Rossfeldrennen Berchtesgaden 2022

 

Lange zwei Jahre musste man warten auf das Rossfeldrennen 2018 in Berchtesgaden, diese Einleitung schrieben wir damals, das war vor 4 Jahren. Doppelt so lange mussten man auf ein weiteres Rossfeldrennen warten, denn auch dieser Spitzenevent wurde coronabedingt vor 2 Jahren nicht durchgeführt. Dafür dauerte die Vorfreude ganze 4 Jahre lang. Aber am Wochenende vom 23. bis 25. September war die Vorfreude zu Ende, der Internationale Edelweiss Bergpreis am Rossfeld in Berchtesgaden konnte endlich wieder stattfinden. Auftakt zum Event war die Fahrzeugpräsentation in der Fussgängerzone in Berchtesgaden. Nach der Wagenabnahme wurden viele der gut 150 Autos und 20 Motorräder auf dem Weihnachtsschützenplatz hinter dem Hotel Edelweiss dem zahlreich erschienenen Publikum vorgestellt. Die beiden Moderatoren Hannes Mayerl und Helmut Helmberger aka Harry Hunter stellten die Fahrzeuge vor und wussten so manche Anekdote zu erzählen. Ein lockerer Nachmittag bei bestem Wetter, so richtig zum Geniessen. Auch viele prominente Fahrer waren bereits am Freitag in Berchtesgaden, so Kurt Ahrens, Leopold Prinz von Bayern, Stig Blomqvist, Jochen Mass und Harald Demuth. Der Botschafter des Int. Edelweiss Bergpreises Rossfeld Berchtesgaden, Walter Röhrl, zusammen mit Christian Geistdörfer, zweimaliger Rallye-Weltmeister, traf am Abend ebenfalls ein. Christian Geistdörfer konnte leider nicht anwesend sein wegen einer anderen Verpflichtung. Das Rossfeldrennen bietet also nicht nur Fahrzeuge der absoluten Spitzenklasse, auch viele berühmte Fahrer nehmen teil und stehen den Besuchern gerne für die Beantwortung von Fragen zur Verfügung und geben auch gerne Autogramme.

Leopold, Prinz, Bayern, Poldi

Rossfeldrennen, Internationaler Edelweiss Bergpreis, Berchtesgaden, 23. bis 25. September 2022. Ein Besucher lässt ein Modell von Leopold Prinz von Bayern signieren

Nach der Präsentation in der Fussgängerzone wurden die Fahrzeuge ins Fahrerlager auf dem Obersalzberg überführt, dann folgte ein gemeinsames Abendessen mit Fahrerbriefing im Hotel Edelweiss. Ein viel diskutiertes Thema war das Wetter, nach einem herrlichen Freitag waren die Aussichten für die folgenden beiden Tage nicht gerade berauschend aber man war zuversichtlich, dass es nicht ganz so schlimm kommt wie angekündigt. Ändern kann man sowieso nichts, ein Event im Freien ist dem Wetter ausgesetzt, egal, wie es kommt. Nach einem letzten Drink suchte man die Bettruhe, man wollte ja einigermassen fit sein am ersten Renntag, der um 10.00 Uhr mit dem ersten Besichtigungslauf startete. Das Wetter war ganz OK, trocken, aber etwas grau und temperaturmässig schon sehr herbstlich. Der Start befindet sich an der Mautstelle Süd der Rossfeldpanoramastrasse. Normalerweise müssen Automobilisten eine Gebühr von EUR 8.50 für das Befahren bezahlen, denn die höchstgelegene Panoramastraße Deutschlands führt die Besucher unmittelbar in die einmalige, hochalpine Bergwelt des Berchtesgadener Landes. Von Berchtesgaden aus kann sie über den Obersalzberg oder von Unterau über Oberau bequem mit dem Pkw oder mit Linienbussen erreicht werden. Auf der Scheitelstrecke sind große Parkplätze vorhanden. Dort erwartet den Besucher ein herrlicher Rundblick über das gewaltige Bergmassiv des Hohen Göll, den Kehlstein, das Tennen- und Dachsteingebirge, den Untersberg sowie über das Berchtesgadener und Salzburger Land. Die Roßfeldpanoramastraße ist ein idealer Ausgangspunkt für abwechslungsreiche Wanderungen mit unterschiedlichen Ansprüchen. Zwei schön gelegene Berggasthöfe und ein Kiosk laden zu Rast und Einkehr ein.

Rossfeld, Panoramastrasse

Die Rossfeldpanoramastrasse bietet einen grandiosen Ausblick über das Berchtesgadener Land und Salzburg. Hier beim Befahren anlässlich der Edelweiss Classic 2017

Die ersten 6 Kilometer dieser berühmten Strecke dienen alle zwei Jahre als Rennstrecke für den Internationalen Edelweiss Bergpreis, jeweils am letzten Septemberwochenende. Überwunden müssen bei den Gleichmässigkeitsläufen eine Höhendifferenz von 548 Metern bei einer mittleren Steigung von 9%. Die maximale Steigung ist 13%, da bekommt das Wort ‘Bergrennen’ die richtige Bedeutung. Erstmals wurde das Rossfeldrennen 1958 ausgetragen, 1977 war dann Schluss, bis Joachim Althammer mit seinem Team den Event 2013 wieder ins Leben rief. Bis 2016 fand das Rossfeldrennen jährlich statt und wechselte dann ab 2018 in einen Zweijahresintervall, abwechslungsweise mit der Edelweiss Classic. 2020 konnte wie erwähnt kein Rennen gefahren werden, geeignete Corona-Schutzmassnahmen waren einfach nicht umzusetzen und auch finanziell hätte es nicht gepasst, denn das Rossfeldrennen ist eine Benefizveranstaltung, der Reinerlös kommt Einrichtungen im Berchtesgadener Land für behinderte Menschen zugute. Eine weise Entscheidung, denn dieses Jahr hat es gepasst und die Zuschauer kamen in Scharen ans Rossfeld. Immer viel los ist im Fahrerlager, denn neben den Fahrzeugen ergeben sich hier immer gute Gelegenheiten für Gespräche. Viele Verpflegungs- und Verkaufsstände laden ebenfalls zum Verweilen ein. Vom Gelände neben dem Fahrerlager starten die vielen Oldtimerbusse, welche die Zuschauer an die Strecke und in den Zielbereich bringen. Viele dieser historischen Busse kommen aus der Schweiz und sie sind so beliebt, dass es offenbar Zuschauer und Besucher gibt, die nur deswegen ans Rossfeld kommen und sich eine Fahrt gönnen.

Dysli, Oldtimer, Bus, Rossfeldrennen

Rossfeldrennen, Internationaler Edelweiss Bergpreis, Berchtesgaden, 23. bis 25. September 2022. Einer der Oldtimerbusse im Zielbereich. Leider verhinderte der Nebel am Sonntag den Blick in die Ferne.

Die rund 180 Teilnehmer konnten insgesamt 6 Läufe fahren, wobei immer der erste Lauf des Tages als Besichtigungslauf ausgeschrieben ist. Das ist vor allem für diese Fahrer gedacht, welche die Strecke am Rossfeld noch nicht kennen und auch für die Kenner ist das letzte Rennen ja 4 Jahre her. Sicherheit geht immer vor, deshalb ist auch eine Mindestfahrzeit gegeben, die eingehalten werden muss. Man darf aber schon richtig Gas geben, es gewinnt aber eben nicht der Fahrer oder die Fahrerin mit der schnellsten Zeit, nein, da zählen andere Kriterien. Unterteilt sind die Teilnehmerfahrzeuge in verschiedene Epochen, so gibt es eine stattliche Anzahl Vorkriegsfahrzeuge, darunter auch einige Bugatti. Bleiben wir noch kurz bei der Prämierung und den Preisen. Da wird immer viel diskutiert und gefragt, wer denn jetzt einen Preis bekommt oder eben nicht. Wie gesagt, die gefahrenen Zeiten spielen da eigentlich keine Rolle, sie werden auch nicht veröffentlicht. Natürlich kann jemand seine Zeit selber stoppen, da hat der Beifahrer wenigstens was zu tun. Bringt aber nichts. Am Rossfeld zählt heute die Historie und z.B. auch die Beliebtheit beim Publikum. Achim Althammer erklärt das so: Beim Roßfeldrennen wird die Historie von Auto und Fahrer, sowie die Publikumsbegeisterung bewertet. Ein Fahrer mit seinem originalen Auto von früher ist (fast) automatisch Gesamtsieger – und Grundvoraussetzung ist die Teilnahme an der Siegerehrung am Sonntagabend. Eigentlich ganz einfach und absolut kein Grund, sich über irgend etwas aufzuregen oder in Frage zu stellen. Jeder Fahrer und jede Fahrerin hatte Spass auf der Strecke und darum soll es ja gehen. Mit einer riskanten Fahrt steigt höchstens das Risiko, zu den Verlierern zu gehören. So ein Beispiel gab es leider auch dieses Jahr. Vorsicht geboten war am Sonntag auch wegen des Nebels, der im oberen Bereich die Sicht doch erheblich behinderte.

Hans, Egli, Fiat, Abarth, 595

Rossfeldrennen, Internationaler Edelweiss Bergpreis, Berchtesgaden, 23. bis 25. September 2022. Hans Egli mit seinem Fiat Abarth 595 SS im Nebel kurz vor der Zieldurchfahrt.

Noch was zum eingangs erwähnten Wetter, schon am Freitag musste man befürchten, dass bereits der Samstagnachmittag nass sein könnte. Petrus ist aber offenbar auch ein Fan des Rossfeldrennens und so blieb es tagsüber trocken, erst der Abend war dann nass. Am Sonntag hielt sich das Wetter auch einigermassen, erst zum 3. und letzten Lauf am Nachmittag setzte Regen ein, zuerst im Zielbereich, dann auch unten im Fahrerlager. Leider zogen es viele Teilnehmer vor, den letzten Lauf nicht mehr zu fahren. Es gab aber auch Fahrer, die extra noch die Regenreifen montierten, so wie Urs Rahm aus Obfelden, der seinen schnellen Opel Kadett C Coupé für nasse Verhältnisse tauglich machte. Er sagte, dass der Event ja noch nicht zu Ende sei und die zahlenden Zuschauer bis zum Schluss Anrecht auf die Fahrzeuge auf der Strecke hätten. Da hat er natürlich recht, obschon sich die Reihen der Zuschauer an der Strecke doch arg gelichtet hatten. Für uns war es das 5. Rossfeldrennen als Fotografen und bisher gab es noch keine Bilder von den Fahrzeugen auf nasser Strecke. Wir hoffen, dass das auch nicht mehr der Fall sein wird ;-). Berchtesgaden ist aber nicht nur durch das Rosssfeldrennen mit dem Rennsport verbunden, es ist der Name Hartmann. Alfred Hartmann baute in der südlichsten Rennwagen-Manufaktur Deutschlands ab Ende der Fünfzigerjahre eigene kleine Rennwagen für die neue Formel Junior. Ausgerüstet wurden die ‘Mini-Silberpfeile’ mit Zweitaktmotoren von DKW. An den vergangenen Rossfeldrennen wurde das Fahrzeug aus der Sammlung der Audi Tradition von Harald Demuth gefahren. Auch wenn Harald mit dem zigarrenförmigen Fahrzeug nicht der schnellste war, einer der lautesten war er mit Sicherheit, das schrille Motorengeräusch aus dem dünnen Auspuffröhrchen übertönte alles andere und schmerzte in den Ohren. Die kleinen Renner waren erfolgreich und wurden bis nach Jugoslawien und in die USA verkauft. Eines der nach Jugoslawien exportierten Fahrzeuge mit der Rahmennummer 0007 ist mittlerweile wieder an seinem Geburtsort Berchtesgaden wo es in den vergangenen Jahren in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt wurde. Die Scuderia Hartmann war denn auch eines der Sonderthemen.

Heinrich, Maltz, Hartmann

Rossfeldrennen, Internationaler Edelweiss Bergpreis, Berchtesgaden, 23. bis 25. September 2022. Die Hartmann Formel Junior-Rennwagen begeben sich zum Vorstart. Im Wagen mit der Nummer 46 sitzt der 88-jährige Heinrich Maltz, der schon 1958 am ersten Rossfeldrennen startete und 1961 mit diesem Hartmann teilnahm.

Ein weiterer Name ist untrennbar mit dem Rossfeldrennen verbunden, es ist der 1933 in Turin geborene Italiener Lodovico Scarfiotti, der 1968 beim Training zum Rossfeldrennen mit seinem Porsche 910 Bergspyder tödlich verunglückte. Eine Gedenktafel erinnert noch heute an den unvergessenen Rennfahrer. Unvergessen wird auch die 6. Auflage des Rossfeldrennens der Neuzeit bleiben und als Schlusspunkt gab es am Sonntagabend die Siegerehrung und Preisverleihung. Vorher aber wurde noch etwas für die Kasse der Lebenshilfe Berchtesgadener Land getan, es wurden zahlreiche Gegenstände und Bilder versteigert. Moderator Martin Utberg konnte auf seine humorvolle Art dem einen oder anderen Bieter ein paar zusätzliche Euro aus der Tasche locken. Danach erfolgte die Preisverteilung. Und wer hat jetzt einen Preis gewonnen? Das kann man unter diesem Link auf der Webseite des Veranstalters nachlesen. Erwähnen möchten wir an dieser Stelle Jochen Mass, der mit dem VW Kaiman Formel V von 1971 aus dem Besitz von Dr. Friedrich Lehensteiner, den Gesamtsieg erzielen konnte. Herzliche Gratulation Jochen, auch von unserer Seite. Dieses Jahr wurden aber nicht nur die Teilnehmer ausgezeichnet, auch der Initiator des Rossfeldrennens, Joachim Althammer, wurde geehrt. Er wurde mit der Verdienstmedaille am Bande für sein Engagement ausgezeichnet, verliehen wurde die Medaille durch Landrat Bernhard Kern. Auch dazu unsere herzliche Gratulation. Dann war das Rossfeldrennen 2022 definitiv zu Ende und es bleibt die Freude auf 2024, wenn vom 24. bis 27. September am Rossfeld in Berchtesgaden wieder die Motor dröhnen. Danke sagen möchten wir auch den rund 300 ehrenamtlichen Helfern, welche die Durchführung dieses Anlasses überhaupt möglich machten. Weitere Informationen bekommt man direkt über die Webseite des Veranstalters

Fredi Vollenweider, Ela Lehmann, 29. September 2022

 

Joachim Althammer, links und Landrat Bernhard Kern bei der Verleihung der Verdienstmedaille

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9 Gedanken zu „Rossfeldrennen Berchtesgaden 2022

  1. Liebe Ela, lieber Fredi,
    herzlichen Dank fuer die tollen Erinnerungen an den Rossfeldpass, den wir 4mal mir unserm alten 500SL/R107 gefahren sind….bei schönstem Wetter.
    Herzliche Gruesse Euch beiden,
    Rainer und Dorothe

    • Hallo Helmut

      Vielen Dank für Dein Kompliment, das freut uns sehr. Auch Dir nochmals vielen Dank für Deinen Einsatz und bis zum nächsten Mal irgendwo …. Noch einen schönen Tag und ein schönes Wochenende.

      Herzliche Grüsse
      Fredi, Ela + Team DREAM-CARS.CH

  2. Hallo Fredi,
    ja, der Herr Geistdörfer bevorzugte wohl eine Veranstaltung, bei der die Kulinarik einen hohen Stellenwert einnimmt. Bei der Baiersbronn-Klassik erfahren die Teilnehmer eine Gourmetbetreuung in den Pausen und am Abend durch Schwarzwälder Sterneköche. Seiner üblichen Bestimmung entsagend, nahm der Herr Geistdörfer dort auf dem Fahrersitz Platz. Wegen des Fahrzeugwechsels von einer Pagode auf einen Porsche 964 Carrera 2 vom Baujahr 1993, der in keine zugelassene Baujahreskategorie passte, blieb er außer Wertung. Da blieb im jedweder Lichtschrankenstreß erspart und er konnte so ganz entspannt die wunderschöne Schwarzwaldlandschaft und die wohlschmeckenden Köstlichkeiten geniessen.

    Schöne Grüße

    Günther

    • Hallo Günther

      Danke für Deine Ausführungen. In Sachen kulinarischer Genuss wäre er am Rossfeldrennen aber auch nicht zu kurz gekommen, es war hervorragend. Nochmals danke und Dir noch eine gute Woche.

      Herzliche Grüsse

      Fredi, Ela + Team DREAM-CARS.CH

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