32. Auto Zürich Car Show (CH)

Anfangs November steht Zürich seit über 30 Jahren ganz im Zeichen des Automobils, dann nämlich findet in der Messe Zürich die bliebte Auto Zürich Car Show statt, die grösste Auto Show in der Deutschen Schweiz. Auch immer ein Treffpunkt für Promis und Menschen, die mit Autos eigentlich nichts am Hut haben. Das stört uns aber nicht, wir stellen das Auto, ob neu oder alt, in den Mittelpunkt. Traditionsgemäss fand die Voreröffnung bereits am Mittwoch statt und die rund 5000 geladenen VIP-Gäste erwartete eine Überraschung, der Tesla ‘Model 3’, der zugleich ein Bindeglied zum Schwerpunktthema der diesjährigen Auto Zürich Car Show bildete, nämlich der elektrische Motorsport. Das Highlight für die Freunde dieser neuen Sportart war sicher der in der ersten Juni-Hälfte durchgeführte Formel-E-Grand-Prix in Zürich. Viele Oldtimerfans sehen dieser Entwicklung doch eher skeptisch entgegen aber man kann den Elektroantrieb, der übrigens fast genau so alt ist wie das Automobil, nicht einfach ignorieren. Wir haben dazu kürzlich einen Arikel zu den beiden Sonderausstellungen im Pantheon Basel und PS.SPEICHER in Einbeck verfasst, Titel ‘Unter Strom‘. Die Ausstellung im PS.SPEICHER dauert übrigens noch bis zum Frühjahr 2019. Wir wollen hier nicht weiter über den Elektroantrieb schreiben, dafür einige Spezialitäten der aktuellen Ausstellung näher beschreiben und im Bild zeigen. Überrascht hat uns die doch verhältnismässig grosse Anzahl Oldtimer, dazu aber später.

Auto Zürich Car Show Oldtimer Kessel

Auto Zürich Car Show November 2018. Dieses Jahr kamen die Freunde von Klassikern auch auf ihre Rechnung.

Die Auto Zürich Car Show ist sehr gut gemacht, ein gediegenes Ambiente, alles sehr gepflegt, sauber und schön präsentiert. Da macht das Schlendern in den Hallen besonders viel Freude. Wenn ein Neuwagenkauf ansteht, hat man an der Auto Zürich Car Show natürlich gute Vergleichsmöglichkeiten, wenn auch eine Probefahrt später stattfinden muss. Aber man kann sich durchaus seinen Liebling aussuchen und sich ein erstes Bild machen. Hat man keine Kaufabsichten und man einfach so von Aussteller zu Aussteller geht, merkt man oft gar nicht, dass die Autos von einer anderen Marke sind. Viele Autos wirken auf den ersten Blick gleich und so richtig gefallen wollen sie nicht. Sehr viele SUV’s, teilweise recht grobschlächtig, wie der neue VW Touareg mit viel Plastik-Chrom an der Front. Den einen gefällt’s, den anderen eben nicht, so ist es auch beim SUV von Lamborghini, dem Urus, der gross, mächtig und knallgelb dastand und auf uns irgendwie seltsam wirkte. Das war schon damals so, vor über 30 Jahren, als Lamborghini den kantigen LM 002 baute, der heute noch für Fragezeichen sorgt. Seit März 2018 wird der Urus geliefert und wenn man vor dem Auto steht und sich ein paar Daten durch den Kopf gehen lässt, werden die Fragezeichen nicht weniger. Der 4 Liter V8-Biturbo-Motor leistet 650 PS, der Sprint von Null auf Hundert soll 3,6 Sekunden betragen, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 305 km/h. Der Antrieb erfolgt über ein 8-Stufen-Automatikgetriebe auf alle 4 Räder. Wenn man dann noch die angegebenen Verbrauchswerte von 12,7 Liter Superbenzin glaubt, wäre der Urus fast die eierlegende Wollmilchsau, die es bekanntlich ja nicht gibt. Aber man soll ja immer Träume haben.

Lamborghini Urus

Auto Zürich Car Show November 2018. Der Lamborghini Urus. Ist er wirklich ein Sportwagen im SUV-Kleid?

Wie die Zukunft für solche Fahrzeuge aussieht ist mehr als fraglich. Lamborghini plant, jährlich 3’500 Urus zu bauen, was euphorisch scheint. Was der ‘Gelände-Lamborghini’ wie viele moderne Autos niemals werden wird, ist ein gesuchtes Sammlerfahrzeug. Vor mittlerweile 16 Jahren brachte Porsche den Cayenne auf den Markt und viele fragten sich, weshalb eine Sportwagenmarke einen Geländewagen bauen muss. Das Wort SUV war damals noch nicht so gebräuchlich. Der Cayenne wurde aber in grossen Stückzahlen produziert, da Porsche eine viel grössere und breitere Kundschaft hat als Lamborghini. Schaut man sich den Gebrauchtwagenmarkt an, findet man zahlreiche Porsche Cayenne für unter 5’000 Franken. Das sind alles mehr oder weniger heruntergewirtschaftete Fahrzeuge, die bei der nächsten grösseren Reparatur auf dem Schrottplatz landen werden, niemand würde so einem Fahrzeug ein Automatikgetriebe spendieren und bezahlen wollen. So wird es allen heutigen Fahrzeugen ergehen, den normalen Mittelklassewagen sowieso. Es gibt Menschen, die das anders sehen und bezüglich nicht mehr verfügbaren Teilen einfach lapidar sagen, kann man alles drucken. Klar kann man, Geld wird ja auch gedruckt. Aber ganz so einfach und günstig lassen sich anspruchsvollere Teile nicht drucken und hier wird sich der Markt dem Angebot und der Nachfrage anpassen. Einfach gesagt, was niemand will, wird nicht produziert, weil kein Geschäft. Von den ausgestellten Oldtimern und Sportfahrzeugen, die oftmals als Blickfang dienten, ist der knallrote Jeep Rubicon aufgefallen am vielleicht schönsten Stand an der Auto Zürich Car Show? Jedenfalls schön präsentiert und noch ein richtiger Geländewagen.

Jeep Rubicon

Auto Zürich Car Show November 2018. Der Jeep Rubicon, fast wie im Dschungel

Urs Erbacher mit seiner Tochter Jndia zeigten auf dem Freigelände ihren Dragster, der auch zu bestimmten Zeiten gestartet wurde, genau so wie der Sauber Alfa-Romeo Formel 1 in der Halle. Natürlich sehr laut und nicht zur Freude von allen. Erbacher ist auch bekannt für seine individuellen Motorräder, basierend auf der Marke Harley-Davidson und aktuell kann man bei ihm Porsche 911 ordern. Keine normalen, es sind Fahrzeuge aus den Neunzigerjahren, optisch aber wie aus den Siebzigerjahren. Das ist auch nicht wirklich neu, es gibt bereits Firmen, die Ähnliches anbieten. Aber 911er sind noch immer sehr beliebt und es werden sich sicher Käufer für diese Einzelstücke finden. Eine Marke, die es schon länger gibt ist Caterham, die den ehemaligen Lotus 7 weiterhin bauen. Ein Auto also, das es in seiner Form schon seit rund 60 Jahren gibt. Genau so wie der Morgan, den es noch immer in unveränderter Form, aber moderner Technik, seit Jahrzehnten zu kaufen gibt. Ralph Burgat zeigte 4 schöne Beispiele an seinem Stand.

Das uns sonst nicht viel Aussergewähnliches aufgefallen ist hängt auch damit zusammen, dass offenbar immer weniger Hersteller die Messe besuchen. Ein erheblicher Teile der Ausstellungsfläche war belegt von Zulieferern, Tunern, Dienstleistern und vielen Anbietern von Elektronik, auch Unterhaltungselektronik, selbst Whirlpools haben wir gesehen. Automessen scheinen nicht mehr so beliebt zu sein und tatsächlich war am Freitagnachmittag und Abend, die Messe war bis 21.00 Uhr geöffnet, der Besucherandrang nicht der grösste. Gut für uns, man konnte ungehindert fotografieren. Die Gründe für diesen Rückgang kennen wir nicht, aber viele Messen klagen über mangelnde Besucherzahlen was zur Folge hat, dass Aussteller sich zurückziehen, was wiederum weniger Besucher anlockt. Eine Spirale die sich immer schneller zu bewegen scheint und da braucht es seitens des Veranstalters ein gutes Konzept um diesem Umstand entgegenzuwirken. Eine Baselworld, früher Uhren- und Schmuckmesse, kämpft mit riesigen Problemen, da Swatch als mit Abstand grösster Aussteller nicht mehr teilnimmt. Die kürzlich in Basel durchgeführte Oldtimer-Ausstellung ‘Grand Basel‘ mit dem Anspruch auf Kunst und teuerste und exklusivste Fahrzeuge, hat sicher die Erwartungen nicht erfüllt, ganz abgesehen vom wirtschaftlichen Erfolg, den wir in unserem Bericht vom September erwähnt haben. Die für Miami im Frühjahr 2019 geplante Messe wurde offenbar abgesagt, was unsere Einschätzungen bestätigen. Und leider scheint auch die Auto Zürich Car Show von einem gewissen Desinteresse betroffen zu sein, das sagten uns auch einige Aussteller, die schon seit vielen Jahren teilnehmen. Es konnten nicht alle Flächen vermietet werden und so hat sich die Messeleitung entschieden, als Gegenpol zu den modernen Fahrzeugen, ausgewählte Oldtimer und Klassiker zu zeigen.

Jaguar C-Type Replika

Auto Zürich Car Show November 2018. Ein Jaguar C-Type Replika aus der Sammlung autobau, Romanshorn

Auf der untersten Ebene waren 8 Fahrzeuge von Kessel Classic aus dem Tessin ausgestellt, einige wurde auch zum Kauf angeboten und in der Halle nebenan stand ein Dutzend Fahrzeuge aus der Sammlung von Fredy Lienhards ‘autobau‘ aus Romanshorn. Auch an einigen Ständen waren Klassiker ausgestellt, so auch am Stand von Renault Alpine, wo neben den aktuellen Fahrzeugen der A 110 von Felix Ofner gezeigt wurde. Das wird aber nicht ausreichen, um mehr Besucher an die Auto Zürich Car Show zu bewegen. Auch der Elektroantrieb und die Elektromobilität dürfte nicht die Lösung sein, denn diese Antriebskonzepte sprechen eher die jüngere Generation an und die war vor allem mit den zahlreichen Fahrsimulatoren und sonstigen elektronischen Gadgets beschäftigt. Dieses Publikum muss erst heranreifen, dann wird sicher auch der Elektro- oder Hybridantrieb zu einem wichtigen Thema in der individuellen Fortbewegung auf Rädern. Wenn noch die Gesetzgebung in die entsprechende Richtung hin arbeitet, geht es vielleicht plötzlich schneller als gedacht. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt und freuen uns weiterhin an den schönen Autos aus der Vergangenheit, die einstmals genau so Neuwagen waren. Die Auto Zürich Car Show ist noch bis Sonntag, 11. November, 19.00h geöffnet. Und einen Besuch ist sie wirklich wert, denn man sieht nicht nur Autos und Zubehör sondern trifft auch viele Leute zu angeregten Gesprächen. Alle weiteren Infos gibt es direkt auf der Website des Veranstalters Auto Zürich Car Show.

 

3 Gedanken zu „32. Auto Zürich Car Show (CH)

  1. Leider verkommt die Messe zusehends zu einer zweiten Züspa. Viel zuviel Krempel der noch nicht mal annähernd etwas mit Autos zu tun hat, Motorräder die eigentlich im Frühjahr eine eigene Messe hätten und immer weniger Hersteller die sich präsentieren. Dazu noch die Berufsmesse die ja eigentlich schon in Bern im Spätsommer stattfand. Ein riesen Frust das ganze. Und dafür zahlt man dann fast 20 Franken Eintritt und überrissene Preise im Parkhaus. Dafür wird einem in Genf am Automobilsalon einiges mehr geboten obschon auchbdort Tendenzen sichtbar sind die mir nach 41 Salonjahren sehr negativ auffallen. Wenn man die Hallen in Zürich nicht mehr füllen kann, sollte man das Konzept überdenken. Denkbar wäre doch z.b. die Oldtimer Messe St. Gallen mit der Auto Zürich zusammenzuführen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Mobilität unter einem Dach…..

    • Danke Stefan für Deine Einschätzung, die wir teilen und auch im Bericht erwähnen. Das ist aber allgemein ein Problem mit vielen Messen, nicht nur im Bereich Automobile. Das Interesse an Autos scheint bei der jüngeren Generation nicht mehr das gleiche zu sein wie noch vor einigen Jahren. Es bleibt also interessant und spannend, wie sich dieser Markt entwickeln wird.

      Freundliche Grüsse
      Fredi Vollenweider + Team DREAM-CARS.CH

  2. Pingback: Auto Zürich Car Show 2018 mit Formel E | DREAM-CARS.CH

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