THE ICE hat den Matsch nicht gewonnen

Zum dritten Mal wurde am 24. und 25. Februar 2023 die Winterveranstaltung ‘THE ICE’ durchgeführt. Der Event entstand aufgrund einer Idee, die Ela Lehmann und ich vor einigen Jahren hatten. 2019 wurden dann erstmals Nägel mit Köpfen gemacht und das erste THE ICE fand statt. Dann kamen die beiden Corona-Jahre und 2022 gab es die zweite Durchführung. Beides super Events. Entsprechend freuten wir uns auf die Austragung 2023. Dazu aber später. Man wird ab und zu gefragt, ob man zuerst das Gute oder Schlechte hören will. Wir machen es einfach, wir schreiben zuerst vom Positiven, denn damit sind wir schnell fertig. 

1. Super Wetter, dafür schlechte Bedingungen bezüglich Eis
2. Fantastische Autos
3. Sehr viele Zuschauer. Zahlen gibt es aber keine. Geschätzt 10’000

Für das schöne Wetter ist der italienische Veranstalter nicht verantwortlich, auch nicht für die daraus resultierende matschige und sehr nasse Eisfläche, die teilweise gesperrt werden musste. Mit der Auswahl der Autos machten sie einen guten Job und den Zuschauern hat das alles sehr gut gefallen. Alle, die den Event nicht selber besuchen konnten, bieten die Medien mit Bildern eine Möglichkeit, den Event wenigstens virtuell etwas geniessen zu können. Dafür reisen wir und andere Fotografen auf unsere Kosten in Europa herum, um möglichst gute Bilder zu machen. Dafür akkreditieren wir uns, damit wir die entsprechenden Berechtigungen bekommen. In der Regel kein Problem, auch wenn es da und dort unnötige Diskussionen gab und gibt.

Für das THE ICE akkreditierten wir uns über die Webseite. Dann bekamen wir eine Zusage und eine Absage mit der Begründung, sie hätten sehr viele Akkreditierungen. Eigentlich ja gut für einen Veranstalter, denn das sorgt für kostenlose Werbung. Auf Nachfrage kam dann die Akkreditierung doch noch. Parallel zum THE ICE fand in Stuttgart die RETRO CLASSICS statt. Wir besuchten die Messe nur am Donnerstag und fuhren am Freitag morgen früh direkt nach St. Moritz. Schon am Eingang das erste Problem, der QR-Code auf meiner Bestätigung war der gleiche wie auf Ela’s Bestätigung, was natürlich nicht funktionierte. Zum Glück konnte der Mann am Eingang deutsch und liess mich passieren. Dann ging es weiter ins Pressezelt. Nach langem Warten mussten wir einen Zettel für die Weste ausfüllen. Die Weste durfte man aber nur eine Stunde tragen und musste sie anschliessend wieder zurückbringen. Dafür hatte man seine Identitätskarte als Pfand abgeben müssen. Darauf verzichtete ich und sagte, dass wir unsere violetten Westen, von Auto Sport Schweiz, haben und üblicherweise an Events in der Schweiz auch tragen. Das ginge aus ‘Sicherheitsgründen’ nicht!!!!. Ich trug meine Weste trotzdem – und war nicht der Einzige.

The ICE, St. Moritz, 24. und 25. Februar 2023. Auch Christian Lienhard arbeitete mit seiner ASS-Weste

Am Freitag waren die Fahrzeuge nur ausgestellt, fuhren also nicht auf dem See. Anders dann der Sonntag. Der Event startete um 09.00h, bereits um 08.00h waren die wenigen orangen Westen bereits in festen Händen und man ging leer aus. Wenn man Glück gehabt hätte, hätte man eine bekommen für die Dauer von 30 Minuten. Das hätte knapp gereicht, auf dem rutschigen nassen Eis an die Strecke zu gelangen und wieder zurück. Zum Fotografieren wäre keine Zeit geblieben. Also stellte ich mich wie erwähnt mit der violetten ASS-Weste an die Strecke und wollte fotografieren. Da kamen sehr schnell zwei Aufpasser an meine Seite und redeten auf italienisch auf mich ein und gaben zu verstehen, dass ich hier nicht stehen dürfe. Sie verlangten nach einem Armband, das wir am Eingang bekamen. Ich zeigte das, das war goldfarbig, hätte aber rot sein müssen. Dann hätte ich eine orange Weste tragen sollen, von denen es ja nur wenige gab. Ich blieb daraufhin stehen und der eine Aufpasser rief einen dritten dazu, der sich am Funkgerät zu schaffen machte und einen Platzverweis erteilte, den ich natürlich nicht befolgte. Deutsch oder englisch konnte keiner von denen. Ich blieb weiterhin beharrlich stehen und die Autos fuhren auf der Strecke an uns vorbei. Als einer sich anschickte, mich wegzuziehen musst ich richtig laut werden und mit der Polizei drohen, falls ich oder meine Ausrüstung angefasst würden. Erst kann kehrte Ruhe ein und ich konnte ein paar Bilder machen. Die Motivation aber war dahin, ich ging zurück und genoss ein feines Bier. Die Preisverleihung interessierte uns auch nicht, wir haben uns stattdessen mit Freunden unterhalten.

Ganz offensichtlich ist es so, dass der Veranstalter gar keine Journalisten auf dem Platz haben will, geschweige denn Schweizer. Alle orangen Westen waren an junge italienische ‘Influenzer’ ‘Content Creator’ oder einfach Freunde von Freunden vergeben worden. So etwas im eigenen Land erleben zu müssen tut irgendwie weh. Da wird der Ort St. Moritz und die tollen Autos missbraucht, um eine dekadente Show für Superreiche zu veranstalten. Für ein VIP-Ticket musste man 690 Franken zahlen, inbegriffen ein Gourmet-Menue vom Badrutt’s Palace im VIP-Zelt und der Zugang zu den Tribünen, die allerdings wegen der schlechten Eisqualität alle gesperrt waren. Dürfte aber niemanden interessiert haben, was sind schon lächerliche 690 Franken, wenn der Champagner am Abend ein Mehrfaches kostet.

Natürlich sind unsere Erlebnisse für den Besucher und Zuschauer irrelevant, aber wir wollen einmal mehr aufzeigen, wie mühsam es sein kann, wenn man auf seine eigenen Kosten kostenlose Werbung für einen Veranstalter macht und man als Gegenleistung wie ein Ar…..behandelt wird. Dass es dennoch einige akzeptable Bilder gibt ist unserer Hartnäckigkeit und auch den guten und teuren Fotoausrüstungen zuzuschreiben. Es ging wirklich vielen Fotografen so wie uns, wir verweisen gerne auch auf den Bericht von Dani Reinhard von Zwischengas, seinen Bericht kann man hier lesen.

The ICE, St. Moritz, 24. und 25. Februar 2023. Dani Reinhard von Zwischengas in gelb statt orange

Ob wir nächstes Jahr den Event nochmals besuchen wissen wir nicht, wir empfehlen den Besuch auch nicht, trotz der vielen tollen Fahrzeuge. Aber ein Classic Car-Event ist es nicht. Es gab auch keinerlei Informationen zu den einzelnen Fahrzeugen. Würde man nicht den einen oder anderen Teilnehmer kennen, man wüsste nichts. Auch diese Influenzer interessieren sich nicht für das Auto, denen geht es lediglich darum, für sich Werbung zu machen und die Zahl der Follower zu erhöhen. Offensichtlich scheint das zu funktionieren und man muss sich fragen, ob das, was wir und andere schweizer Medienvertreter machen, noch zeitgemäss ist. Wir sagen eindeutig JA.

Fredi Vollenweider, Ela Lehmann, 27.02.2023