Beschaffung von Oldtimer-Ersatzteilen

 

Immer wieder ist die Beschaffung von Ersatzteilen und Zubehör für Old- und Youngtimer ein Thema. Es wird tatsächlich immer schwieriger, für viele Fahrzeuge – aller Marken – die passenden Teile in guter Qualität zu finden. Nachgefertigte Teile sind sehr oft als Notlösung zu betrachten, denn die Qualität stimmt leider in den seltensten Fällen. Vieles von diesem Material wird in Fernost zu Billigstpreisen hergestellt und taugt wirklich selten etwas. Was also tun, wenn man seinen geliebten Klassiker neu prüfen lassen muss und ein Rücklicht defekt ist? Da ist guter Rat oftmals teuer, aber mit etwas Glück liegt die Lösung vielleicht gar nicht mal in so weiter Ferne. Bleiben wir beim genannten Rücklicht, das hier als Beispiel dienen soll. Eine Lancia Fulvia Zagato benötigt ein Rücklichtglas. Schon seit Jahrzehnten sind diese raren Teile nicht mehr lieferbar und jetzt stellt sich die Frage, wo bekommt man innert nützlicher Frist so ein Rücklicht. An Oldtimerbörsen in Italien sieht man ab und zu solche Rückleuchten zu Preisen ab 300 Euro, selbst ein einzelnes Glas kann schnell 120 Euro kosten. Ein stolzer Preis. Da ja nicht immer dann eine Börse stattfindet, wenn man das Teil benötigt, ist das Internet eine ideale Möglichkeit, um einen Händler zu finden, der das gesuchte Teil anbietet. Da muss man dann aber schnell feststellen, dass wie in diesem Beispiel ‘non disponibile’ also nicht verfügbar, steht.

Dieser Händler bietet ein Paar Rückleuchtengläser zu einem vernünftigen Preis an, kann aber nicht liefern. Bild Internet.

In unserem Beispiel hat man aber eine gute und günstige Alternative, denn genau diese Rückleuchten wurden auch für den Peugeot 204 der zweiten Serie verwendet. Wenn man in Frankreich nach diesen Rückleuchten sucht, findet man viele günstige Angebote wie dieses.

Im Vergleich zu den Angeboten für Lancia, sind die Rückleuchten für Peugeot geradezu billig


Ein Peugeot 204, hier als seltenes Coupé


Zum Vergleich die Lancia Fulvia Zagato von Hans Orsatti, hier am Euro Sportcars Day Ascona, 16.09.2018

Das ist nur ein Beispiel, solche gibt es aber viele. Vor allem kleine und exotische Hersteller haben gerade im Bereich von Beleuchtungsteilen fast immer auf bestehende Teile zurückgegriffen. So wurde teilweise ‘um ein Rücklicht herum gebaut’ wie im Beispiel des Monteverdi Safari, der die Rückleuchten des Peugeot 504 Break hat. Passt eigentlich ganz gut finden wir.

Oben der Peugeot 504, der seine Rückleuchten an den Monteverdi Safari vererbte. Bild Archiv DREAM-CARS.CH

Als Ford Ende 1989 Jaguar übernahm stellte man schnell fest, dass viele Komponenten im Innenraum an den banalen Ford Mondeo erinnerten. Das war tatsächlich so, Ford brachte Mitte der Neunzigerjahre Jaguar in die Gewinnzone, was nur möglich war, weil viele Teile aus den Ford-Regalen stammten. Natürlich verlor dadurch der einst noble Brite an Charakter und Eigenständigkeit, aber es zählte eben nur das Geld und der Gewinn. Beim italienischen Sportwagenhersteller Ferrari konnte man Gleiches beobachten, der 308 war der letzte eigenständige Ferrari, sein Nachfolger, der bereits unter Fiat-Regie gebaute 328 war äusserlich fast unverändert, im Innenraum erschreckten einem aber triste schwarze Plastikschalter von Fiat. Natürlich werden auch mechanische Bauteile markenübergreifend eingesetzt, Peugeot hat seit über hundert Jahren ein Schmiedewerk und stellt für viele Hersteller Komponenten her. Selbst ganze Motoren fanden in verschiedenen Fahrzeugen Verwendung. Ein bekanntes Beispiel ist der Euro-V6, ein ursprünglich als V8 konzipierter Motor, der wegen der Ölkrise in der ersten Hälfte der Siebzigerjahre schliesslich als PRV-Motor mit knapp 2,7 Litern Hubraum auf den Markt kam und im Peugeot 604, den 504 Coupé und Cabriolet-Versionen von Peugeot, dem Renault 30 und dem Volvo 264 zum Einsatz kam. Auch Lancia, Venturi, Alpine und De Lorean setzten dieses Triebwerk ein. So findet man heute noch ausreichend Ersatzteile für diesen Motor.

Der PRV-Motor, hier mit einem GM-Automat, wie er im Peugeot 504 von 1974 bis 1977 und im Peugeot 604 eingesetzt wurde.

Es ist sicher schon vielen passiert, dass sie ein Fahrzeug gesehen haben und sich sagten, das kommt mir bekannt vor. Es ist dann aber schwierig, das Teil einem Modell einer anderen Marke zuzuordnen. Ein Kuriosum sind auch Aussenspiegel. Heute ist jedes noch so kleine und billige Auto mit zwei davon ausgestattet. Das war nicht immer so. Viele Hersteller lieferten bis anfangs der Siebzigerjahre die Fahrzeuge ohne Aussenspiegel an die Händler, die dann für den Anbau besorgt sein mussten. Zum Teil konnten die Kunden zwischen mehreren Modellen wählen. So gesehen gibt es bei den Rückspiegeln selten originale Modelle. Selbst in den Prospekten waren die Fahrzeuge ohne Rückspiegel abgebildet, wie hier ein Peugeot 404 von 1964.

Ein Original-Prospekt des Peugeot 404 von 1964. Das Fahrzeug hat keine Aussenspiegel


Zeitgenössisches Zubehör für den Peugeot 203

Man kann also durchaus rare und gesuchte Teile finden zu angemessenen Preisen, wenn man über die nötigen Kenntnisse verfügt. Heute den Überblick zu haben über diese Teile und deren Einsatz ist unmöglich, aber es wäre interessant und schön, wenn man eine diesbezügliche Datenbank zur Verfügung hätte. 

Fredi Vollenweider, 22.03.2020

Ein Gedanke zu „Beschaffung von Oldtimer-Ersatzteilen

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