Lenzerheide Motor Classics 2023

 

Die 10. Lenzerheide Motor Classics (LMC) fand am Wochenende vom 02. bis 04. Juni 2023 statt. Wegen eines Bike-Events musste die LMC eine Woche früher ausgetragen werden als üblich und fiel somit auf das gleiche Wochenende wie die SWISS CLASSIC WORLD in Luzern und weitere Veranstaltungen. Ob das jetzt so nachteilig ist wie man oft hörte ist schwierig zu beurteilen. Da die Messe in Luzern auch schon am Freitag ab 12.00 Uhr geöffnet war, hatte der Besucher sicher die Gelegenheit, an beiden Events teilzunehmen. Als Medienpartner war für uns die LMC ein Muss, wir besuchten aber dennoch kurz die SWISS CLASSIC WORLD, fuhren aber um 14.00h Richtung Bündnerland, denn die LMC begann ebenfalls bereits am Freitag. Nach dem Bezug des Fahrerlagers und der Hotels wurde abends um 18.15h zum Corso vom Fahrerlager ins Ortszentrum von Lenzerheide gestartet. Beim Eintreffen entlang der Hauptstrasse wurden die Fahrzeuge von den Speakern Elio Crestani und Gieri Maissen präsentiert und kommentiert. Anschliessend gab es zum Auftakt den traditionellen Apéro für die Teilnehmer auf dem Postplatz. Da ist jedes Jahr eine super Stimmung, man lacht, spasst und freut sich auf die bevorstehenden 2 Tage Rennsport auf der höchstgelegenen Rundstrecke Europas. 

Lenzerheide Motor Classics, 02. bis 04. Juni 2023. Am Apéro ist die Stimmung immer fröhlich und ausgelassen. Lachen ist Pflicht 😉

Noch etwas zu dieser Rundstrecke. Sie führt ausgangs von Lenzerheide entlang dem Heidsee zur Rothornbahn, wo eine scharfe Rechtskurve und eine Steigung vorbei an der Sporthalle wieder zum Start gefahren wird. Eine Zeitnahme gibt es nicht, somit ist die LMC kein Rennen, sondern es sind Demonstrationsfahrten die absolviert werden. Jede Gruppe kann jeweils am Samstag und Sonntag, vormittags und nachmittags während 20 Minuten ihre Runden auf dem rund 2,5 Kilometer langen Kurs drehen. Auch wenn die LMC kein Rennen ist, kann und darf schnell gefahren werden. Damit aber dennoch nicht übertrieben wird, fährt in jedem Feld ein Pacecar und ein Schlussfahrzeug mit. Das ist der Sicherheit geschuldet. Auch wenn das Autofahren im Kanton Graubünden erst seit 98 Jahren erlaubt ist (1925 wurde das Verbot aufgehoben), haben Motorsportanlässe im Bündnerland eine lange Tradition. Die LMC ist zwar eine noch junge Veranstaltung, aber schon zu Beginn der Fünfzigerjahre fanden Bergrennen von Tiefencastel hinauf auf die Lenzerheide statt. Informationen zu dieser interessanten Vergangenheit können auf der Webseite der LMC nachgelesen werden. Organisiert wird die LMC sowie weitere Events vom Verein Lenzerheide Motor Classics. Was das Team um OK-Präsident Hans Orsatti jedes Jahr auf die Beine stellt, ist eindrücklich und man darf sagen, dass die Lenzerheide Motor Classics zu den absoluten Top-Events der Schweizer Oldtimerszene zählt. Perfekt organisiert und Hans managt als ‘Scheff’ auch gleich noch das Fahrerlager. Da geht es schon mal hektisch zu und her und auch in den kurzen Pausen gibt es allerhand zu tun. Da hat es Sepp Ludin, der Rennleiter, doch ab und zu etwas ruhiger.

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Lenzerheide Motor Classics, 02. bis 04. Juni 2023. Rennleiter Sepp Ludin bei einer kurzen Pause.

Der Ablauf der LMC ist samstags und sonntags gleich, bereits ab 07.30 Uhr wird zur ersten Leistungsshow gestartet. Eingeteilt wurden die Teilnehmerfahrzeuge in Felder zu je etwa 25 Fahrzeugen, die Motorradgruppe umfasste 39 Zweiräder. Das ergab dann folgendes Bild:

Feld 1 – Kampf der Zwerge
Feld 2 – GT & Tourenwagen
Feld 3 – Oldies but Goldies
Feld 4 – Motorräder
Feld 5 – GT & Tourenwagen
Feld 6 – GT & Tourenwagen
Feld 7 – Formel, offene Sportwagen & Prototypen
Feld 8 – Wie die Wilden
Feld 9 – Dorfgruppe und Einheimische
Feld 10 – Renntaxi

Dann gab es eine Gruppe des ACS, die jeweils nach der Mittagspause auf die Strecke durfte. Am Sonntag zeigte der Alpine-Club eine schöne Auswahl an Fahrzeugen. Da war also den ganzen Tag für viel Abwechslung gesorgt. Das älteste Fahrzeug war wie so oft der mächtige American La France von Ruedi Schawalder. Das monströse Gefährt wurde 1917 als Feuerwehrfahrzeug gebaut und nach dessen Ausmusterung zu einem Rennwagen umgebaut. Das gab es damals recht häufig, denn die Fahrzeuge sind äusserst robust und langlebig. Der La France war aber nicht nur das älteste Fahrzeug sondern auch das mit dem grössten Motor, die 6 Zylinder haben insgesamt einen Hubraum von nicht weniger als 14,5 Liter, somit also kein Kandidat für das Feld 1 😉 Spektakuläre Fahrzeuge gab es viele, aber wenn es in dieser Sparte einen Preis gegeben hätte, der Sieger wäre sicher Riccardo Beccarelli mit seinem Delahaye 107 Racer aus dem Jahr 1924. Das Fahrzeug kommt ganz ohne Karosserie aus, getreu dem Motto: Der grösste Feind eines Rennwagens ist das Gewicht. Dank des 4 Zylinder-Motors mit 6,2 Liter Hubraum weist das ‘fahrende Chassis‘ aber eindrückliche Fahrleistungen auf. Ein weiteres Highlight an der Lenzerheide Motor Classics war Reto Meisel aus Leuggern mit seinem SLK 340, ausgerüstet mit einem JUDD-Motor war der Rennwagen ein absoluter Genuss, vor allem für die Ohren. Spektakulär waren auch die Motorräder, die jeweils in einer grösseren Gruppe fuhren.

LMC, 2023

Lenzerheide Motor Classics, 02. bis 04. Juni 2023. Die Motorradfahrer in der Rechtskurve bei der Rothornbahn. Dieser Bereich der Strecke wurde etwas geändert, die Einfahrt in Dieschen sot wurde verbreitert und der Übergang etwas geglättet.

In den vergangenen Jahren gab es als zusätzliche Attraktion am Sonntag eine Show am Himmel, letztes Jahr konnte die Patrouille Suisse bestaunt werden, dieses Jahr war eine Show mit Super Puma-Hubschraubern geplant, musste aber leider wegen des Ausfalls eines Piloten abgesagt werden. Wegen des regnerischen Wetters am Sonntagnachmittag wäre die Durchführung der Show sowieso schwierig geworden. Am Sonntag während der Mittagspause wurden 3 Fahrzeuge prämiert, der Connaught A Formel 2 von 1952, an dessen Lenkrad früher Stirling Moss sass. Heute gehört der wunderschöne Rennwagen Franz Schumacher. Dann der Morgan Threewheeler von Kurt Kaufmann, der wie Urs Muzzarelli, Stefan Furter und Hans Uhlmann bisher jede LMC bestritt. Die Auszeichnung bei den Motorrädern ging an die Moto Guzzi Condor Replica, die am Samstag einen Motorschaden erlitt. Kurzerhand wurde der Motor ausgebaut, über Nacht zerlegt, Teile wurden angefertigt und alles wurde wieder zusammengebaut. Am Sonntag konnte die hübsche Italienerin wieder starten. Das sind wahre Freunde, die so einen Einsatz leisten. Der Sonntagnachmittag war wettermässig leider etwas feucht, leichter Regen und eher kühle Temperaturen mussten ertragen werden. Aber insgesamt passte alles und ausser einem Zwischenfall ohne Folgen für die beteiligten Personen am Samstagmorgen gab es keine Unfälle. Das Auto hingegen wurde doch arg in Mitleidenschaft gezogen. Aber Rempler gibt es immer an solchen Events, das ist fast unvermeidbar. Aber dank einer guten Streckensicherung und Vorkehrungen seitens des Veranstalters, bleibt es in der Regel bei Materialschäden.

Morgan, Felix, Haas

Lenzerheide Motor Classics, 02. bis 04. Juni 2023. Felge kaputt, Reifen platt, aber Fahrer OK. Der Morgan MMC3/4 von Felix Haas

Anlässlich des Race-Diners am Samstagabend gab der Vereinspräsident Markus Gruber einige interessante Informationen über Sponsoren und Personen, welche die LMC überhaupt ermöglichen. Dazu zählt Philipp Vassalli, CEO von Lenzerheide Marketing- und Support AG. Er liess verlauten, dass die Gemeinde und die Region hinter der Lenzerheide Motor Classics stehe und den Event auch in den nächsten 10 Jahren unterstützen werde. Das ist doch eine sehr positive Aussage, es braucht aber alle Beteiligten, die mit Anstand und Disziplin dafür sorgen, dass es solche Events noch viele Jahre geben kann. Das wäre wirklich jammerschade, denn wenn man die tausenden von Besuchern sieht, die mit Begeisterung an der Strecke stehen, würde die Welt wirklich ein Stück langweiliger. Ein wichtiger Aspekt im Motorsport ist der Umweltgedanke. Negativen Stimmen entgegenwirken kann man mit Innovation und Intelligenz. Dazu zählt der synthetische Kraftstoff, SYNFUEL genannt. Dieser ist zu 85% CO2-neutral und kann ganz normal für jeden Benzinmotor verwendet werden. Die Verantwortlichen der Lenzerheide Motor Classics entschieden sich, eine grössere Menge den Teilnehmern zur Verfügung zu stellen. Mit einem Preis von rund 6 Franken pro Liter sicher sehr teuer im Vergleich zum herkömmlichen Benzin, aber bei zunehmender Verbreitung wird sich dieser Preis sicher rasch senken. Etliche Fahrzeuge tankten diesen Treibstoff, der sich übrigens mit normalem Benzin mischen lässt. Stellvertretend zeigen wir hier Renald Egloff, der seinen Abarth 750 Zagato mit SYNFUEL betankte. Über ihn und die Geschichte seines einmaliges Fahrzeugs gibt es in der Ausgabe des nächsten ‘spirit‘ eine ausführliche Reportage.

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Lenzerheide Motor Classics, 02. bis 04. Juni 2023. Renald Egloff stillt den Durst seines kleinen Abarth 750 Zagato mit SYNFUEL

Zu schnell war das Wochenende vorbei und man wird die 10. Lenzerheide Motor Classics noch lange in guter Erinnerung behalten. Es gibt Events, die für die Fahrer zugeschnitten sind, andere Veranstaltungen sind für Zuschauer ausgelegt, die Lenzerheide Motor Classics bietet allen ein Maximum an Freude und Genuss und wir raten, die nächste Austragung, die vom 7. bis 9. Juni 2024 stattfinden wird, zu besuchen, es lohnt sich wirklich. Zum Schluss möchten wir uns nochmals bei allen Beteiligten, die diesen herrlichen Event ermöglichten, herzlich bedanken. Man fühlte sich jederzeit und überall gut aufgehoben. Alle weiteren Infos gibt es auf der Webseite des Veranstalters.

Fredi Vollenweider, Ela Lehmann, 06. Juni 2023

 

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