An der Auto e Moto d’Epoca in Padua vom 26. – 29. Oktober 2017 ist uns auf dem Freigelände ein kurioses Fahrzeug aufgefallen. Schnell sah man, dass es sich um einen Fiat handeln muss, der Schriftzug auf den Heck brachte dann die Gewissheit, es ist ein Fiat 600. Aber was für einer fragten wir uns. Am nächsten Tag fragten wir den Verkäufer und bekamen zur Antwort, dass es eben ein spezieller Fiat ist, ein Einzelstück, das aber bereits verkauft sei. Sogar den Preis nannte er uns, EUR 35’000.00. Das relativ kleine Fahrzeug fiel durch einige Besonderheiten auf. Die blassgoldene Lackierung schien noch der Erstlack zu sein, aber mit deutlichen Gebrauchsspuren. Eine überproportional hohe Frontscheibe, hohe Seitenscheiben und ein Plexiglasdach fast über die gesamte Fahrzeuglänge liessen das Auto sehr skurril erscheinen. Bei genauerem Hinsehen bemerkte man, dass sich das gesamte Dach abnehmen liess. Somit hatte man ein offenes 6-plätziges Cabriolet. Ebenfalls seltsam waren die um das Fahrzeug herumlaufenden Holzstossstangen. Der Zustand des Autos war soweit OK, allerdings mit äusserlich deutlichen Abnutzungserscheinungen an Chrom und Lack. Auch das grosse Panoramadach war über der Beifahrerseite gerissen. Leider konnten wir keine weiteren Informationen erhalten. Lediglich zwei Kopien von alten Bildern waren innen an die Frontscheibe geklebt.
Wir verglichen das Bild mit dem Fahrzeug und stellten einige Abweichungen fest. Die Stossstangen waren nicht identisch und die seitliche Zierleiste lief beim Fahrzeug auf der Messe gerade nach hinten über den Kotflügel. Beim Fahrzeug auf dem Bild war diese Zierleiste aber vor dem Hinterrad nach unten gebogen. Vielleicht wurden diese Dinge im Laufe der Zeit auch geändert. Wir wollten mehr über dieses interessante Fahrzeug wissen und beschlossen, zuhause mit Hilfe von ‘Mr. Google’ etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Gar nicht so einfach, wenn man nur Fiat 600 hat. Aber schon nach relativ kurzer Zeit tauchte ein Bild eines identischen Fahrzeuges auf, blau und auch mit der nach hinten laufenden Zierleiste auf dem hinteren Kotflügel.
Dieses Fahrzeug wurde am 29. Januar 2016 von Gooding & Company versteigert. Schätzpreis war $ 150’000 bis 200’000 ohne Mindestpreis. Verkauft wurde der Fiat dann für $ 143’000. Im Text zum Bild war zu lesen, dass von diesem Fiat 600 Mirafiori 5 Exemplare hergestellt wurden für Besichtigungen auf dem Firmengelände von Fiat in Turin. Auch die Familie Agnelli soll diese Fahrzeuge für Gästefahrten und VIP-Anlässe benutzt haben. Gebaut wurden die auf dem Modell Multipla basierenden Fahrzeuge zwischen 1956 und 1958. Ausgerüstet waren sie mit dem Vierzylindermotor mit 767 ccm und 29 PS. Offenbar hat ein Fiat Manager eines dieser Fahrzeuge nach der Ausmusterung 30 Jahre lang bei sich verwahrt bis 1995. Dann wurde es restauriert und gemäss Gooding & Company war es das erste Mal überhaupt, dass so ein Fahrzeug auf dem freien Markt angeboten wurde. Man glaubte auch, dass es sich um das einzige noch existierende Fahrzeug handelt. Ein Trugschluss, wie sich jetzt zeigt und man darf gespannt sein, ober der Fiat von der Auto e Moto d’Epoca wieder auf dem Markt auftaucht. Jedenfalls ein äusserst seltenes Fahrzeug, mit dem man sicher an jedem Treffen auffällt.