke. Neben dieser Sonderschau gab es weitere Highlights, so feierte man 70 Jahre Mercedes-Benz 300SL, oder 50 Jahre Porsche Turbo. Über die verschiedenen Aktivitäten an der Messe und das umfangreiche Rahmenprogramm konnte man sich schon im Vorfeld auf der sehr informativen Webseite der RETRO CLASSICS informieren. Schön fanden wir, dass den Clubs viel Platz eingeräumt wurde, das fanden einige Besucher nicht so toll, aber schlussendlich wird das Hobby Oldtimer von den Enthusiasten, die sich in diesen Clubs organisieren, getragen und nicht von den Investoren, die viel Geld ausgeben für etwas, von dem sie wohl nicht viel Ahnung haben. In der Halle 7 gab es eine Sonderschau von Bussen, die Feuerwehr präsentierte einige tolle Fahrzeuge aus vergangenen Tagen und sogar die Bundeswehr war vertreten mit einem richtigen Hubschrauber.
Auch wenn die RETRO CLASSICS 2024 längst nicht die Grösse hat wie vor Corona, es ist trotzdem eine schöne Messe, abwechslungsreich und vielfältig. Was ist uns besonders aufgefallen: Ein Trend, der schon seit einigen Jahren zu beobachten ist, es werden immer mehr jüngere und auch aktuelle Fahrzeuge ausgestellt und angeboten. Vorkriegsfahrzeuge beispielsweise gibt es nur noch sehr wenige. Da fragt man sich, ob der Name RETRO CLASSICS noch gerechtfertigt ist. Es scheint, dass man als Veranstalter über alles froh ist, was ausgestellt wird, auch wenn es Strandkörbe sind. Es ist eine Tatsache, dass sich jüngere Menschen eher auch für jüngere Fahrzeuge interessieren, aber man wünscht sich dennoch etwas weniger aktuelle Modelle, die sieht man schliesslich täglich auf der Strasse. An grösseren Messen wählen wir jeweils unser Lieblingsfahrzeuge aus, was immer etwas schwierig ist. An der RETRO CLASSICS 2024 entschieden wir uns für ein Vorkriegsfahrzeug. Es ist der grüne Mercedes-Benz 380 K, der am Stand der MOTORWORLD bestaunt werden konnte. Ein eindrückliches Fahrzeug, von dem wir demnächst etwas ausführlicher berichten werden.
Zum Schluss die Pressemitteilung der RETRO CLASSICS:
Gute Stimmung und große Resonanz an allen vier Messetagen – über 2.000 Klassiker in sechs Hallen
Von gedämpfter Konsumlaune in Deutschland konnte während der 23. RETRO CLASSICS® in Stuttgart keine Rede sein, sorgten mehr als 70.000 Besucher an vier Messetagen nicht nur für volle sechs Messehallen, sondern auch für viele „Verkauft“-Schilder an den präsentierten Fahrzeugen aller Epochen. Die riesige Auswahl mit weit über 2.000 Fahrzeugen vom Einstiegs-Klassiker unter 10.000 Euro bis zum ikonischen Sportwagen im Millionen-Bereich wusste zu überzeugen, so daß sich die Aussteller ob der guten Verkaufsergebnisse und Kontakte sehr zufrieden zeigten. Eine Tatsache, die auch auf die am Samstag stattgefundene Auktion zutraf: Wie auch im klassischen Verkauf war es hier wohl die vielfältige Fahrzeugpalette inklusive Automobilia, die für reges Bieterverhalten und entsprechend neue Besitzer sorgte.
Den ganzen Schlussbericht kann man auf der Webseite des Veranstalters nachlesen.
Fredi Vollenweider, Ela Lehmann, 01.05.2024