Das bekannte Bergrennen im norditalienischen Vernasca findet normalerweise immer Ende Juni statt. Dieses Jahr wurde der Event coronabedingt auf das Wochenende vom 10. – 12. September verschoben. Der seit 2017 stattfindenden Trackday im nahegelegenen Autodromo Riccardo Paletti in Varano de’ Melegari fand dieses Jahr ebenfalls nicht statt. Auch die Anzahl der Teilnehmer war kleiner als üblich. Trotzdem war der beliebte Event wieder vom Allerfeinsten, was an historischem Motorsport am Berg geboten werden kann. Und es gab einen Grund, zu feiern, es war nämlich das 25. Vernasca Silver Flag der Neuzeit. Einer der von Anfang an dabei ist, ist Gaetano Derosa. Er kommentiert jeweils am Start und gibt den zahlreichen Besuchern Informationen zu den Fahrzeugen und Fahrern. Auch die Siegerehrung am Sonntagnachmittag oben auf der Zitadelle in Vernasca wird von ihm moderiert. Dieses Jahr war es für ihn allerdings das letzte Mal, nächstes Jahr wird ein Nachfolger sein Amt übernehmen.
Aber beginnen wir von vorn. Durch den Wegfall des Trackday war die Veranstaltung einen Tag kürzer als in den Vorjahren. Dennoch reisten etliche Teilnehmer bereits am Donnerstag an. So hat man genügend Zeit, sich im Fahrerlager einzurichten. Für die Infrastruktur ist jeder Teilnehmer selber verantwortlich. Der Veranstalter stellt lediglich den Platz zur Verfügung. Zelte und anderweitiges Equipment muss jeder Teilnehmer selber mitbringen. Das klappt aber hervorragend und alle, die schon einmal dabei waren wissen, wie das geht. Man kann einen Event auch ‘überorganisieren’, was oft in einem Chaos und Durcheinander endet. In Italien funktioniert das schon deshalb gut, weil die Hände und Füsse mit in die Kommunikation einbezogen werden. Aber ganz alleine lässt man die Teilnehmer dennoch nicht walten, immer auf seinem Fahrrad unterwegs im Fahrerlager ist der ‘Grande Manager’ Raffaele Rizzi. Und was jemand von der Alpennordseite als harsch und laut empfindet, ist durchaus normal im Land von Spaghetti und Pizza. Halt eben eine andere Welt, die sich auch in einer schier grenzenlosen Freude und Begeisterung entlang der Strecke manifestiert. Dieses Phänomen kann auch an Veranstaltungen wie der Mille Miglia und anderen Rennsportevents beobachtet werden. Sehr beliebt am Vernasca Silver Flag sind Plätze am Start, da drängen sich die Leute auf beiden Strassenseiten, viele mit einem Handy in der Hoffnung, ein möglichst gutes Bild zu schiessen.
Gestartet wird das Rennen, das eigentlich gar keines ist, denn es findet keine Zeitmessung statt, am Samstagmorgen. Nach der Fahrerbesprechung um 10.30h wird um 11.00h in 6 Gruppen zum ersten Lauf gestartet. Die Strecke führt von Castell’ Arquato auf einer über 4 Kilometer langen fast geraden Strasse ins benachbarte Lugagnana Val Darda, bevor ausgangs des Dorfes die kurvenreiche Bergstrecke hinauf nach Vernasca folgt. Dieser Streckenabschnitt mit 34 Kurven und Steigungen bis zu 10% ist gut 5 Kilometer lang. Oben angekommen, werden alle Fahrzeuge auf dem Dorfplatz geparkt. Auch hier gibt es keine Abschrankungen und auch die sehr wertvollen Autos können von den Besuchern aus nächster Nähe bestaunt werden. Nach dem Mittagessen wird die Strecke für den öffentlichen Verkehr wieder gesperrt und es folgt die Rückführung der Teilnehmer zum Start des zweiten Laufes um 15.30h. Am Abend wurde zum Gala-Diner im Innenhof oben auf dem Kastell in Castell’ Arquato eingeladen. Man konnte den Abend richtig geniessen und nach dem Diner traf man viele in den Restaurants zu einem letzten Drink. Am Sonntag ging es dann weiter mit dem 3. und letzten Lauf um 10.30h, mit anschliessendem Mittagessen und der Preisverleihung hoch über dem Rathaus in Vernasca. Der herrliche Ausblick auf die hügelige Landschaft mit den Autos unten auf dem Marktplatz ist einmalig.
Das erste Rennen fand bereits 1953 statt, die letzte ‘alte’ Durchführung gab es dann 1972. Nach einer Pause fand dann 1996 das erste ‘moderne’ Rennen statt, aber als Revival mit Fahrzeugen von damals. Der Veranstalter und Organisator ist der C.P.A.E – Club Piacentino Automotoveicoli d’Epoca und als OK-Präsident zeichnet Claudio Casali (Mitte) verantwortlich. Jedes Jahr gibt es ein Thema, dieses Jahr waren es die Museen. So kamen etliche Fahrzeuge nach Vernasca und wurden dem begeisterten Publikum gezeigt. Das Vernasca Silver Flag ist auch bei Schweizern und Deutschen sehr beliebt, so ist Deutsch an diesem Wochenende keine Fremdsprache. Bei unserem ersten Besuch dieses Events, 2016, gab es ein kurzes und heftiges Gewitter, auch dieses Jahr musste man einen kurzen Regenguss hinnehmen, sonst aber konnte man immer schönstes Sommerwetter geniessen. Eines der gesellschaftlichen Highlights des Events ist sicher das Diner am Samstagabend, oben auf der Zitadelle von Castell’ Arquato, unter freiem Himmel mit Feuerwerk. Ja, die Italiener wissen zu leben. Und einmal mehr möchten wir uns bei ‘unserem’ Polizisten oben in Vernasca verabschiden, er ist immer besorgt, dass wir einen Parkplatz haben. Herzlichen Dank an alle, die auch unter den erschwerten Bedingungen wieder einen Top-Event auf die Beine und Räder gestellt haben.
Grazie al team Vernsca Silver Flag per i giorni meravigliosi. Siete fantastici! Grazie amici! Non vedo l’ora che arrivi il prossimo anno. Cordiali saluti dalla Svizzera, Ela Lehmann e il team DREAM-CARS.CH.
Auch das 25. Vernasca Silver Flag wird in bester Erinnerung bleiben. Übrigens, Gaetano Derosa hat ein Buch verfasst mit dem Titel ‘Vernasca Silver Flag – Passione da 25 anni’. Natürlich mit vielen Bildern, bekannten Persönlichkeiten und Informationen zu vielen Fahrzeugen, die man in Vernasca erleben durfte.
Hier gibt es weitere Details: www.cpae.it und www.vernascasilverflag.it.
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