Das 20. Jochpass Memorial im Oktober 2018 in Bad Hindelang war für viele Teilnehmer und Besucher eine Enttäuschung, wir haben darüber berichtet. Die Konsequenzen wurden gezogen, ein neues Team wurde mit der Organisation für das 21. Jochpass Memorial beauftragt. Die Erwartungen waren also gross und wir haben uns schon letztes Jahr entschieden, dem neuen Team eine Chance zu geben und nochmals ins Allgäu zu fahren. Die Wetteraussichten waren hervorragend, man konnte sich auf ein tolles Motorsport-Wochenende freuen. Und es wurde so, wie man es sich wünschte, einen tollen Event haben die neuen Verantwortlichen auf die Beine gestellt. Am Informationsabend wurde darauf hingewiesen, dass die Fahrer wieder im Zentrum stehen und so wurde auf ein umfangreiches Rahmenprogramm verzichtet. Da fuhren keine Karts, keine Rollbretter und Longboards mehr, einzig der Vespa-Club war noch im Programm, das störte aber nicht und sorgte auch für keine Verzögerungen. Unterbrüche gibt es an einer Rennveranstaltung aber leider immer, so wurde auch das 21. Jochpass Memorial nicht davor verschont. Am Samstagmorgen verunfallte ein Motorradfahrer auf der anderen Seite des Oberjochs und musste geborgen und versorgt werden. Dieser Zwischenfall hatte aber nichts zu tun mit dem Jochpass Memorial. Gegen 14.00 Uhr ertönte in Bad Oberdorf die Sirene und die Feuerwehr musste ausrücken. Einige Minuten später traf die Polizei und ein Rettungswagen mit Blaulicht und Sirene auf Posten 6 ein, wo wir uns befanden. Kurze Zeit später erschien auch die Feuerwehr mit einem Löschzug. Das Rennen war längst wieder unterbrochen und es fragten sich alle, was überhaupt passiert ist. Dann die Nachricht, dass es sich um einen Fehlalarm handelte, in der Jugendbildungsstätte liessen die Schüler in der Küche das Essen anbrennen, die Rauchentwicklung löste den Alarm aus. Nach rund einer halben Stunde ging das Rennen weiter, aber schon bald hörte man am Funk, dass ein Radfahrer gestürzt und den Abhang hinunter gerutscht sei, ein Notarzt wurde angefordert. Wieder Ambulanzen auf der Strecke und bald darauf kreiste auch ein Hubschrauber über unseren Köpfen. Der dritte Unterbruch, der mit dem Event überhaupt nichts zu tun hatte. Dennoch konnten die Teilnehmer am Samstag 4 Läufe fahren. Organisatorisch stimmte seitens des Veranstalters also alles und man konnte auch mit diesen Vorkommnissen sehr gut umgehen.
Schon beim Eintreffen im Fahrerlager merkte man schnell, dass das wieder das Jochpass Memorial ist, wie man es sich von den vergangenen Jahren gewohnt war. Da stand wieder ein grosses Festzelt und mitten im Fahrerlager gab es eine mobile Kaffeebar. Das schöne Wetter lockte viele Gäste und Besucher an, es wurde diskutiert, gelacht, die Stimmung war wirklich toll. Am Freitag fanden im Fahrerlager die Fahrzeugabnahmen statt und ab 19.00 Uhr folgte die Fahrerbesprechung im Zelt. Es gab dieses Jahr wie erwähnt kein Rahmenprogramm mehr, auch kein Essen für die Teilnehmer, sie konnten sich ein Restaurant aussuchen und davon gibt es ja genügend in Bad Hindelang. Eigentlich eine gute Idee, auch viele Fahrer mögen das so. Die Massenverpflegung ist nicht jedermanns Sache. Schade war, dass das Romantikhotel und Restaurant Sonne, mitten im Ort, wegen Insolvenz geschlossen war. Dort traf man sich jeweils abends nach dem Essen in der Bar und liess den Abend bei angeregten Gesprächen ausklingen. Da der Start am Morgen jeweils erst um 08.30h erfolgt, kann man sich das eine oder andere Bier mehr gönnen, es bleibt trotzdem genügend Zeit zum Ausschlafen. Sonst aber fand der Event im gewohnten Rahmen statt. Die Strecke war natürlich die gleiche, aber es gab keine Baustellen mehr und lediglich vor dem Ziel gab es aus Sicherheitsgründen eine Geschwindigkeitsbeschränkung. Das war aber kein Problem und störte nicht. Der Start war ebenfalls wieder unten in Bad Hindelang.
Die Strecke führt vom Ortsausgang hinauf auf das Oberjoch. Die 7,9 km lange Strecke besteht fast nur aus Kurven, 106 an der Zahl und überwindet einen Höhenunterschied von 360 Metern. Es ist die höchstgelegene Bundesstrasse in Deutschland (B308). Hier geht es zum Streckenplan. Erstmals gab es am 16. September 1923 ein Rennen am Jochpass. 80 Teilnehmer, alles Motorräder, nahmen auf der damals noch nicht asphaltierten Strasse teil. Am schnellsten war eine Frau, Ada Otto. Bis 1930 gab es weitere 7 Rennen, dann war Schluss, bis nach der Wirtschaftskrise und dem 2. Weltkrieg 1954 endlich wieder ein Rennen ausgetragen wurde, das neunte insgesamt. Danach wurde es am Jochpass für weitere 28 Jahre still und erst 1982 wurde das 10. Oberjochrennen veranstaltet. Bis 1987 wurde das Rennen jährlich durchgeführt, dann erwirkten Naturschützer einen 2-Jahres-Turnus und am 21./22.10.1989 wurde das letzte richtige Oberjoch-Bergrennen durchgeführt. Oftmals waren diese Rennen die Finalläufe der Europa-Bergmeisterschaft. 1999 fand zur Freude der Fans anläßlich des 100-jährigen Bestehens des “Neuen Jochpasses” endlich wieder eine Motorsportveranstaltung, das 1. Internationale Jochpassrennen-Memorial, statt. Dabei handelt es sich um eine Gleichmäßigkeitsprüfung aus insgesamt vier Wertungsläufen. Die Teilnehmer müssen sich eine Sollzeit setzen, die es möglichst genau einzuhalten gilt. Es gewinnt also nicht der schnellste, sondern der genaueste Fahrer. Das ist auch Chancengleichheit, denn wenn man sich die Fahrzeuge anschaut, stellt man riesige Unterschiede fest. Wie immer am Jochpass Memorial fährt eine stattliche Anzahl Vorkriegsfahrzeuge, die aber durchaus sehr sportlich gefahren werden, was vor allem in den Kurven deutlich zum Ausdruck kommt.
Als erste Gruppe starteten die Motorräder, gefolgt vom Vespa-Club und den Vorkriegsfahrzeugen. Dann die übrigen Teilnehmer. Die jüngsten Fahrzeuge stammten aus den frühen Neunzigerjahren. Einige Showfahrzeuge waren jünger, auch Renn- und Formelfahrzeuge waren am Start. Leider fehlte dieses Jahr Fredy und Thomas Amweg, vor allem Fredy ist eigentlich ein fester Bestandteil dieses Events. Gut 130 Autos sowie rund 60 Motorräder und Gespanne waren zu Beginn am Start. Schon im ersten Lauf gab es die ersten Ausfälle durch technische Defekte. OK-Chef Uwe Lassau sagte am Freitagabend an der Fahrerbesprechung, dass der erste, der einschlägt, nächstes Jahr nicht starten dürfe. Er sagte dann kurz und trocken, dass er der erste war und 2020 deshalb nicht fahren werde. So kann es gehen und Ordnung muss sein 😉 Es wurde auch auf die Geschwindigkeitsbeschränkung vor dem Ziel hingewiesen und die Fahrer wurden eingehend ermahnt, sich an die signalisierte Geschwindigkeit zu halten. Es wurde mit einem Radargerät gemessen und trotzdem konnten sich einige Fahrer nicht beherrschen, sie wurden in der Folge disqualifiziert und durften am Sonntag nicht mehr starten. Der Sonntag war vom Ablauf her gleich, ausser dass statt um 18.00 Uhr schon nach 16.00 Uhr Schluss war, denn um 17.00 Uhr fand im Festzelt die Siegerehrung statt. Der Sonntag verlief ohne Zwischenfälle und Unterbrüche und obwohl am Abend früher Schluss war, konnten wiederum 4 Läufe gefahren werden. Da blieb Zeit für 2 Showeinlagen der besonderen Art. Die Fahrer des Vespa-Club zeigten einen Le Mans-Start. Die Roller wurden entlang der Startgeraden rechts schräg in Fahrtrichtung aufgereiht und die Fahrer standen auf der gegenüberliegenden Seite. Karl Schober amtete als Starter mit einer weissen Flagge und musste sich beeilen wieder von der Strecke zu kommen, denn die schnellsten Vespas gingen ab wie Schmidts Katze.
Video Le Mans-Start der Vespa-Fahrer
Das 21. Jochpass Memorial verging wie im Flug und fand einen tollten Abschluss mit der Siegerehrung am Sonntagabend im Festzelt. Das prächtige Sommerwetter lockte am Sonntag so viele Zuschauer nach Bad Hindelang, dass am Ortseingang extra ein zusätzlicher Parkplatz notwendig war. Uwe Lassau meinte zum Schluss, dass noch einige Verbesserungen notwendig seien, das sind aber wirklich Details. Letztes Jahr musste man befürchten, dass das Jubiläums-Memorial gar das letzte hätte sein können. Die neue Mannschaft hat dieses Jahr wirklich einen tollen Job gemacht und die Zukunft dieses Events gesichert. Der Termin für 2020 steht auch schon fest, das 22. Jochpass Memorial wird vom 16. bis 18. Oktober stattfinden. Da werden auch wir sicher wieder dabei sein. Es gibt übrigens eine neue Website, https://jochpass-oldtimer-memorial.com/. Auf dieser Website findet man auch alle Ranglisten sowie weitere Informationen. Toll gemacht, eine wahre Freude und auch von unserer Seite nochmals herzlichen Dank an alle, die diesen Event möglich gemacht hatten.
Video 1
Video 2
Unten gelangt man zu den vier Galerien und selbstverständlich gibt es viele weitere Bilder in unserem Shop.
Ich bin ehrlich. Den Porsche hätte ich nicht erkannt. Bei der Form hätte ich eher an einen Fiat gedacht. Die sehen ja heute noch so aus, wie ne Knutschkugel…
Auf jeden Fall spannend. Danke!
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