Ein Supersportwagen namens ELA

Über Facebook wurden wir zufällig auf ein Projekt aufmerksam, das uns gleich interessierte, schon wegen des Namens ELA. Ein Mann Namens Matthias Lorenz baut sich seinen eigenen Supersportwagen, der eben den Namen ELA trägt. DREAM-CARS.CH-Mitarbeiterin Ela Lehmann war natürlich besonders begeistert und schnell war der Entschluss gefasst, dieses Projekt näher zu verfolgen. Wir planten einen Besuch bei Matthias Lorenz im sächsischen Treuen, das ja von uns aus nicht gerade vor der Haustüre liegt. Aber anlässlich des Besuchs der RETRO CLASSICS BAVARIA in Nürnberg drängte sich ein Besuch förmlich auf, denn von Nürnberg aus sind es nur noch knapp 180km Fahrstrecke bis nach Treuen. So kam es und wir fuhren am Montag, den 11. Dezember 2017 in Richtung Leipzig und trafen uns mit Matthias Lorenz. Es war ein hochinteressanter und spannender Tag den wir zusammen verbrachten. Aber fangen wir ganz vorne an.

Das Bundesland Sachsen hat eine lange Tradition im Automobilbau. Fahrzeuge aus dem „Autoland Sachsen“ sorgen seit über 100 Jahren für Mobilität. Von hier aus haben Innovationen wie die Linkslenkung oder der Frontantrieb in Serie ihren internationalen Siegeszug angetreten. Heute gehört das „Autoland Sachsen“ mit fünf Fahrzeug- und Motorenwerken von Volkswagen, BMW und Porsche sowie über 750 Zulieferfirmen, Ausrüstern und Dienstleistern der Branche zu den deutschen Top-Standorten. Etwa jeder zehnte in Deutschland gebaute Personenwagen kommt aus Sachsen. Die Automobilindustrie ist zugleich der Motor des verarbeitenden Gewerbes in Sachsen. Die über 95.000 Beschäftigten, davon mehr als 80 % in der Zulieferindustrie, erbringen über ein Viertel der sächsischen Industrieproduktion. Von A wie Antrieb bis Z wie Zubehör können die Automobilzulieferer in Sachsen nahezu alle für ein Fahrzeug notwendigen Komponenten und Teile sowie die erforderlichen Produktionsausrüstungen entwickeln und fertigen. Sachsen steht auch bei der zweiten automobilen Revolution auf der „Pole Position“. Die Innovationsfelder von heute heißen moderne Hybrid- und Elektromobilitätslösungen, Entwicklungen für das autonome Fahren, Leichtbau im effizienten Materialmix, ressourceneffiziente Produktionstechnologien sowie neue Verkehrskonzepte. Hier arbeiten Industrie und Forschung Hand in Hand und treiben Lösungen für eine nachhaltige Mobilität voran. 

Die Anfänge der Autoindustrie im vogtländischen Sachsen gehen zurück bis ins Jahr 1902, als August Horch von Mannheim nach Reichenbach zog, um dort eigene Autos zu bauen. Nach erfolgreicher Sponsorensuche baute er bereits 1904 knapp zwei Dutzend Fahrzeuge, mittlerweile in Leipzig. Ebenfalls in Sachsen ansässig war Audi, mit dem sich Horch 1932 zusammenschloss, Wanderer war in Chemnitz ansässig. Zusammen mit den Zschopauer Motorenwerken entstand die Auto-Union AG mit den 4 bekannten Ringen, die ja noch heute die Front jedes Audi zieren. Und da war natürlich noch der Trabant, liebevoll auch Trabbi genannt, welcher noch bis 1991 gebaut wurde. Dann kam nach der Wende ebenfalls die Wende im sächsischen Automobilbau, d.h. eigene Fahrzeuge gab es keine mehr sondern nur noch Werke der grossen Hersteller.

Erwähnenswert ist auch Louis Tuchscherer aus Chemnitz, ein Erfinder, Mechaniker und Autobauer. Bereits 1880 soll er eine ‘Kutsche ohne Pferde’ erfunden und gebaut haben. Carl Benz soll schon 1878 Tuchscherer in seiner Werkstatt besucht haben und es gibt auch ein Bild welches publiziert wurde. Dieses Bild kann aber erst nach 1906 entstanden sein, da am Fahrzeug bereits ein Kennzeichen zu sehen ist. Diese Kennzeichen wurden im Deutschen Reich erst 1906 eingeführt. Vieles liegt da also im Dunkeln und das wird wohl auch so bleiben, solange keine Dokumente auftauchen, die dokumentieren, dass Tuchscherer vor Carl Benz ein Auto gebaut hat. Auf jeden Fall war Louis Tuchscherer ein eingagierter Autobauer, Erfinder, Konstrukteur und Mechaniker.

Und genau hier möchte Matthias Lorenz mit seinem Projekt ELA anknüpfen und sozusagen den traditionellen Automobilbau in Sachsen weiterführen, wenn auch in ganz anderen Dimensionen als damals, dafür aber exklusiv und auf einem hohen Niveau. Matthias Lorenz ist wie erwähnt in Treuen zu Hause, wo er auch aufwuchs und sich zum Spenglermeister ausbilden liess. Treuen liegt in der Nähe von Leipzig, d.h. die erste Lebenshälfte verbrachte Matthias also in der DDR, die 1989 aufhörte zu existieren. Schon immer hatte Matthias Lorenz die Idee, Autos und den Automobilsport wieder mit Sachsen in Verbindung zu bringen und er unternahm zahlreiche Versuche, die aber alle nicht zum erhofften Ziel führten. Auch eine anfängliche Zusammenarbeit mit dem noch in der DDR sehr bekannten Kleinhersteller Melkus trug keine Früchte. Also brauchte es eine andere Lösung und die hiess: Selbermachen. Im Jahr 2000 wurde aus der Idee Wirklichkeit und Matthias Lorenz begann mit dem Bau seines eigenen Sportwagens. Das ist einfacher gesagt und geschrieben, als getan. So ein Projekt verlangt harte Arbeit, Disziplin und Durchhaltewillen, sonst bleibt es bei der Idee.

Matthias machte sich also daran und entwarf eine Form, inspiriert von verschiedenen Marken und Modellen wie Lotus, McLaren, Porsche und Ferrari. Entstehen soll aber ein Fahrzeug mit einem eigenen Charakter und so entstand 2001 eine erste Urform aus vernieteten Alublechen, die später als Kern und Basis für eine Negativform dienen sollte.

ELA Sportwagen, Urform

ELA Sportwagen, Urform, hier noch mit den Scheinwerfern des Peugeot 406 Phase II. 

Nach Fertigstellung dieser Karosseriehülle machte sich Matthias Lorenz an den eigentlichen Bau. Er entschied sich für Komponenten aus dem Hause Porsche. Ein Boxster der ersten Serie musste sein Leben lassen und dient als Teilespender. Motor, Getriebe sowie die Aufhängungen und Teile der Elektrik sollen im neuen Fahrzeug Verwendung finden. Der Vorteil dieser Modulbauweise ist, dass je nach Bedarf Komponenten auf Kundenwunsch verwendet werden können. Der Bezintank beispielsweise stammt von Audi, die Kühler von Toyota, die Frontscheibe von Lotus und Teile der hinteren Federung stammen vom VW Golf. Also alles Grossserienteile von guter Qualität und millionenfach bewährt. Das eigentliche Chassis aber ist eine Eigenkonstruktion aus hochfesten Stahlrohren, die verschweisst wurden und eine extrem stabile Konstruktion ergeben. Die Idee der mittig platzierten Lenkung stammt vom McLaren F1 und dank der Breite des ELA von 2 Metern hat links und rechts bequem je ein Beifahrer platz. Eine ähnliche Bauart hatten der Matra Simca Bagheera und sein Nachfolger Talbot Murena, jedoch mit konventioneller Linkslenkung. Der Stahlrohrrahmen wurde so konzipiert, dass die Aufnahmepunkte des Fahrwerks exakt denen des Porsche entsprechen. Allerdings mussten die Antriebswellen länger gemacht werden, da der ELA eben deutlich breiter ist als der Porsche.

ELA Supersportwagen

ELA Sportwagen, Chassis im Aufbau. Mittellenkung mit links und rechts je einem Beifahrersitz 

Diese Bauart und die Breite des Fahrzeuges hatte aber Folgen für die bereits hergestellte Aluminiumkarosserie, sie passt nicht mehr. Um die Optik eines Supersportwagens zu bewahren, musste auch die Höhe und die Länge angepasst werden und es braucht nun eine gänzlich neue Karosserie und natürlich auch die entsprechenden Negativformen. Das Material der Karosserie kann je nach Belieben gewählt werden. GFK, auch in einer speziellen Leichtbauvariante oder wer es exklusiv mag kann auch eine Karosserie aus Carbon haben. Wenn man das schon fast fahrbereite Chassis sieht fallen einem sofort die dicken massiven Rohre auf und auch wir fragten uns, wie schwer das fertige Auto wohl werden wird. Überrascht waren wir, als uns Matthias sagte, der Rahmen allein wiege nur rund 200 kg und der fertige Wagen käme in einer Basisversion auf knapp eine Tonne Gewicht. Das ist wahrlich nicht viel wenn man bedenkt, dass ein heutiger Kleinwagen meist schwerer ist. Der Boden besteht aus einer Aluminiumplatte, an welcher alle Leitungen befestigt werden. Zum Schluss kommt noch eine zweite Platte unter das Fahrzeug und verdeckt alle diese Leitungen, so dass ein absolut glatter Unterboden entsteht für möglichst geringen Luftwiderstand.

ELA Sportwagen

ELA Sportwagen, Chassis im Aufbau. Der Boden wird mit einer zweiten Aluminiumplatte abgedeckt, damit ein absolut glatter Unterboden entsteht.

Neben all diesen Details und Erläuterungen bleibt noch die Frage nach dem Namen. Nein, er hat nichts mit unserer Mitarbeiterin Ela Lehmann zu tun sondern ist die Kurzform des Namens von Matthias Tochter, sie heisst Michaela. Und noch ein interessanten Designelement. Die Kühlermaske vorne und das Heck sind zwischen den Rückleuchten V-förmig ausgebildet. Auch das hat nichts mit meinem Nachnamen Vollenweider zu tun sondern ist ein Hinweis auf den Entstehungsort bzw. die Region, in der der ELA gebaut wird, nämlich das Vogtland.

ELA Sportwagen. Zwischen den Rückleuchten bis unten in den Heckbereich sieht man hier deutlich das V, das für Vogtland steht. 

Wir sind von diesem Projekt absolut begeistert und haben uns entschlossen, Matthias Lorenz mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen. Dazu zählt die bereits zugesicherte Teilnahme an der nächsten SWISS CLASSIC WORLD in der Messe Luzern vom 26./27. Mai 2018. Wir werden dort die erwähnte Urform, die Aluminium-Karosseriehülle, live an unserem Stand ausstellen und wenn alles klappt gibt es noch eine grosse Überraschung dazu. Mehr verraten wir noch nicht, aber wir werden laufend über die Entwicklung des Supersportwagens ELA berichten, auch über unsere Facebook-Gruppe

9 Gedanken zu „Ein Supersportwagen namens ELA

  1. Ciao Fredi. Sehr spannend und ich freue mich somit umso mehr auf die Swiss Classic World. Das erinnert mich an ein Auto aus meiner Jugend, das ich nur noch in Erinnerung hatte, aber dank meines Autoquartetts von einem Quartett-Sammler mir zugetragen wurde (kommt demnächst mal als Quartettkarte auf http://www.driving.legal): Der Wolfrace Sonic. Kennst du ihn? Ich wünsche dem Ela aber natürlich mehr Erfolg. Rassige Grüsse, Rainer

    • Hallo Rainer
      Danke für Deinen Kommentar. Der Wolfrace Sonic war ein Auto, das damals sicher nicht viele Käufer gefunden hätte, da zu exotisch. Da hat der ELA sicher die viel besseren Chancen. Wir sind auch gespannt, wie sich dieses Projekt entwickelt.
      Herzliche Grüsse
      Fredi Vollenweider + Team Dream-Cars

  2. Hoi Fredi,
    ich wünsche Dir ein erfolgreiches und gesundes 2018. Ist schon wieder eine Weile her, seit wir uns in Zug getroffen haben.
    Eine Frage zum ELA Supersportwagen: Wird Herr Lorenz diesen Wagen für sich selber bauen, oder denkt er, eine Manufaktur aufzubauen?
    Beste Grüsse

    • Hallo Christian

      Danke für Deine Nachricht und ebenfalls einen guten Start ins neue Jahr. Das Projekt ELA ist wirklich interessant, es geht jetzt darum, das Chassis soweit fahrbereit zu machen. Dann müssen die Negativformen für die Karosserie hergestellt werden und erst dann kann man wirklich gross an die Öffentlichkeit. Bei entsprechendem Interesse ist eine Kleinserie durchaus denkbar. Wir werden laufend über den Stand der Dinge berichten und auch versuchen, hier in der Schweiz Partner zu finden. An der SWISS CLASSIC WORLD Ende Mai und ev. auch an anderen Events werden wir die ursprüngliche Alu-Karosserie live zeigen. Wenn Du jemanden kennst, der entsprechend unterstützen könnte, einfach melden.

      Freundliche Grüsse
      Fredi Vollenweider

    • Danke Martin

      Das hoffen wir auch. Solche Menschen sind selten geworden, die noch etwas wagen und eben Träume zur Realität werden lassen, auch wenn es manchmal ein steiniger und harter Weg ist. In diesem Sinne frohe Festtage.

      Herzliche Grüsse
      Fredi Vollenweider + Team Dream-Cars

  3. Pingback: Ein Supersportwagen namens ELA aus Sachsen | http://www.dreamcar.ch

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