An der Sonderschau ‘Zagato‘ im Pantheon Basel in Muttenz, die bis April 2017 dauerte, stand ein weisses eher unscheinbares Fahrzeug. Auf den ersten Blick völlig unbekannt, aber die Räder verrieten die Herkunft – Porsche 356. Dann, beim näheren Betrachten, konnte man auf der Haube tatsächlich auch Porsche lesen. Interessant dachten wir, das müssen wir uns näher anschauen. Hinten ebenfalls nur der Schriftzug Porsche und auf dem ‘Nummernschild’ Zagato. Die rot lackierten Flossen auf den hinteren Kotflügeln, ähnlich wie bei anderen Porsches aus den Fünfzigerjahren, wiesen auf mögliche Rennsportaktivitäten hin. Wir beschlossen, zu einem späteren Zeitpunkt etwas mehr über dieses attraktive und offenbar seltene Fahrzeug herauszufinden.
Der Porsche 356 Zagato an der Sonderschau im Pantheon Basel, Muttenz
Am Oldtimer GP Bruggerschachen im Juni dieses Jahres tauchte der Porsche wieder auf, aber mit blau lackierten Flossen. Seltsam dachten wir, dass diese von rot auf blau umlackiert wurden. Wäre ja möglich, dass man herausgefunden hat, dass diese damals eben blau und nicht rot waren. Es vergingen wieder ein paar Wochen, bis anlässlich des ACCA – des Ascona Classic Car Award vom 24. September 2017, dieser Porsche mit den blauen Flossen wieder auftauchte und den Publikumspreis gewann. Wir haben über den ACCA berichtet. Kaum war unser Bericht online, folgte ein Kommentar von Urs Hauenstein mit dem Hinweis, dass es sich bei besagtem Fahrzeug nicht um das Original sondern um eine Replika handeln würde. Es folgten dann weitere Kommentare, auf die wir an dieser Stelle gerne verweisen. Man findet diese am Ende des Berichtes über den ACCA.
Jetzt war die Neugierde natürlich gross und wir wollten die Geschichte dieses Porsche 356 Zagato genau wissen. Dazu muss man von vorne, nämlich im Jahr 1958, beginnen. Der französische Gentleman Driver Claude Storez bestellte diesen Porsche 356 bei Zagato in Mailand. Es war übrigens der erste Porsche, der von Zagato karossiert wurde. Die Arbeiten an der Aluminium-Karosserie waren in der zweiten Augusthälfte 1958 beendet und das Auto ging zurück an Porsche für die Komplettierung. Der Wagen wurde mit einem Königswellenmotor ausgerüstet und verschiedene Quellen erwähnen, dass der Wagen durch einen Unfall eines Porsche-Mitarbeiters stark beschädigt wurde und man schnell ein zweites Fahrzeug für Storez gebaut hätte. Eine für uns eher fragliche Geschichte, denn einfach so ein zweites Fahrzeug bauen geht ja nicht von heute auf morgen. Wie auch immer, es wird wohl nie geklärt werden können, ob es sich um ein Gerücht handelt, oder ob tatsächlich zwei Fahrzeuge gebaut wurden, selbst wenn sowohl Porsche als auch Zagato als Firmen heute noch existieren. Aber nach rund 60 Jahren ist das einfach nicht mehr nachvollziehbar. Auf jeden Fall erhielt Claude Storez einen Porsche 356 Zagato und nahm erfolgreich an etlichen Rennen in Frankreich teil. Dann kam der 7. Februar 1959. Am Rallye des Routes du Nord auf einer Sonderprüfung auf der Rennstrecke von Reims verunfallte Claude Storez und kam ums Leben. Die Front des Porsche wurde stark beschädigt. Grund für den Unfall waren offenbar grössere Reifen, die tags zuvor montiert wurden und im Radhaus streiften. Die Folge war eine Kollision mit einem Betonpfeiler und der anschliessenden . Landung in einem Graben. Seit diesem Tag gilt der Porsche 356 Zagato als verschollen.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, woher der eingangs erwähnte Porsche 356 Zagato kommt. Wurde er wiederentdeckt und restauriert bzw. neu aufgebaut? Die Antwort liefert Christian Hartmann im Kommentar zum Beitrag vom ACCA, den wir hier gerne zitieren:
Eure Kommentare zum 356 Z, also zum Publikumspreis, waren nur teilweise richtig. Tatsächlich wurden in den letzten Jahren neun Sanction II-356-Spider Zagatos hergestellt, natürlich ohne die famosen Königswellen Motoren von Dr. Fuhrmann. Die gibt es auch für gutes Geld nicht mehr.
Alle neun neu aufgelegten Z sind nun ausgeliefert, einige gingen in den nahen Osten, den USA, England…., und zwei sind in die Schweiz gekommen, einer ins Tessin, der mit roten Flossen, der andere in Ascona gezeigte ist der letzte der neun Z-Spider mit den blauen Flossen. Also nichts umlackiert, auch nicht verschwiegen, dass es sich um Zagato-Nachbauten handelt.
Nachauflagen von geschichtsträchtigen Fahrzeugen in den entsprechenden Firmen wie Aston Martin, Jaguar, Land Rover und jetzt eben Zagato ist ein in vielen Foren heiss diskutiertes Thema. Es wird interessant sein, wie diese Autos in Zukunft aufgenommen werden, so nicht nur vom Publikum, sondern auch vom Markt. Bezüglich des gezeigten Zagato ist immerhin noch anzumerken, dass es sich beim Spider um ein sicherlich sehr schönes Auto handelt, welches jedem Auge schmeichelt. Dass es bei Zagato auf der Basis alter Zeichnungen selbst hergestellt wurde, macht es also nicht einfach zu einer Replika wie man das so kennt. Die Aluminiumhaut auf der Basis eines Jahrgangkorrekten 356ers mit matching numbers wurde in Rho-Arese sehr schön und qualitativ perfekt verarbeitet. Ob das alte, in Frankreich zugelassene Zagato-Auto allerdings rote, oder eben blaue Flossen hatte, ist heute nicht mehr recherchierbar, leider. Und, es gibt auch Geschichten die belegen wollen, dass das Auto zweimal gebaut worden ist. Wer weiss…..auch Stuttgart kann hierüber keine Angaben mehr machen, auch schade.
Somit ist das Rätsel also gelöst und es ist schön, dass man heute den Porsche 356 Zagato wieder bewundern kann und darf, wenn auch ‘nur’ als Replika – oder offiziell Sanction II. Zu den Diskussionen betreffend Teilnahme am ACCA möchten wir hier keine Stellung nehmen, es geht um das Auto, die Geschichte und die Klärung. Über Replikas, Nachbauten, Recreations, auch wenn offiziell vom Hersteller gebaut, kann man geteilter Meinung sein und endlos diskutieren. Das liegt uns hier fern, wir finden den Porsche 356 Zagato einfach hinreissend schön, genau so wir vor fast 60 Jahren.
Galerie vom Oldtimer GP Bruggerschachen