Finali Mondiali – Ferrari Challenge Finale in Monza (IT)

Finali Mondiali, so nennt Ferrari den Saisonabschluss der Ferrari Challenge und der Rennläufe unter dem Label Corse Clienti. Dieses Jahr fand dieser Event vom 01. bis 04. November auf dem Monza Eni Circuit statt. Das hat mit Oldtimern überhaupt nichts zu tun, aber wir haben diesen spannenden Event dennoch besucht, denn Dream-Cars waren und sind sie alle, die Ferrari 488 Challenge, FXX, FXX K Evo, 599 XX usw. Ferrari organisiert und veranstaltet diese beliebte Rennserie für solvente Kunden, die sich auf den verschiedensten Rennstrecken der Welt mit identischem Material messen können. Erstmals gab es die Ferrari Challenge 1993 mit dem Modell 348 Challenge. Die Fahrzeuge waren damals praktisch identisch mit den Serienfahrzeugen, hatten aber einen Überrollkäfig, Rennsitze und Hosenträgergurten installiert. Die Fahrzeuge waren aber noch für den normalen Strassenverkehr zugelassen. Das hat sich in den 26 Jahren der Ferrari Challenge gewaltig geändert. Die heutigen Ferrari 488 Challenge sind reinrassige Rennfahrzeuge, da ist alles aus hochwertigsten Materialien unter Berücksichtigung des Gewichts gebaut, Carbon und Aluminium dominieren. Auch die Bereifung von Pirelli ist auf allen Fahrzeugen absolut identisch. Da kommt es auf die fahrerischen Fähigkeiten an, um vorne mit dabei zu sein. Es gibt 3 verschiedene Serien, Europa, USA/Kanada und Asien/Pazifik. Das grösste Feld mit etwa 40 Fahrzeugen ist die Liga der Europäer, da gab es jeweils nach dem Start in der ersten Schikane ein mächtiges Gedränge.

Finali Mondiali 2018

Finali Mondiali 2018 – Ferrari Challenge und Corsa Clienti, Monza, 01. bis 04. November 2018. In der ersten Kurve nach dem Start herrschte jeweils ein grosses Gedränge

Da wir üblicherweise über Oldtimer-Events berichten verzichten wir an dieser Stelle auf eine ausführliche detaillierte Berichterstattung, da wir mit der Materie des modernen Rennsports zu wenig vertraut sind. Auf der eigenen Website von Ferrari kann man aber alles genau nachlesen und bekommt alle Informationen zu den einzelnen Fahrern, Serien und auch Autos. Wir möchten in diesem Beitrag eher unsere Eindrücke und das Erlebte schildern, denn das, was da in Monza geboten wurde, gibt es im historischen Motorsport nicht einmal ansatzweise. Man kann einen Rennlauf der Ferrari Challenge auch als Materialschlacht bezeichnen, denn da wird schonungslos gefahren und keiner gibt auch nur einen Zentimeter nach. Schon am Freitag nach den ersten Trainings sind uns etliche arg lädierte Fahrzeuge im Fahrerlager aufgefallen. Im Boxengebäude waren die Formel 1 Fahrzeuge und die Fahrzeuge der XX-Serie untergebracht, also die FXX, die FXX K Evo und die 599XX. Da wurde auch schonend mit den millionenteuren Fahrzuegen umgegangen, denn in dieser Corse Clienti-Kategorie geht es darum, dass sehr vermögende Kunden die Hochleistungsfahrzeuge mit teilweise über 1’000 PS auf einer Rennstrecke bewegen können, da geht es nicht um Sieg und Pokale sonder um Spass und Freude. Langsam unterwegs waren sie aber dennoch nicht. Hinter dem Boxengebäude waren 3 riesige Zelte aufgebaut, in denen die Fahrzeuge, alles Ferrari 488 Challenge, geordnet nach Rennfeld, untergebracht waren.

Finali Mondiali Monza 2018

Finali Mondiali 2018 – Ferrari Challenge und Corsa Clienti, Monza, 01. bis 04. November 2018. Die grossen Zelte waren bestens ausgestattet

Weitere riesige Zelte standen für das Catering zur Verfügung und natürlich präsentierte Ferrari auch seine aktuelle Modellpalette. Daneben gab es eine Sonderausstellung mit dem Thema ‘Monza Legends’, wo etwa 50 Sport- und Rennfahrzeuge von Ferrari aus den letzten Jahrzehnten ausgestellt waren. Sehr gut gemacht und schön präsentiert. Diese Schmuckstücke interessierten uns natürlich besonders, aber wenn man schon in Monza ist und richtiger Motorsport betrieben wird, muss man sich das natürlich ansehen bzw. man muss es erleben. Wir machten uns also auf in Richtung  Prima Variante, der ersten Schikane nach dem Start, die 1972 gebaut wurde um Tempo für die folgende Curva Biassono herauszunehmen. Die rechts-links-rechts Kombination der Prima Variante hat es aber in sich und längst nicht jeder kam heil durch. Für uns Fotografen gibt es dort extra eine kleine Tribüne, die einen guten Überblick bietet. Am Samstag füllte sich gegen 12.30 Uhr diese Tribüne und der Platz darunter plötzlich mit Dutzenden von Fotografen. Gemäss Programm stand um 12.55 Uhr der 2. Lauf der Ferrari Challenge Europe auf dem Programm, dem grössten Rennfeld also. Da durfte man also durchaus spektakuläre Szenen erwarten. So war es denn auch. Nach einer Aufwärmrunde donnerte das gesamte Feld von rund 40 Fahrzeugen in Richtung Prima Variante und schon krachte und polterte es gewaltig. Jeder suchte sich seinen Weg, auch neben der Strecke und während die vordersten Fahrzeuge schon längst in der Lesmo-Kurve Richtung Variante Ascari unterwegs waren, schlängelten sich die hinteren Fahrzeuge noch durch die Prima Variante. In Runde 2 war das Feld im vorderen Bereich noch relativ dicht beisammen und im Gegensatz zur ersten Runde kamen die Fahrzeuge aber mit viel mehr Tempo daher. Dank des 3.9 Liter grossen V8-Turbomotors mit knapp 700 PS erreichen die Fahrzeuge am Ende der Start- und Zielgeraden Geschwindigkeiten von rund 300 km/h, da ist die Formel 1 nicht viel schneller. Die Challenge-Fahrzeuge sind aber relativ breit und entsprechend schmal ist demzufolge die Strecke. Da flog in jedem Rennlauf mehrmals einer von der Strecke und dank des ‘Notausgangs’ und entsprechenden Fahrkünsten konnte das Rennen meist fortgesetzt werden – aber eben nicht immer. Da kamen schon mal Fahrzeuge in Einzelteilen angeflogen und blieben liegen.

Finali Mondiali 2018 in Monza

Finali Mondiali 2018 – Ferrari Challenge und Corsa Clienti, Monza, 01. bis 04. November 2018. Viel Arbeit für die Marshals, die nach jedem Crash die Einzelteile einsammeln mussten

Am härtesten gefahren wurde in der Gruppe USA/Kanada. Am Sonntagabend war sicher mehr als die Hälfte des Feldes nicht mehr fahrfähig. Am schlimmsten krachte es am Sonntagnachmittag beim letzten Lauf. Schon beim Start kollidierten mehrere Fahrzeuge schwer und es gab einen Rennabbruch. Nach den Aufräumarbeiten wurde zu einer erneuten Aufwärmrunde gestartet bevor der Neustart erfolgte. Das Feld war schon stark dezimiert aber die immer noch gut 20 Fahrzeuge kamen mit enormer Geschwindigkeit zur Prima Variante. Kurz vorher kam ein Fahrer rechts auf die Wiese und schoss quer über die Fahrbahn. Die Folge war ein äusserst massiver Einschlag in die Betonwand. Zwei Fahrzeuge rutschten mit noch immer sehr hohem Tempo über die Prima Variante und kollidierten unmittelbar danach mit weiteren Fahrzeugen auf der Strecke. Auch nachfolgende Fahrzeuge konnten nicht mehr bremsen und knallten in die auf der Strecke ligenden Wracks. Wir standen relativ nahe am Geschehen aber in sicherer Deckung. Ela Lehmann stand einige Meter neben der Betonmauer, wo der erste Einschlag des weissen Fahrzeuges mit der Nr 212 geschah. Sie duckte sich zusammen mit den Marshals und als es wieder ruhiger war, lag die ganze Front mit dampfenden Kühlern und rauchenden Bremsscheiben vor ihren Füssen. Sowas ist man sich von Oldtimerrennen wahrlich nicht gewohnt. Wirklich spektakulär anzusehen aber glücklicherweise blieb es nur bei Materialschäden, es kamen keine Menschen zu Schaden. Auch in dieser Rennserie ist natürlich Sicherheit oberstes Gebot. Nach diesem letzten Rennlauf fanden noch Kundenfahrten statt, aber die eigentliche Ferrari Challenge war zu Ende.

Finali Mondiali 2018 Monza, Crash in der Prima Variante

Finali Mondiali 2018 – Ferrari Challenge und Corsa Clienti, Monza, 01. bis 04. November 2018. Aufräumarbeiten nach dem letzten heftigen Crash in der Prima Variante

Am späteren Nachmittag fand dann auf der Geraden vor den Boxen eine Feier statt, Ferrari feierte sich quasi selber, was sie auch dürfen. Ein riesen Spektakel, zu dem Dutzende Fahrzeuge samt allen Fahrern, Helfern und Betreuern vor den vollbesetzten Tribünen geehrt wurden. Wahrscheinlich hat es in Monza nur an einem Formel 1-Rennen mehr Leute. Wirklich eindrücklich, wie sich die Italiener – und nicht nur die – für Ferrari begeistern können. Es war für uns wirklich spannend und interessant, einmal modernen Rennsport hautnah zu erleben. Etwas mühsam war, sich auf dem Gelände zu bewegen. Die Presseshuttle waren immer irgendwo, nur nicht dort, wo wir sie gebraucht hätten. Auch wurde einem plötzlich der Zutritt zu den Boxen verwehrt, weil der Ferrari-Präsident anwesend war. Man muss sich in solchen Situationen zu helfen wissen, dann kommt man immer ans Ziel. Aber insgesamt eine tolle und sehr gut gemachte Veranstaltung. Etwas ist uns noch aufgefallen. Sehr oft sah man Leute mit Reifen herumlaufen. Auf dem Areal waren zwei grosse LKW’s von Pirelli, die laufend neue Reifen für die Rennfahrzeuge auf die Felgen montierten. Die abgefahrenen oder beschädigten Reifen verschenkte man einfach als Souvenir, ein cleveres Entsorgungskonzept. Auch die Werbeplanen an den Zäunen waren innert kürzester Zeit entfernt und zieren wohl so manche Werkstatt oder Garage. Die Ferrari Challenge ist wirklich ein krasser Gegensatz zum Oldtimer-Rennsport, da viele Oldtimerevents keine eigentlichen Rennen sind und es nichts zu gewinnen gibt. Auch die Startnummer 210, schwer beschädigt, hat nichts gewonnen, trotz des Eichenlaubs am Diffusor.

Finali Mondiali 2018

Finali Mondiali 2018, Ferrari Challenge in Monza. Früher gab es Eichenlaub für den Sieger. Der hier hat leider nichts gewonnen.

Dafür konnte der Westschweizer Christophe Hurni mit seinem gelben Ferrari 488 Challenge mit der Startnummer 162 den Sieg in der Coppa Shell Europe feiern. Herzliche Gratulation. Weitere Infos zu Christophe Hurni gibt es hier. Die Liechtensteinerin Fabienne Wohlwend des in Wallisellen ansässigen Teams Octane 126 erreichte Platz 2 in der Trofeo Pirelli. Auch zu diesem tollen Resultat gratulieren wir.

Christophe Hurni Ferrari 488 Challenge

Finali Mondiali 2018 – Ferrari Challenge und Corsa Clienti, Monza, 01. bis 04. November 2018. Christophe Hurni im gelben Fahrzeug mit der Startnummer 162 erreichte in der Coppa Shell Europe den 1. Platz

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3 Gedanken zu „Finali Mondiali – Ferrari Challenge Finale in Monza (IT)

  1. Hallo Dream-Cars Team,
    mit grossem Interesse habe ich mir euren Bericht vom Finali-Mondiali in Monza angesehen. Ich finde es gut, dass ihr euch auch mal eine solche Veranstaltung zum Knipsen ausgesucht habt. Dass die Herrenfahrer mit dicker Brieftasche so zur Sache gehen, ist mir als Ferraristi nicht fremd. Doch tut es mir als “Normalo” im Herzen weh, wenn ich sehe wieviel Schrott in kürzester Zeit erzeugt wird. Da frage ich mich aber schon, warum jedes kleine Karbonteil, jeder Kleber so sorgfälltig angebracht und teuerste Lackschichten aufgetragen werden, um sie nach kürzester Zeit in wertlosen Edelschrott zu verwandeln. Ehrgeiz und die Lust zu gewinnen sollten aber nicht dazu dienen ohne Rücksicht auf Verluste zu attakieren. Meiner Meinung nach sind die Autos heute so sicher geworden, dass jeder der über genügend Kohle verfügt, ohne grosses Risiko alles riskieren kann, egal wie viele Mitkonkurrenten er mit sich in die Pampa reisst. Intelligente Piloten wissen genau, das Rennen gewinnst du nicht in der ersten Runde. Währe in den 60er/70er Jahren so gefahren worden, hätte es Tote gegeben. Rennintelligenz artikuliert sich jedoch nicht über den Geldbeutel! Spitzenpiloten, nicht “Hobby-Driver” können ein Rennen lesen und so vielfach auch ohne “Hüttli-Kontakte” gute Plätze und Siege herausfahren. Mir ist klar, dass der Rennsport von mutigen Führungswechseln und Zweikämpfen lebt. Jedoch nicht um jeden Preis. Jeder einigermassen intelligente Pilot weiss, das nun mal nicht beliebig viele Boliden nebeneinander um die gleiche Ecke passen. Da heisst es sich frühzeitig einzuordnen und mit viel Voraussicht die gute Lücke zu erspähen. Hitzköpfe haben da nur geringe Chancen das Rennen zu beenden. Zudem geht es bei dieser Serie ja nicht gerade um Riesensummen, eher schon um das eigene Ego. Auch scheinen die Piloten keine Beziehung mehr zu ihren Autos zu haben. sie sind nur Mittel zum Zweck und “Verbrauchsware”!
    Da liebe ich meine Oldtimer-Scene. Jeder hat unzählige Stunden mit Literatur und Schrauberhänden an seinem “Schätzchen” verbracht. Immer mit den Gedanken im Hinterkopf den Wagen zu erhalten und die Kosten vernünftig einzusetzen. Unsere Autos tun etwas für die Nachwelt und erfreuen viele Menschen. Auch das ein Zeichen von Nachhaltigkeit.
    Mit motorsportlichen Grüssen und hoffentlich geheizter Garage!
    SQUADRA BIANCO AZZURRO, Roland Hufschmid, 6024 Hildisrieden

    • Hallo Roland

      In der Tat waren auch wir etwas geschockt, nach hunderten besuchten Oldtimerevents in den letzten Jahren modernen Rennsport zu erleben. Und wie Du richtig sagst, bei dem es eigentlich um nichts geht, ausser viel Geld das vernichtet wird. Das ist aber die Sichtweise der Fahrer, denn für Ferrari scheint sich die ganze Szene um die Challenge schon zu lohnen. Aber wir als Ferrari-Fans und auch auch Fahrer (308 GTBi QV) wollten uns das einmal anschauen, ist es doch ein krasser Gegensatz zu dem, was man an den Oldtimer ‘Rennen’ sieht und erlebt. Aber keine Angst, unser Herz bleibt den Oldtimer, aber ab und zu über den Tellerrand hinauszuschauen kann nie schaden. In dem Sinne einen schönen Tag und eine gute Woche.

      Herzliche Grüsse
      Fredi Vollenweider und Team DREAM-CARS.CH

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