2015: Bernina Gran Turismo (CH)

Viel wusste man im Vorfeld über diese Veranstaltung nicht und fast zufällig erfuhren wir vom Vorhaben, am Berninapass ein Rennen auszutragen. Wir machten uns also auf die Suche nach Informationen und wurden auch fündig. Unter dem Namen Bernina Gran Turismo soll tatsächlich ein dreitägiger Event stattfinden und zwar am ersten Oktoberwochenende.

Autorennen am Berninapass gab es schon früher. 1929 wurde im Rahmen der St. Moritzer Automobilwoche das Rennen von La Rösa hinauf auf den Berninapass erstmals ausgetragen. Das Besondere an diesem Rennen war das Ziel auf 2’330 Metern Höhe und die Tatsache, dass im Kanton Graubünden Autos erst seit 4 Jahren zugelassen waren. Fast unverständlich, aber bis 1925 waren Automobile im Bündnerland tatsächlich verboten. Reisende mussten an der Kantonsgrenze die Autos von Pferdegespannen ziehen lassen oder in Kutschen umsteigen. Vielleicht ist das auch der Grund, dass dafür die Bahn sehr gut ausgebaut war und eine echte Alternative bot. Heute ist die Albula- und Berninabahnstrecke, nach der Semmeringbahn in Österreich sowie der Mountain Railways of India (Darjeelingbahn, Nilgiribahn, Kalka-Shimla Bahn) in Indien, die dritte Bahnstrecke, die in das Weltkulturerbe aufgenommen wurde.

Zurück zum Automobil und dem Berninapass. Wir machten uns also am 2. Oktober auf den Weg, ausgerüstet mit warmer Bekleidung und Regenschutz, denn der Wetterbericht was alles andere als gut. Beim Bernina Hospiz standen die Fahrzeuge der Teilnehmer, die bereits den ersten Trainingslauf absolviert hatten, und warteten auf die Rückführung zum Start. Nach jedem Lauf wurde die Strasse für den normalen Verkehr geöffnet, so dass keine zu langen Wartezeiten entstanden. Dieses System kennt man auch von anderen ähnlichen Veranstaltungen. Da wir bei der Lagalb aufgehalten wurden, kamen wir zu spät und durften nicht mehr Richtung Start fahren. Also schnappten wir uns 2 Fahrer, die uns ein Stück weit mit nach unten nahmen. Besten Dank an Jürg König auf Bugatti 37A und Hans Füglistaler auf Porsche 911 für die Taxidienste. Wir stiegen dann in der Haarnadelkurve zwischen der Passhöhe und der Abzweigung nach Livigno aus für ein erstes Fotoshooting. Die 5,6 km lange Strecke bietet viele gute Möglichkeiten zum Fotografieren und da über der Baumgrenze gelegen, gibt es auch keine störenden Schatten. Die gab es auch sonst nicht, denn es war grau, trüb und nass und die herrliche Landschaft kam leider nicht zur Geltung.

Die 36 Fahrzeuge stammten zwischen 1926 und den frühen Achtzigerjahren, wie es  das Reglement auch vorschreibt. Auf der nassen Fahrbahn waren die Vorkriegsfahrzeuge ohne Kotflügel besonders spektakulär mit den hochschiessenden Fontänen. Wir hätten uns aber trotzdem schönes Wetter gewünscht. Unser Wunsch wurde nicht erfüllt, am Sonntag lagen dann sogar etwa 15cm Neuschnee, was den Abbruch des Events zu Folge hatte. Eine richtige, wenn auch schmerzliche Entscheidung, aber Sicherheit geht vor.

Eine kleine aber feine Veranstaltung, von einer Gruppe Enthusiasten aus dem Engadin organisiert. Durch die kleine Anzahl Teilnehmer herrscht eine ganz besondere, fast familiäre Atmosphäre. Viel grösser kann und muss die Bernina Gran Turismo auch nicht werden, da die Infrastruktur schnell an ihre Grenzen stossen würde. Wir hoffen natürlich, dass wir auch 2016 wieder berichten dürfen. Alle Infos und Details gibt es direkt auf der Website des Veranstalters www.bernina-granturismo.com.

Hier unsere Bilder. Viele weitere gibt es auch in unserem Webshop.