Bereits zum 15. Mal fand am Mittwoch, 21. August 2019, der ZCCA, der Zurich Classic Car Award, auf dem Bürkliplatz in Zürich statt. Die möglichen Kandidaten für diesen Event werden während des Jahres durch den Veranstalter an verschiedenen Oldtimerveranstaltungen und Classic Meetings vorselektioniert. Jedes Fahrzeug ist aber auch berechtigt, direkt beim Eventveranstalter angemeldet zu werden (Kontaktaufnahme direkt über den Veranstalter). Die Teilnehmer zum Concours werden vorselektioniert und aus den ausgewählten Kandidaten werden schlussendlich knapp 90 Automobile, zusammen mit ihren Besitzern, auf den Bürkliplatz eingeladen. Die ausgestellten Fahrzeuge werden in Klassen eingeteilt und von einer Fachjury, bestehend aus Motorjournalisten unter der Leitung des Jurypräsidenten bewertet. Die Bewertungskriterien finden Sie unter «Reglement» auf der Website des Veranstalters, www.zcca.ch. Diese Fachjury bestimmte nebst den Kategoriensiegern auch den Gesamtsieger der Veranstaltung, welcher mit dem «Zurich Classic Car Award 2019» prämiert wurde. Zusätzlich zu den von der Jury verliehenen Preisen hatte das Publikum die Möglichkeit, mit seiner Stimme den «Public Prize ZCCA» zu ernennen. Vor allem beim Publikumspreis gibt es immer wieder Überraschungen, da kann durchaus ein eher unspektakuläres Fahrzeug in der Gunst des Publikums stehen, wie ein verhältnismässig normaler Jaguar XK 140 im Jahre 2017. Dieses Jahr gab es drei Sonderkategorien: 100 Jahre Bentley, 70 Jahre Abarth und Micro-Cars. Für Abwechslung und Gegensätze war also gesorgt.
Die Teilnehmer müssen ab 09.00 Uhr mit ihrem Fahrzeug auf dem Bürkliplatz anwesend sein, denn ab 10.00 Uhr ist die Ausstellung für die Besucher geöffnet. Die Besucher haben ausreichend Zeit, sich die Fahrzeuge in aller Ruhe anzuschauen und ihren persönlichen Liebling auszuwählen und ihre Stimme anzugeben. Während dieser Zeit begutachtet die Jury in Zweiergruppen die ausgestellten Fahrzeuge und bewertet sie nach vorgegebenen Kriterien. Die Jury achtet vor allem auf folgende Kriterien: Eleganz und allgemeine Schönheit resp. Verfeinerung im Design, Harmonie der Farben, Eleganz der Polsterung und Verkleidungsteile, Eleganz und Übereinstimmung der Accessoires und Sonderausstattungen, mechanische Effizienz und Erhaltung des Motorraums. Auf Originalität (Lack, Interieur, Chrom, zeitgenössisches Tuning, historische Accessoires etc.) und/oder originalgetreue Restaurierung wird besonders Wert gelegt. Einen positiven Einfluss auf die Bewertung kann unter anderem haben: Das Mitführen von Originalunterlagen (z.B. Dokumente, Prospekte, Restaurierungsunterlagen, Unterlagen zur Geschichte des Fahrzeugs etc.), das Mitführen von Originalbordwerkzeug und anderem Zubehör im Bezug zum Fahrzeug. Das ist natürlich immer eine Herausforderung der Jury, denn es ist oftmals sehr schwierig, wirklich alle Punkte objektiv zu beurteilen, denn gerade beim Design spielt der persönliche Geschmack eine wichtige Rolle. Solche Concours d’Elégance sind denn auch nicht jedermanns Geschmack und auch wir, die jeden Tag mit Klassikfahrzeugen zu tun haben, sehen diese Events unter ganz anderen Aspekten als ein Besucher, der nicht so detaillierte Kenntnisse über die Fahrzeuge hat. Wir beobachten, dass doch recht häufig bekannte Fahrzeuge von bekannten Sammlern, Autos die damals und heute teuer sind, erheblich grössere Chancen auf eine Auszeichnung haben.
Die Zeit, in der sich die Juroren die Fahrzeuge anschauen, muss man irgendwie überbrücken und die Zeit, bis das erste Fahrzeug auf den roten Teppich vor dem Musikpavillon fährt, ist doch recht lang. Wir nutzen diese Stunden jeweils für Gespräche und auch für das leibliche Wohl muss gesorgt werden. Bei schönem Wetter kann man einen Spaziergang am nahen Zürichsee unternehmen, denn auf dem Bürkliplatz verpasst man nicht viel, die Fahrzeuge stehen dort bis zur Preisverleihung. Gegen 14.30 Uhr aber steigt die Spannung, wenn die Fahrzeuge vor den vielen Zuschauern präsentiert und prämiert werden. Es ist immer wieder spannend, was die Besitzer über ihre Fahrzeuge erzählen können. Und gerade diese Geschichten machen viel aus, sind sie doch Bestandteil des Fahrzeuges. Genau so wie Gebrauchsspuren, sie erzählen vom bewegten ‘Leben’. Komplett restaurierte Fahrzeuge sind einerseits eindrücklich, andererseits irgendwie ihrer Seele beraubt. Zum Glück werden aber nicht zwangsläufig die teuersten Fahrzeuge ausgezeichnet, immer wieder ist man erstaunt, weshalb jetzt gerade dieses Fahrzeug einen Preis gewonnen hat. Bei der Kategorie Microcars gibt es auch Exemplare, die für mittlerweile hohe Summen gehandelt werden, wie der Messerschmitt TG 500, mit dem Bernhard Taeschler auf den Bürkliplatz kam, wegen einer Fussverletzung hat allerdings ein Bekannter von Bernhard das Auto gefahren. Bei den Micorcars zählt mehr die Seltenheit oder die originelle Erscheinung, denn schöne Klein- und Kleinstwagen sind wirklich eine Ausnahme, wobei auch das wieder subjektiv ist. Es ging damals in den Fünfzigerjahren hauptsächlich darum, günstig von A nach B zu kommen, schön sein mussten diese Einfachautos nicht. Die Rohstoffe nach dem Zweiten Weltkrieg in der Wirtschaftswunderzeit waren knapp, da musste oft auf billiges und in ausreichender Menge verfügbares Rohmaterial zurückgegriffen werden. Es entstanden aber Fahrzeuge, die heute genau so begeistern wie ein Rolls Royce oder Mercedes aus der gleichen Epoche.
Die Idee, einen Concours d’Elégance durchzuführen ist nicht neu, schon in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts gab es solche Events, wo sich die High Society mit ihren teuren Luxusautos in teuren Kleidern dem Publikum präsentierte. Solche Events gibt es heute noch, Beispiele sind Pebble Beach in den USA oder in der Villa d’Este am Lago di Como in Italien. Der Concours d’Elégance auf dem Bürkliplatz ist da viel bescheidener, was auch sehr sympathisch ist. Da gibt es auch mal Rennwagen, die heute zwar aufregend und schön anzuschauen sind, aber auch in diesem Segment ging es damals nicht primär um Schönheit, die Autos mussten schnell sein und Siege einfahren, sonst nichts. Die Vielfalt war wie erwähnt gross und es gab Preise in den folgenden Kategorien zu gewinnen. Jeweils die Plätze 1 bis 3 wurden prämiert.
Microcars
Prewar/Vorkrieg
Bentley 100 Jahre
Postwar/Nachkrieg der 40/50er Jahre
Abarth 70 Jahre
Postwar/Nachkrieg der 60er Jahre
Postwar/Nachkrieg der 70er Jahre
Best Preserved (das am originalsten erhaltene Auto)
Publikumspreis
Best of Show
Letztes Jahr war zusätzlich noch eine Gruppe Motorräder vertreten, auf die Zweiräder hat man dieses Jahr wieder verzichtet. Es ist auch schwierig, diese Kategorie zu bewerten. Aber trotzdem schade.
Einmal mehr wurde ein relativ normaler Oldtimer vom Publikum zum Liebling gewählt, ein Chevrolet Impala Convertible. Autos wie ein De Tomaso Pantera oder ein Jaguar SS 100 gingen leer aus. Aber insgesamt waren die vergebenen Preise gerecht, auch wenn sicher der eine oder andere stolze Besitzer enttäuscht die Heimreise antrat. Ein wieder sehr gelungener Event in schöner Umgebung mitten in Zürich, das Wetter hat perfekt mitgespielt und die Stimmung war wie immer locker und freundschaftlich. Man trifft immer viele Leute und hat wirklich ausreichend Zeit für angeregte Gespräche. Wir gehörten wie so oft zu den Letzten, die den Bürkliplatz verliessen. Und wenn man schon in Zürich ist, kann man sich noch in der Altstadt mit einem feinen Nachtessen verwöhnen lassen und den Abend geniessen. Vielen Dank an alle, es war ein schöner Tag.
Hier noch die Rangliste des ZCCA 2019.
Micro-Cars
1. Messerschmitt FMR TG 500 Tiger
2. BMW Isetta
3. Brütsch Spatz 200
Prewar/Vorkrieg
1. Rolls Royce Phantom I Boattail
2. BMW 328 mit Karrosserie Wendler
3. Mercedes Nürburg 500
Bentley 100 Jahre
1. Bentley Mk VI
2. Bentley R Type
3. Bentley 4.5 Ltr. ‘Aero’
Postwar/Nachkrieg der 40/50er Jahre
1. Lancia Aurelia B24 Spider America, zugleich auch ‘Best of Show’
2. Arnolt-Bristol Roadster
3. Jowett Javelin Standard
Abarth 70 Jahre
1. Fiat Abarth Zagato 750 GT Corsa
2. Abarth 1000 GT Bialbero
3. Abarth OT 1300 Periscopio
Postwar/Nachkrieg 60er Jahre
1. Alpine A 108
2. Aston Martin DB 5 Shooting Brake
3. Alfa Giulietta Spider
Postwar/Nachkrieg 70er Jahre
1. Monteverdi 375 S
2. Alfasud Sprint Veloce Trofeo
3. Lamborghini Countach LP 400 S
Ein Preis fehlt noch, es ist die Auszeichnung für den ‘Best preserved car’ also das am originalsten erhaltene Auto. Ganz überrascht durfte Bruno von Nünlist den Preis entgegennehmen. Das Auto ist ein aus den Neunzigerjahren stammende Bentley Eight, der eigentlich noch immer im Neuzustand ist und mit erst 3’000 Kilometern auf dem Zähler noch längst nicht eingefahren ist. Das Auto stand 20 Jahre lang ungenutzt und musste mit viel Aufwand gereinigt und poliert werden. Aber wie man sieht, hat sich die Mühe gelohnt.
Alle weiteren Daten, Bedingungen und Informationen gibt es direkt auf der Website des Veranstalters, www.zcca.ch