Milano AutoClassica 2019

Zum 9. Mal fand vom 22. bis 24. November 2019 die Milano AutoClassica statt. Wie schon letztes Jahr waren vom gigantisch grossen Messegelände die Hallen 18 und 22 für diese Oldtimermesse belegt. Gemessen an der Grösse des gesamten Areals ist das nicht viel, die beiden Hallen sind aber sehr gross und auch das zwischen den Hallen gelegene Freigelände wurde genutzt. Dieses Jahr waren aufgrund der nasskalten Witterung und des Dauerregens die Aktivitäten allerdings nicht sehr gross. Schade, aber dafür kann niemand etwas. Bis vor 2 Jahren wurde auch eine ‘Rennstrecke’ auf dem Areal für Demofahrten genutzt, leider verzichtet man seit 2018 auf diese Attraktion. Die Gründe für diesen Verzicht konnten wir bisher nicht in Erfahrung bringen. Bei den vielen Classic Car und RETRO Messen sind  Attraktionen gefragt, denn so wird es für einen Veranstalter einer eher kleinen und noch jungen Messe schwierig für die Zukunft. Die vor einem Monat durchgeführte Auto e Moto d’Epoca in Padua wurde während den 4 Tagen Ende Oktober von 130’000 Besuchern frequentiert, gegenüber 2018 eine Zunahme von rund 10’000 Besuchern. Das war vor 35 Jahren noch ganz anders, aber der Oldtimerboom der letzten Jahren hat die Messe zu dem gemacht, was sie heute ist. Die Messe in Padua ist sehr international und trotz der langen Anfahrt trifft man viele Besucher aus dem deutschsprachigen Raum. In Mailand ist das nicht so, obwohl die Fahrt von Zürich aufs Messegelände keine 3 Stunden dauert. Vergleiche sind auch immer schwierig, aber die noch relativ junge Milano AutoClassica wird es nur mit grossen Anstrengungen und guten Ideen in die Zukunft schaffen.

Milano AutoClassica 2019

Milano AutoClassica, 22. bis 24. November 2019. Beim Betreten der Halle 18 strahlen 3 Exponate aus dem Hause Ferrari um die Wette

Der Eingang befindet sich bei der Halle 18 und beim Betreten standen wie schon letztes Jahr 3 Fahrzeuge aus dem Ferrari-Museum. Das Ambiente in der Halle ist sehr gepflegt, die Autos werden auf Teppichböden präsentiert. Die beiden Hallen bieten grosszügige Platzverhältnisse, die Zwischenräume sind wirklich genügend gross und man kann sich auch bei grösseren Menschenansammlungen gut bewegen. Auf den einzelnen Ständen ist das nicht immer so, einige Händler versuchen, möglichst viele Fahrzeuge auf ihrer Fläche zu präsentieren. Teilweise waren zwischen den Fahrzeugen wirklich nur einige Millimeter Platz. Vorbildlich in dieser Hinsicht war HK Engineering, bekannter Anbieter von Mercedes 300 SL. Auf den sicher über 100 Quadratmetern standen lediglich 2 Fahrzeuge. Insgesamt waren rund 2’000 Fahrzeuge ausgestellt und das Angebot war sehr vielfältig. Wie üblich in Italien viele Fiat, Alfa Romeos und Ferraris, aber auch recht viele deutsche Fahrzeuge wurden gezeigt, vorwiegend Porsche und Mercedes aus den Neunzigerjahren. Was man fast nicht mehr sah waren die Lancia Delta HF Turbo Integrale, ob da seit dem letzten Jahr alle Fahrzeuge einen glücklichen neuen Besitzer gefunden haben? Wir wissen es nicht. Allgemein waren viele Fahrzeuge erst wenige Jahre alt, auch etliche Neuwagen wurden angeboten. Da fragt man sich, ob der Name der Messe Milano AutoClassica noch gerechtfertigt ist. Aber den Trend hin zu neueren ‘Klassikern’ beobachtet man auch an anderen Messen.

Porsche an der Milano AutoClassica 2019

Milano AutoClassica, 22. bis 24. November 2019. Bei diesem Bild denkt man nicht sofort an eine Oldtimer-Messe. Interessant war aber, dass am Samstagabend viele dieser Fahrzeuge mit verkauft angeschrieben waren.

Was wurde sonst noch geboten an der Milano AutoClassica. Natürlich fand am Samstagnachmittag die Pflichtübung Auktion auf dem Programm. Auktionshaus war Wannenes, ein Auktionshaus, das wohl eher Kunstliebhabern ein Begriff sein dürfte. Einen Überblick über die angebotenen Fahrzeuge gibt es hier. Auktionen an italienischen Classic Car-Messen sind immer so eine Sache. Wir haben uns die Fahrzeuge, oder einen Teil davon, schon am Freitag angeschaut. So richtige Raritäten waren da aber nicht dabei, wir haben deshalb die Auktion auch nicht besucht. Es gab auch keinen Katalog, lediglich einen grossformatigen Image-Katalog erhielten wir, nachdem wir unsere Adresse hinterlegten. Das mutet etwas befremdlich an, genauso wie die Kontrolle am Eingang zum Messegelände. Man wird durchleuchtet, muss seine Tasche durch den Scanner schicken und danach noch Fragen beantworten zum Inhalt. Ela Lehmann hatte wie üblich ein Taschenmesser dabei, das wurde nicht toleriert und wäre eingezogen worden, wie viele andere Dinge. Da unser Auto nur 2 Gehminuten entfernt war, brachte sie das unerwünschte Messer ins Auto zurück. In der Halle 22 wurden Ersatzteile und Werkzeuge angeboten und da gab es Apparaturen und Instrumente, mit denen man locker einen Elefanten hätte ins Jenseits befördern können. Aber ein Taschenmesser(chen) ging gar nicht. Dieses Vorgehen verärgerte viele Besucher und am Freitag kamen uns schon nach dem Mittag viele Besucher wieder entgegen. Weshalb man in Mailand solche unnützen und unnötigen Kontrollen durchführt ist uns schleierhaft.

Milano AutoClassica

Eintrittskontrolle an der Milano AutoClassica 2019. Dieses Jahr waren nicht einmal mehr Taschenmesser erlaubt, alles wurde eingezogen. Fotografieren war unerwünscht. Das müsste so sicher nicht sein.

Aber zurück zur Messe und unseren Beobachtungen. Der Zustand der angebotenen Fahrzeuge war sehr gut, soweit man das äusserlich beurteilen konnte. Ausnahmen gab es auch, aber die gibt es überall. Erwartungsgemäss waren Schnäppchen schwierig auszumachen, denn viele Fahrzeuge waren ohne Preisangabe ausgestellt. Auf Anfrage bekam man aber immer Auskunft. Das Preisniveau war eher hoch, teilweise utopisch. Ein graues Peugeot 504 Coupé der ersten Serie war angeschrieben mit EUR 11’000.00. Der Lack, original schon damals etwas stumpf, war sehr fleckig, zahlreiche Dellen und Schrammen rundeten die ungepflegte Erscheinung ab. Die nur noch schwierig zu bekommenden und teuren Scheinwerfer waren stark angelaufen und die braunen Velourssitze wiesen etliche zwar kleine, aber dennoch unschöne Löcher auf. Wenn die Technik so ist wie das Äussere, steht eine teure Restaurierung an. Das es auch anders geht zeigte ein Lancia Gamma Coupé von 1983 in blaumetallic. Da und dort eine kleine ausgetupfte Blessur, aber sonst wirklich sehr schön und gepflegt, auch innen. Da ist der verlangte Preis von EUR 7’500.00 absolut angemessen. Was uns sonst noch aufgefallen ist die Tatsache, dass kein Hersteller an der Milano AutoClassica ausgestellt hat. Die italienischen Hersteller sind da mit Ausnahme von Ferrari wohl auch nicht wirklich interessiert an Klassikabteilungen wie die deutschen Hersteller. Ferrari war wie erwähnt mit Museumsfahrzeugen vertreten und der einzige Hersteller war Pagani mit gleich mehreren Fahrzeugen. Pagani ist uns in letzter Zeit öfters mit einer hohen Präsenz aufgefallen. Aber das sind ultramoderne Hightech-Supersportwagen, die wohl nur dank eines grosszügigen Sponsorings ausgestellt werden durften und mit einer Classic-Messe eigentlich nichts zu tun haben.

Pagani Huayra an der Milano AutoClassica 2019

Milano AutoClassica, 22. bis 24. November 2019. Am Pagani Huayra ist der Anteil an Carbon und Kunststoff sicher grösser als an Metall. Der fantastisch gemachte Roadster kostet rund 3,5 Millionen Franken.

Die 9. Milano AutoClassica hinterlässt wie schon letztes Jahr einen etwas zwiespältigen Eindruck, ist aber trotzdem einen Besuch wert. Und wenn man etwas mehr Zeit einplant, ist das Zentrum von Mailand nur eine knappe halbe Stunde entfernt und somit lohnt sich die Reise doppelt. Auch das in unmittelbarer Nähe gelegene Alfa Romeo-Museum in Arese ist einen Besuch wert. Informationen über die Anzahl Besucher liegen uns zur Zeit noch nicht vor. Sonst gibt es alle weiteren Informationen auf der Website des Veranstalters. Ach ja, an Messen wählen wir immer unser Lieblingsfahrzeug aus. Das ist jeweils nicht ganz so einfach. Sicher ist der Pagani Huayra Roadster ein absolutes Traumfahrzeug, aber doch irgendwie nicht von dieser Welt. Und unser Liebling musste ein Klassiker sein. Nach langem Überlegen entschieden wir uns für einen typischen kleinen Italiener der Volksmarke Fiat. Da gab es natürlich sehr viele, aber einer ist uns wirklich aufgefallen. Ein Modell 1200 Coupé Pininfarina von 1958. Eine absolute Rarität, nur 4 Mal gebaut und in tadellosem Zustand. Die hellbeige Lackierung mit dem braunen Dach steht dem Wagen wirklich gut. Die Restaurierung ist von hoher Qualität und erst 3 Besitzer hatte der Wagen. Der aktuelle Besitzer, ein freundlicher älterer Herr sagte uns, dass er für den Fiat 40’000 Euro verlangt. Sicher viel Geld, aber für so ein Auto absolut OK.

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Milano AutoClassica, 22. bis 24. November 2019. Unser Lieblingsfahrzeug der Messe, der Fiat 1200 Coupé Pininfarina von 1958


Milano AutoClassica, 22. bis 24. November 2019. Unser Lieblingsfahrzeug der Messe, der Fiat 1200 Coupé Pininfarina von 1958. Auch von hinten macht er eine ausgezeichnete Figur.

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