Vom 25. bis 28. Oktober 2018 stand die italienische Stadt Padua in der Provinz Venetien ganz im Zeichen der Oldtimer, denn es fand die 35. Auto e Moto d’Epoca statt. Eine Oldtimermesse, für die sich die Anfahrt aus der Region Zürich von rund 500 Kilometern absolut lohnt. Wir waren während allen 4 Tagen auf der Messe und haben so viele Eindrücke, dass man gar nicht weiss, wo man anfangen soll. Deshalb zuerst einige Zahlen zur Messe, die 1983 rund 1’000 Autos zeigte. 10’000 Besucher kamen damals nach Padua. Das hat sich natürlich gewaltig geändert. An der Ausgabe 2018 waren über 1’600 Aussteller anwesend, die neben Teilen und Zubehör rund 5’000 Autos anboten. Die Ausstellungsfläche von 90’000m2 ist aufgeteilt in 11 Hallen und ein grosses Freigelände zwischen den Hallen. Zuschauermässig gab es einen neuen Rekord, 120’000 Eintritte wurden gezählt. Somit zählt die Auto e Moto d’Epoca sicher zu den weltweit grössten Oldtimer-Messen. Am Samstag fand zum zweiten Mal eine Auktion von Bonhams statt. Für alle, die kein Gedränge mögen, sei der Besuch am Donnerstag wärmstens empfohlen, zwar kostet der Eintritt happige EUR 45.00 pro Person, dafür hat man aber Platz und kann auch mit dem einen oder anderen Aussteller Gespräche ohne Hektik führen. Eigentlich gar keine so schlechte Idee, denn auch von Freitag bis Sonntag bleibt genügend Zeit, sich die Messe anzuschauen. Die offizielle Eröffnungsfeier fand am Freitag um 14.30h statt, theatralisch inszeniert, so, wie es die Italiener mögen.
Wir tauchten also am Donnerstagvormittag ein in die Welt der Oldtimer und Classic Cars und das bei schönstem Herbstwetter. Trotz des hohen Eintrittspreises waren erstaunlich viele Besucher auf dem Gelände. Als Berichterstatter haben wir an Messen immer Ziele, die wir natürlich möglichst verfolgen. Da geht es nicht immer um Autos, denn Messen sind immer eine gute Gelegenheit, persönliche Kontakte zu knüpfen und Freunde zu treffen. Was wir an jeder Messe machen ist, unser persönliches automobilistisches Highlight zu bestimmen, dazu aber später. Nach einem ersten Rundgang hatten wir einen Überblick und wussten, was wir uns in den kommenden 3 Tagen genauer anschauen werden – und das war viel. Schon nach der ersten Begehung des Geländes stellte man fest, dass auch in Italien Porsches sehr beliebt sind, ob 911er oder 356er, es hatte viele, auch unrestaurierte Fahrzeuge und Ruinen, die wohl nur noch als Ersatzteilspender – und sei es nur die Chassis-Nummer – zu gebrauchen sind. Insgesamt ist das Angebot von italienischen Fahrzeugen am grössten, was ja auch logisch ist. Wenig vertreten waren amerikanische und französische Fahrzeuge, weder bei den Händlern noch bei den privaten Anbietern. Genau so verhält es sich auch bei den Ersatzteilen, Fiat, Lancia und Alfa Romeo dominieren, wobei wie schon letztes Jahr die Qualität gut ist. Interessant war zu beobachten, dass auffällig viele Lancia Delata HF Turbo Integrale angeboten wurden. Dieses technisch anspruchsvolle Modell erschien 1987, die ältesten Exemplare haben also die für Oldtimerfahrzeuge magischen 30 Jahre überschritten und dürften in nächster Zeit sicher nicht an Wert verlieren.
Wer an der Auto e Moto d’Epoca auf ein Schnäppchen hoffte, wurde bitter enttäuscht. Die Preise lagen auf extrem hohen Niveau, selbst arg vergammelte Alfa Rundheck Spider kosteten um die 30’000 Euro. Da bleibt doch das eine oder andere Fragezeichen. Schon am Freitag waren an etlichen Fahrzeugen Schilder mit der Aufschrift ‘verkauft’ angebracht und man hatte noch mehr Fragezeichen als am Vortag. Hört man doch immer wieder, dass die italienische Wirtschaft darniederliegt und es dem Land nicht gut gehe. Als Nicht-Italiener wird man wohl die eigenartigen Mechanismen in diesem Land nie wirklich verstehen können. Wir haben am Sonntag mit einigen uns bekannten italienischen Händlern gesprochen und es bestätigten uns alle, dass sie gut verkauft hätten. Im Gegensatz dazu stand die Bonhams-Auktion vom Samstagnachmittag, wo doch viele Fahrzeuge den Mindespreis nicht erreichten und stehen blieben. Selbst die verkauften Schmuckstücke blieben oft unter dem Estimate. Ob da die italienischen Bieter sich nicht gerne öffentlich zur Schau stellen oder die ab und zu auf dem Gelände anzutreffenden netten Herren in ihren blauen Shirts ihre Wirkung zeigten? Wir wissen es nicht. Die Bildergalerie der Auktion gibt es in einer separaten Galerie
Neben den bekannten Fahrzeugen gibt es in Padua aber immer Spezialitäten, wo selbst Kenner an ihre Grenzen stossen. Da stehen Fahrzeuge, die man noch nie zuvor gesehen hat und man ohne Hilfe des Verkäufers niemals wissen würde, was da vor einem steht. Da war zum Beispiel ein attraktiver roter Roadster mit Speichenrädern. Es handelt sich um einen Gilco 205 MM Zagato, von dem es nur dieses eine Exemplar gibt. Das auf einem Gitterrohrrahmen aufgebaute Fahrzeug aus dem Jahr 1949 wird von einem Fiat Motor des Typs 1100S angetrieben. In einem Zelt auf dem Aussengelände stand ein attraktiver Sportwagen aus den frühen Dreissigerjahren, beige/braun lackiert. Auf dem Gitter vor dem Kühler ein Schriftzug ‘Leontina Gran Sport’ und das Alfa Romeo Emblem. Tatsächlich sah das Fahrzeug einem Alfa Romeo 6C 1750 zum Verwechseln ähnlich. Die Nachfrage beim Verkäufer brachte dann Klarheit. Der Wagen wurde zu Beginn der Siebzigerjahre vom italienischen Karosseriebauer Pettenella gebaut, der das Modell Leontina Gran Sport nannte. 14 Exemplare sollen entstanden sein. Als Antrieb verwendete man den 4 Zylinder-Motor aus dem Alfa Romeo 1750 oder den 2 Liter-Motor aus der Alfetta. Ein interessantes Detail sind die Bremsen. Optisch hat man den Eindruck, es seien Trommelbremsen, dann aber bemerkt man den Bremssattel, der etwas aus der Trommel hervorschaut. Man hat also Wert auf eine möglichst originale Erscheinung gelegt. Insgesamt ein sehr gelungenes Fahrzeug, einzig das Intérieur vermag nicht ganz zu überzeugen, das Leder wirkt zu neu und zu hell. Als Verkaufspreis nannte der Verkäufer EUR 125’000.00.
Schon am Freitag sind uns 2 kleine Autos aufgefallen, einer blau, der andere grün. Sie standen nebeneinander und wirkten wie Spielzeugautos. Und natürlich waren uns die Kleinen völlig unbekannt, haben aber unser Interesse geweckt. Vor allem der grüne, der wie ein Frosch dastand. Am Armaturenbrett hinter dem grossen Lenkrad war ein Emblem auf dem Volugrafo stand. Das sagte uns nichts und wir wussten nicht, ob das die Marke oder einer der Vorbesitzer war. Hinten war ein Kennzeichen angebracht mit der Aufschrift Bimbo 46, was uns noch viel weniger sagte. Der Verkäufer bestätigte aber, dass es sich wirklich um einen strassenzugelassenen Microcar der Marke Volugrafo handelt, Bimbo 46 ist die Typenbezeichnung. Angeblich soll dies der einzige im Handel befindliche Wagen sein, zwei weitere würden sich in Museen befinden. Internetrecherchen zeigten aber mehrere Bilder und man kann davon ausgehen, dass noch mehr als 3 Fahrzeuge bekannt sind. Rund 60 sollen gebaut worden sein. Der grüne wurde am Samstag für 60’000 Euro nach Florenz verkauft. Der blaue Wagen entstand auch unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg und er hört auf den Namen A.L.C.A Volpe. Wir werden diese beiden Fahrzeug etwas genauer portraitieren. Neben diesen kleinen aber dennoch grossen Raritäten gab es viele Autos, die interessant waren. Aber bei der Menge alles genau anschauen zu wollen ist schlichtweg unmöglich und die Massenware interessierte uns einfach zu wenig. Es gab aber zwei kleine Fiat, die uns interessieren und hierzulande völlig unbekannt sind. Vor einem Kauf muss aber unbedingt die Möglichkeit einer Schweizer Zulassung geprüft werden.
An der Auto e Moto d’Epoca werden nicht nur Autos, Motorräder, Teile und Zubehör angeboten, es finden auch zahlreiche Events, Gespräche und Sonderausstellungen statt, die Bonhams-Auktion haben wir bereits erwähnt. In der Halle 1 gab es zum Thema Rally eine Ausstellung mit dem Titel RALLY ITALIA experience. Gezeigt wurden etwa 15 originale Rally-Fahrzeuge aus den Siebziger- und Achtzigerjahren. Anwesend war auch einer der damaligen Fahrer, Massimo ‘Miki’ Biasion, der zwischen 1980 und 1994 78 Rallys bestritt und 17 Mal zuoberst auf dem Treppchen stand. Neben dieser Sonderschau gab es einen Bereich, wo mehrmals täglich Interviews stattfanden. Es gab auch Vorträge zu den verschiedensten Themen. Sehr gut gemacht, unterhaltsam und spannend. In den Pausen gab es immer gute Möglichkeiten, mit den Gästen zu sprechen. Die Gespräche, auch mit Besuchern, die man schon Jahre kennt, nahmen teilweise viel Zeit in Anspruch, aber so erfährt man immer Aktuelles aus der Oldtimerszene. Eine gute Gelegenheit für Plaudereien war der Stand von Arthur Piskernik, der seine ‘alte Tanke’ mitten auf dem Areal stehen hatte. Arthur baut wunderschöne Tankstellen aus vergangenen Tagen, mit viel teilweise Original-Zubehör ausgestattet und bietet diese zum Kauf oder zur Miete an. Eine Bereicherung für jede Ausstellung und wie erwähnt immer ein guter Treffpunkt. Auch Arturo Merzario wusste das zu schätzen und stattete zusammen mit seiner Frau Anna einen Besuch ab. Wer sich für eine ‘Oldie-Tankstelle’ von Arthur interessiert, findet auf seiner schönen Website alle nötigen Informationen.
Die 35. Auto e Moto d’Epoca in Padua war wieder ein absolutes Highlight. Perfekt organisiert, auch wenn die Parkplatzsuche jeweils etwas länger dauern kann. Es gab sehr viele Verpflegungsmöglichkeiten, aber bei so vielen Besuchern mussten auch da Wartezeiten in Kauf genommen werden. Vor allem am Samstag war der Andrang wirklich gross, auch in den Hallen ging es teilweise kaum mehr vorwärts. Den Veranstalter freut das natürlich und es zeigt auch das grosse Interesse an klassischen Automobilen. Wir können diese Messe also wirklich empfehlen und raten, sich den Termin Ende Oktober 2019 bereits jetzt schon zu merken. Alle weiteren Informationen gibt es auf der Website des Veranstalters
Hier unsere Bildergalerie, Achtung, es sind 2 Seiten
Pingback: Auto e Moto d'Epoca Padua 2018 | DREAM-CARS.CH
Hallo Tele-Künstler,
tolle Bilder wie immer wenn ihr am “herumstreunen” bei den Messen seit. Ich kann euch nur beipflichten, dass Padua für mich die beste Messe für italo Freaks ist. Was ich bisher nicht wusste, dass man schon am Donnerstag gegen einen höheren Eintrittspreis als nicht Presse-Fotograf eingelassen wird. Für mich ist das nächstes Jahr der Pflichttermin schlechthin. Ich werde mir die Ausstellung am Donnerstag und Freitag zu Gemüte führen und meine Wunschteile suchen. Der Samstag und Sonntag gehört dann wieder Maranello und Ferrari, wo ich den Ferrari Club Maranello besuche. Dort treffe ich viele Freunde. Eine Frage, kann man auch die Donnerstags-Tickets online bestellen? Wünsche euch eine tolle nicht allzu ruhige Adventszeit, dass wir trotzdem noch was zu schauen und lesen haben.
SQUADRA BIANCO AZZURRO, Roland Hufschmid, 6024 Hildisrieden.
PS. Mein Auto wurde diesen Monat im neuen Auto-Heft “Träume Wagen” gross vorgestellt!
Hallo Roland
Ja, die lieben Messen. Es gibt viele und es werden immer mehr. Die einen sind beliebt und verzeichnen jedes Jahr mehr Besucher, die anderen sind eindeutig auf dem absteigenden Ast und es gibt solche, die schon vor der ersten Durchführung gestorben sind. Die Veranstalter sind gefordert, die Besucher werden anspruchsvoller. Padua gehört sicher zu denen, die es auch in einigen Jahren noch geben wird. Wir werden auch wieder dort sein. Aber wir sehen uns sicher vorher an einem Event. Bis dann und eine gute Zeit.
Freundliche Grüsse
Fredi Vollenweider und Team DREAM-CARS.CH
Hallo Tele-Künstler,
tolle Bilder wie immer wenn ihr am “herumstreunen” bei den Messen seit. Ich kann euch nur beipflichten, dass Padua für mich die beste Messe für italo Freaks ist. Was ich bisher nicht wusste, dass man schon am Donnerstag gegen einen höheren Eintrittspreis als nicht Presse-Fotograf eingelassen wird. Für mich ist das nächstes Jahr der Pflichttermin schlechthin. Ich werde mir die Ausstellung am Donnerstag und Freitag zu Gemüte führen und meine Wunschteile suchen. Der Samstag und und Sonntag gehört dann wieder Maranello und Ferrari, wo ich den Ferrari Club Maranello besuche. Dort treffe ich viele Freunde. Eine Frage, kann man auch die Donnerstags-Tickets online bestellen? Wünsche euch eine tolle nicht allzu ruhige Adventszeit, dass wir trotzdem noch was zu schauen und lesen haben.
SQUADRA BIANCO AZZURRO, Roland Hufschmid, 6024 Hildisrieden.
PS. Mein Auto wurde diesen Monat im neuen Auto-Heft “Träume Wagen” gross vorgestellt!